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Treue-Apps: Warum Kunden sparen – und doch draufzahlen

Treue-Apps versprechen Sparvorteile beim Einkaufen. Doch die tatsächliche Ersparnis fällt oft mager aus, während Händler wertvolle Daten über das Konsumverhalten sammeln. Eine Analyse zeigt, wie die Programme funktionieren, wer davon profitiert – und warum viele Verbraucher am Ende den Überblick verlieren.
22.07.2025 09:28
Lesezeit: 3 min
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Treue-Apps: Warum Kunden sparen – und doch draufzahlen
Der digitale Coupon: Lohnen sich Treue-Apps? (Foto: dpa) Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Treue-Apps von Lidl & Co: Welche Vorteile bringen sie?

Punkte sammeln, Extra-Rabatte sichern und beim Einkaufen sparen: Das ist zumindest das Versprechen der Bonusprogramme und -Apps der Einzelhändler. Verbraucherschützer sehen diese jedoch kritisch.

Viele Kundinnen und Kunden verwenden die Treue-Apps und Bonusprogramme von Handelsketten wie Rewe, Lidl oder Kaufland. Von Verbraucherschützern kommt allerdings auch Kritik. Am Dienstag verhandelt das Oberlandesgericht Stuttgart über eine Klage gegen die "Lidl Plus"-App. Nach Ansicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands informiert der Discounter die Nutzerinnen und Nutzer nicht ausreichend darüber, dass sie die App-Rabatte mit ihren Daten bezahlen. Ein Anlass, sich die Apps einmal genauer anzusehen:

Händler-Apps: Was bieten sie den Kunden?

Rewe, Lidl, Kaufland: Fast alle großen Handelsketten betreiben eine App, die Kunden auf ihren Smartphones nutzen können. Sie bewerben dort ihre Produkte und Sonderangebote. Verbraucher erstellen Einkaufslisten und erhalten Rezeptideen. Wer sich registriert, kann bei vielen Händlern zudem die Bonus- und Treueprogramme nutzen. Teils sind zusätzliche Artikel im Angebot, teils gibt es einen Extra-Rabatt auf reduzierte Produkte. Oft bekommen Kunden Rabatt-Coupons, wenn sie innerhalb eines Monats eine bestimmte Einkaufssumme erreichen.

Handelsexperte Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn erkennt in der Angebotswerbung der Lebensmittelhändler einen neuen Trend. "Viele Tiefpreise gelten ausschließlich für registrierte Kunden mit App."

Wer bietet die besten Rabatte?

Das Preisvergleichsportal Smhaggle hat die Bonusprogramme der Händler untersucht. Dafür wurden zwischen Januar und März 2025 rund 1,26 Millionen Kassenbons ausgewertet. Das Ergebnis: Mit der Nutzung der Programme der verschiedenen Händler sparen Kunden wenig.

Mit der Kaufland Card konnten Kunden im ersten Quartal durchschnittlich 2,29 Prozent ihrer Gesamtausgaben im Lebensmitteleinzelhandel und in Drogerien sparen. Bei 100 Euro sind das also lediglich 2,29 Euro. Bei anderen Ketten fällt die Ersparnis noch geringer aus. Bei Rewe Bonus waren es lediglich 0,82 Prozent, in der Penny-App 0,75 Prozent.

"Durch den gezielten Einkauf von Aktionsangeboten und den regelmäßigen Wechsel des Händlers kann man bequemer und deutlich mehr sparen als mit einem einzelnen oder mehreren Bonusprogrammen", sagt Smhaggle-Geschäftsführer Sven Reuter. Wer gezielt Produkte im Angebot kauft, könne im Schnitt 30 Prozent sparen. Bei den Bonusprogrammen sind es meist lediglich ein bis zwei Prozent.

Was bringt den Händlern der Datentausch?

In den Apps gehen Kunden und Händler ein Tauschgeschäft ein: Angemeldete Kunden profitieren von exklusiven Vorteilen. Die Händler erhalten im Gegenzug – im besten Fall – treuere Kunden und deren Daten. Die helfen ihnen, besser zu verstehen, was die Käufer wünschen. Sie können dadurch gezielter auf deren individuelle Vorlieben reagieren. So können die Unternehmen in der App beispielsweise bestimmte Produkte bewerben und damit das Kaufverhalten steuern.

Laut einer 2024 durchgeführten Umfrage des Handelsforschungsinstituts IFH kaufen 56 Prozent der App-Nutzerinnen und -Nutzer häufiger bei einem Händler, jede dritte Person gibt mehr Geld aus. Viele Kunden haben vier oder mehr verschiedene Einkaufs-Apps auf dem Handy, nutzen diese aber nicht alle regelmäßig. Am weitesten verbreitet sind die Apps der Lebensmittelhändler. Mehr als die Hälfte der angemeldeten Kundschaft nutzt die Apps mehrmals wöchentlich, ein Drittel mehrmals im Monat.

Payback versus händlereigene Programme

Die händlereigenen Programme und Treue-Apps lassen sich nur in den Geschäften der jeweiligen Kette verwenden. Payback ist hingegen ein sogenanntes Multipartner-Programm. Kunden sammeln deutschlandweit bei verschiedenen Händlern Punkte. An dem Programm beteiligen sich unter anderem Edeka, Aral, dm, C&A, Decathlon und Thalia.

Bis Ende 2024 gehörten auch die Supermarktkette Rewe und der Discounter Penny dazu. Beide setzen seitdem ausschließlich auf ihre eigenen Rabatt-Apps.

Eine repräsentative Umfrage des IFH Köln zeigt: Fast die Hälfte der App-Nutzer gibt an, dass Payback ihr meistgenutztes Bonusprogramm ist. Danach folgen Lidl Plus (15 Prozent), Rewe Bonus (9 Prozent) und Kaufland Card (5 Prozent), vor den Drogerien dm und Rossmann (jeweils 4 Prozent). Weniger präsent sind Programme von Händlern wie Ikea oder Obi.

Haben alle großen Ketten ein Bonusprogramm?

Nein. Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd haben in Deutschland bisher kein Programm. Aldi Nord testet dies im Ausland; in einem Teil von Belgien können Kunden in der App Treuepunkte sammeln. Von Aldi Süd heißt es: Man verzichte auf komplexe App-Rabatte oder Punktesysteme und biete jederzeit allen Kundinnen und Kunden die besten Angebote. Der Discounter wirbt mit dem Slogan "Gutes für alle".

Wie bewerten Kunden die Programme?

Viele Menschen nutzen Treue-Apps von Lebensmittelhändlern, um sich Rabatte zu sichern, wie eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur belegt. Fast jeder Vierte verwendet sie hingegen nicht und will dies auch künftig nicht tun. Am häufigsten wird kritisiert, dass persönliche Daten übermittelt werden und das Kaufverhalten analysiert wird. Uneinigkeit herrscht, wenn es darum geht, dass nur registrierte Kunden Rabatte erhalten. 41 Prozent finden das gut, 40 Prozent nicht.

Laut einer Studie des IFH Köln nutzt die große Mehrheit der Kunden nach wie vor Printwerbung, um Angebote zu finden und den Einkauf zu planen. Andere Medien wie Apps stellen demnach für die Kunden keine gleichwertige Alternative dar. Viele geben an, dass sie ihnen zu kompliziert sind. "Verbraucherinnen und Verbraucher kommen bei den unterschiedlichen Loyalty-Programmen nicht mehr hinterher – Punkte sammeln, Coupons einlösen, Preisvorteile sichern", sagt der Geschäftsführer von IFH Media Analytics, Andreas Riekötter. Kunden fühlten sich zunehmend desorientiert im Dschungel der App-Angebote und könnten die Programme nicht transparent miteinander vergleichen.

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