Unternehmen

Nato: Widerstand gegen Fracking wird von Moskau ferngesteuert

Die Nato behauptet, dass Russland die europäischen Umweltaktivisten beim Widerstand gegen das Fracking fernsteuert. Um die Abhängigkeit vom russischen Gas zu erhalten, soll Moskau verdeckt kooperieren und für eine Finanzierung der Fracking-Gegner sorgen. Umweltgruppen sprechen von einer „absurden“ Vorstellung. Die simple Sicht der Militär auf die Welt gibt immer wieder Anlass für Verwunderung.
21.06.2014 00:16
Lesezeit: 2 min

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat Moskau beschuldigt, Europa in der Energiefrage zu „erpressen“. Sein Verdacht: Russland mischt sich gezielt ein und unterstützt Fracking-Gegner. Dabei sei eine Energie-Unabhängigkeit von Russland von immenser Bedeutung.

„Ich habe Verbündete getroffen, die berichten können, dass Russland (…) aktiv mit so genannten Nicht-Regierungsorganisationen kooperiert (...) um so die europäische Abhängigkeit von importiertem russischen Gas zu erhalten“, sagte Rasmussen in Brüssel. Wie die Kooperation der Russen mit den Fracking-Gegnern konkret aussieht, dazu machte der Nato-Generalsekretär aber keine Angaben.

Die 28 EU-Staaten beziehen etwa ein Drittel ihres Öl- und Gasbedarfs von Russland. Sie verfügen jedoch über bedeutende Gasvorkommen, mit denen man der Importabhängigkeit dauerhaft Einhalt gebieten könnte. Rasmussen rät: Die EU sollte den Bau einer neuen Gas-Pipeline zum Kaspischen Meer unterstützen und Russland umgehen, so der EUobserver. Außerdem sollte die Energiemarkt-Liberalisierung derart vorangetrieben werden, dass kein einziger Lieferant in der Lage wäre, eine Nation zu „erpressen“.

Nach Informationen der Financial Times glaubt die Allianz, dass Russland an einer „Desinformations-Kampagne“ beteiligt sei. Hier würde es auch um Energie-Themen gehen. Dass Russland seine Energielieferungen als Druckmittel gegen die europäischen Staaten einsetzen könnte, gebe Anlass zur Sorge. Die Befürchtung: Russland könnte versuchen, mögliche Projekte zur Gas-Förderung in Europa zu behindern, um bestehende Abhängigkeiten aufrechtzuerhalten.

Die Nato behauptet, dass dieser Aspekt auch für das Schüren von Unruhen im Osten der Ukraine verantwortlich sein könnte. Auf diese Weise sollen die Bemühungen der Region, Gasvorkommen zu fördern, behindert werden. Erst im vergangenen Jahr schloss Royal Dutch Shell eine Produktionsteilungsvereinbarung über das 8000 Quadratmeter große Feld von Yuzuvska in und um Donezk. Im Mai hatte die kontrollierende Separatistengruppe „Donezk People's Republic“ die Förderung von Gas in ihrem Hoheitsgebiet im Osten der Ukraine jedoch verboten.

Auch für Anti-Fracking-Proteste in Bulgarien und Rumänien soll Moskau verantwortlich sein. Umweltgruppen in beiden Ländern haben derartige Spekulationen jedoch zurückgewiesen. Sie halten solche Vermutungen für „absurd“. An den Spekulationen beteiligt sich jedoch auch Rumäniens Präsident Traian Basescu. Er glaubt, dass Russland eine Rolle bei der Vereitelung der Gas-Förderung in der Nähe des Dorfes Pungesti spiele. Hiesige Umweltaktivisten beschuldigen wiederum die rumänische Polizei, als private Sicherheitskräfte für das US-Energiekonzern Chevron zu agieren. Anfang Mai hatten die Amerikaner trotz heftiger Proteste der lokalen Bevölkerung mit Probebohrungen zur Förderung von Gas in der Nähe des Dorfes Silistea im Osten des Landes begonnen.

US-Forscher warnen vor der Schiefergas-Förderung. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten habe man die Risiken für Umwelt und Gesundheit bislang kaum erforscht. Studien zeigten eine Reihe ungelöster technischer Probleme. Bisher habe es nur das Marketing zur Marktreife gebracht (mehr hier). Die Bundesregierung hält dennoch an ihrem Fracking-Gesetz fest. In den nächsten Wochen soll ein Entwurf fertig gestellt und noch in diesem Jahr beschlossen werden. Im Koalitionsvertrag wurde noch auf das „erhebliche Risikopotenzial“ der Technologie verwiesen (mehr hier).

In Niedersachsen hat sich ExxonMobil bereits weitgehende Rechte gesichert. Unter CETA könnte Fracking für den Konzern zum Milliardengeschäft werden (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...