Immobilien

Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das Justizministerium strengere Sanktionen. Was bedeuten diese Vorhaben für Mieter, Vermieter und den Wohnungsmarkt? Und wo bleiben echte Lösungen?
11.07.2025 13:42
Lesezeit: 2 min

Mietpreisbremse verlängert: Ausnahmen trotz Regelung

Die Mietpreisbremse bei der Neuvermietung von Wohnungen in gefragten Stadtteilen wird bis Ende 2029 verlängert. Ein entsprechender Vorschlag der schwarz-roten Koalition erhielt im Bundesrat die nötige Zustimmung.

Die Mietpreisbremse ist anwendbar in Regionen, die von der jeweiligen Landesregierung als Bereich mit angespanntem Wohnungsmarkt ausgewiesen werden. Bei einem neuen Mietvertrag darf die Miete dort höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Diese orientiert sich an Durchschnittswerten vergleichbarer Wohnungen, wie sie etwa in Mietspiegeln verzeichnet sind. Nicht unter die Mietpreisbremse fallen etwa Neubauten, die nach Oktober 2014 zum ersten Mal vermietet wurden, sowie Wohnungen, die nach einer grundlegenden Modernisierung erneut zur Vermietung stehen.

Die jetzt durch Bundestag und Bundesrat beschlossene Verlängerung der Mietpreisbremse reicht nach Meinung von Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) jedoch nicht aus, um Mieter vor überhöhten Mietforderungen zu bewahren. "Nach der Sommerpause wird eine Expertenkommission ihre Arbeit aufnehmen, die sich mit weiteren drängenden Fragen des Mietrechts befassen wird", sagte Hubig gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Diese Kommission soll insbesondere Vorschläge für eine Bußgeldregelung vorlegen, die sich auf Verstöße gegen die Mietpreisbremse bezieht. Dies ist laut Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD bereits vorgesehen.

Mieter können zu viel gezahlte Miete einfordern, Angst hindert oft am Widerspruch

Derzeit gilt: Verstößt ein Vermieter gegen die Mietpreisbremse, kann der Mieter die zu viel gezahlte Miete zurückverlangen. "Mehr hat der Vermieter nicht zu befürchten", kritisiert Hubig. "Das ist aus meiner Sicht unbefriedigend."

Laut SPD-Ministerin Hubig sei es ihr wichtig, darauf hinzuweisen, "dass es viele ordentliche Vermieterinnen und Vermieter in Deutschland gibt". Dennoch trauten sich viele Personen mit geringem oder mittlerem Einkommen nicht, unfaire Mietkonditionen anzufechten. "Wer Angst hat, sein Dach über dem Kopf zu verlieren, widerspricht im Zweifel nicht." Der Gesetzgeber müsse daher aktiv werden.

Kommissionsbericht bis Ende 2026 geplant

Die Expertenkommission soll ihre Empfehlungen spätestens zum 31. Dezember 2026 vorlegen. Das Gremium wird sich aus Juristen, Wissenschaftlern, Vertretern von Mieter- und Vermieterverbänden sowie dem Deutschen Städtetag zusammensetzen.

Zudem soll geprüft werden, wie die bisher schwache Regelung gegen Mietwucher im Wirtschaftsstrafrecht überarbeitet werden kann. Die Kommission soll Vorschläge erarbeiten, wie man der Mietwucher-Regelung "Biss verleihen kann", so Hubig. Bisher gilt: "Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder leichtfertig für die Vermietung von Räumen zum Wohnen oder damit verbundene Nebenleistungen unangemessen hohe Entgelte fordert, sich versprechen lässt oder annimmt." Als überhöht gilt eine Miete, die mehr als 20 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt.

NRW-Ministerin mit anderer Perspektive

Die nordrhein-westfälische Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) betont hingegen, dass die Expertengruppe sich nicht nur mit strengeren Mietvorgaben beschäftigen soll. Vielmehr gehe es um die generelle Vereinheitlichung mietrechtlicher Vorschriften.

"Da wir vielerorts kein Mietrecht mehr, sondern ein Mieterrecht haben, gibt es immer weniger Menschen, die sich für die Vermietung entscheiden", mahnt die NRW-Ministerin. Um das Vermieten wieder attraktiver zu machen, solle etwa die günstige Vermietung steuerlich gefördert werden.

Auch kurzfristige Mietverträge im Fokus

Justizministerin Hubig hat bereits angekündigt, dass nach der Verlängerung der Mietpreisbremse auch Regelungen für Indexmietverträge, Kurzzeitmietverträge und möbliertes Wohnen reformiert werden sollen. "Indexmieten können Mieterinnen und Mieter schnell überlasten, wenn die Verbraucherpreise stark anziehen", erklärt Hubig. Auch Kurzzeitmietverträge und möblierte Unterkünfte könnten gezielt genutzt werden, um die Mietpreisbremse zu umgehen. Dem wolle sie entgegenwirken.

Ein weiteres Anliegen betrifft laut Hubig Opfer häuslicher Gewalt. Die SPD-Politikerin will erreichen, dass betroffene Frauen einfacher aus einem gemeinsam mit dem Täter geschlossenen Mietvertrag aussteigen können. Derzeit ist das meist nur schwer ohne Zustimmung des gewalttätigen Partners möglich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Finanzen
Finanzen Altersrente berechnen: So hoch ist die Maximalrente in Deutschland - unerreichbar für die meisten
01.11.2025

Im Alter gilt, je mehr Rente, desto besser. Doch selbst mit extra Schichten oder einem hohen Einkommen ist der maximale Betrag an...

DWN
Finanzen
Finanzen Zehn S&P 500‑Aktien mit Aufholpotenzial: So bewerten Analysten Chancen und Risiken
01.11.2025

Zehn S&P 500‑Aktien, die Analysten trotz schwächerer Jahresperformance als chancenreich einstufen, werden auf Wachstum, Bewertung und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lithium und die Energiewende: Wie der Rohstoff Elektronik und E-Mobilität vorantreibt
01.11.2025

Lithium gilt als das Metall unserer Zeit. Smartphones, Laptops und Elektroautos kommen ohne es nicht aus. Die Nachfrage steigt rapide,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Winzer unter Druck: Wie sich eine Branche neu erfinden muss
01.11.2025

Der deutsche Weinbau steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Sinkender Konsum, steigende Kosten und eine zunehmende...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpen als Zeichen moderner Energieeffizienz: Wie KI ihre Leistung steigern wird
01.11.2025

Das Heizen wird künftig noch effizienter, kostengünstiger und komfortabler. Dank künstlicher Intelligenz werden Wärmepumpen in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrradverleih in Europa: Wie nachhaltige Mobilität jährlich 305 Millionen Euro bringt
01.11.2025

Fahrräder sind in vielen europäischen Städten längst Teil der urbanen Mobilität. Bikesharing bietet Vorteile über den reinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chip-Markt: Neues Öl oder neue Bombe?
01.11.2025

Chips sind das Rückgrat der KI-Revolution. Doch hinter Rekorden und Milliardendeals wächst das Risiko. Ein Blick in die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Bäder für Kreuzfahrtschiffe: Wie Stengel mit Serienfertigung Maßstäbe setzt
31.10.2025

Ob für Disney Cruise Line oder Carnival Cruises: Mit Nasszellen für Kreuzfahrtschiffe zeigt die Stengel GmbH aus Ellwangen, wie ein...