Die Krise der portugiesischen Banco Espírito Santo (BES) zieht weitere Kreise in der Finanzbranche. Das französische Geldhaus Crédit Agricole schrieb seine Beteiligung von knapp 15 Prozent an BES am Dienstag auf null ab, wie das Institut mitteilte.
Die Wertberichtigung und der jüngste Milliardenverlust von BES, die sich mit als 708 Millionen Euro in der Bilanz von Crédit Agricole niederschlugen, ließen den Gewinn im zweiten Quartal fast komplett zusammenschrumpfen. Auch die brasilianische Bank Bradesco, die 3,9 Prozent an BES hält, schrieb ihre Beteiligung vollständig ab - um 118 Millionen Euro.
Die BES war in den Zusammenbruch des Firmenimperiums der Gründerfamilie Espírito Santo hineingezogen worden und muss mit fast fünf Milliarden Euro aufgefangen werden. Portugal gibt dafür einen 4,9 Milliarden Euro schweren Kredit. Die Bank wird aber mit europäischem Steuergeld gerettet. Die Portugiesen hatten noch einige Milliarden aus dem ersten EU-Rettungs-Paket übrig (mehr dazu hier).
Crédit-Agricole-Vorstandschef Jean-Paul Chifflet fühlt sich hintergangen: „Wir können nur bedauern, dass wir von der Familie in die Irre geführt wurden, mit der Crédit Agricole eine echte Partnerschaft einzugehen versucht hatte“, zitiert ihn die FT.
Crédit Agricole werde sich der juristischen Aufarbeitung anschließen, die die neue BES-Führung eingeleitet habe. Diese hatte entdeckt, dass die Bank noch Ende Juni der Familie finanziell zu Hilfe geeilt war, als deren Imperium schon dem Untergang geweiht war.
Crédit Agricole ist seit Anfang der 1990er-Jahre Aktionär von BES. Bis Ende 2013 stellten die Franzosen dort sogar fünf Mitglieder des Verwaltungsrats, mit Xavier Musca und Bruno de Laage waren darunter zwei ihrer vier stellvertretenden Chefs. Derzeit ist Crédit Agricole noch mit zwei Verwaltungsräten bei BES vertreten.
Unter dem Strich blieben bei Crédit Agricole von April bis Juni 17 Millionen Euro Gewinn übrig, 98 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Ohne die Sondereffekte wäre der Überschuss auf gut eine Milliarde (Vorjahr: 682 Millionen) Euro gestiegen.
Aktien von Crédit Agricole verteuerten sich am Dienstag um fünf Prozent auf 10,81 Euro. „Ehrlich gesagt haben wir die Sonderbelastung erwartet“, sagte ein Händler. Chifflet betonte, die Bank halte an dem Plan fest, den Nettogewinn durch Kostensenkungen und eine stärkere Durchdringung des französischen Marktes in zwei Jahren um mehr als 60 Prozent zu steigern. Crédit Agricole schreibt erst seit 2013 wieder schwarze Zahlen. Die Bank hatte sich aus Märkten wie Griechenland zurückgezogen und Minderheitsbeteiligungen verkauft.
Nicht nur in Frankreich macht sich die Pleite der Espírito Santo bemerkbar: Die SchweizerFinanzmarktaufsicht Finma hat erst kürzlich die Notbremse gezogen und den Notverkauf der Schweizer Tochter der Espírito Santo veranlasst. Die Folgen eines möglichen Konkurses der Espírito-Mutter seien nicht absehbar. Kunden, Vermögen und Berater gehen an ein anderes Geldhaus, die Bank selber bleibt bei den Portugiesen (mehr dazu hier).