Finanzen

Moody's stuft Ford und seine 84 Milliarden Dollar Schulden als Ramsch ein

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des US-Autoherstellers Ford auf Ramsch herabgesetzt. Betroffen sind Anleihen und Darlehen im Umfang von 84 Milliarden Dollar.
10.09.2019 11:19
Aktualisiert: 10.09.2019 11:22
Lesezeit: 3 min
Moody's stuft Ford und seine 84 Milliarden Dollar Schulden als Ramsch ein
Eine Plakette mit dem Ford-Logo (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Am Montag hat Moody's den US-Autohersteller Ford von "Baa3" auf die höchste Ramschbewertung "Ba1" herabgestuft. Der Ratingagentur zufolge liegen Cashflow und Gewinnmargen des Unternehmens unter den Erwartungen und werden wahrscheinlich auch in den nächsten zwei Jahren schwach bleiben. Ford ist abgesehen vom Finanzsektor einer der größten Emittenten von Unternehmensanleihen in den USA mit einem Volumen von insgesamt 84 Milliarden Dollar.

"Wenn ein Unternehmen ein Junk-Status-Rating erhält, bedeutet das, dass es einen höheren Zinssatz zahlen muss", sagte Charlie Chesbrough, Senior Economist von Cox Automotive, zu Bloomberg. Zudem müssten es sich viele institutionelle Investoren gut überlegen, in ein solches Unternehmen zu investieren.

Investoren handeln die Anleihen von Ford schon seit etwa einem Jahr nahe einer Ramschbewertung. Doch am Montagnachmittag, nachdem Moody's die Herabstufung veröffentlicht hatte, schwächten sich die am aktivsten gehandelten Anleihen von Ford, die Ford Motor Credit mit Fälligkeit 2029, gegenüber US-Staatsanleihen ab. Die Zinsdifferenz stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 3,45 Prozentpunkte. Auch die Aktien des Autoherstellers fielen im vorbörslichen US-Geschäft um rund vier Prozent.

"Ford bleibt sehr zuversichtlich in Bezug auf unseren Plan und unsere Fortschritte", sagte der Autohersteller in einer per E-Mail versandten Erklärung. "Unser Kerngeschäft ist stark, unsere Bilanz ist solide, und wir verfügen über genügend Liquidität, um in unsere überzeugende Zukunftsstrategie zu investieren."

Ford wurde schon einmal auf Junk herab gestuft

Es ist nicht das erste Mal, dass Ford ein Ramsch-Rating erhält. Das Unternehmen und sein Konkurrent General Motors wurden im Jahr 2005 von S&P Global Ratings auf "Junk" heruntergestuft. Moody's und Fitch Ratings folgten später im selben Jahr. Allerdings gelang es Ford im Gegensatz zu General Motors und Chrysler, während der Finanzkrise Konkurs und staatliche Rettungsaktionen zu vermeiden.

Doch der Verlust des Investment-Grade-Status zwang das Unternehmen dazu, sich zu finanzieren, indem es alles, was es hatte, verpfänden musste, vom Inventar über die Rechte an seinem Logo. Im Jahr 2012 erhielt Ford seine Investment-Grade-Ratings von den drei großen Ratingagenturen zurück.

Die gute Nachricht für die Anleger, die Fords rund 84 Milliarden Dollar an ausstehenden öffentlichen Anleihen und Darlehen halten, ist, dass die beiden anderen großen Ratingagenturen den Autohersteller BBB bewerten, was noch zwei Schritte von "Junk" entfernt ist. Beide Agenturen haben allerdings einen negativen Ausblick - wie Moody's vor der Herabstufung.

Solange der Autohersteller mindestens zwei Ratings über Junk hat, kann er in den größten Investment-Grade-Anleihenindizes verbleiben. Erst wenn Ford auch von S&P oder Fitch zu Schrott degradiert wird, werden seine Anleihen an Hochzinsindizes notiert. Das würde bedeuten, dass viele Anleiheninvestoren gezwungen wären, ihre Bestände zu verkaufen.

Probleme im chinesischen Markt

Im Juli gab Ford eine jährliche Gewinnprognose heraus, die die Anleger enttäuschte. Dem Unternehmen fällt es schwer, auf dem schrumpfenden chinesischen Automobilmarkt zu konkurrieren. Neue Versionen von Fords SUVs Explorer und Escape gehen in diesem Jahr an den Start, und im Jahr 2020 feiert der Geländewagen Bronco ein Comeback.

Die Herabstufung durch Moody's erfolgt nur drei Monate, nachdem Ford-CEO Jim Hackett mit Tim Stone einen neuen Chief Financial Officer installiert hat. Der ehemalige Finanzvorstand von Amazon und Snap ist der erste CFO seit den 1940er Jahren, den der Autohersteller von außerhalb des Unternehmens eingestellt hat.

Ford hat auf der Ebene der Muttergesellschaft seit Dezember 2016 keine unbesicherten Anleihen mehr ausgegeben. Doch seine Finanzeinheit, Ford Motor Credit, ist ein Routinekreditnehmer auf dem Investment-Grade-Markt und hat erst im letzten Monat 2 Milliarden Dollar an Anleihen verkauft. Die Herabstufung betrifft beide Emittenten, die zusammen 35 Milliarden US-Dollar Schulden im Bloomberg Barclays U.S. Corporate Bond Index haben. Das Unternehmen hat ausstehende Schulden in Höhe von insgesamt 157,2 Milliarden Dollar, zu denen auch Verbindlichkeiten aus Leasingverträgen gehören.

Die Kosten für die Versicherung von Ford-Anleihen gegen Zahlungsausfall im Derivatemarkt ist am Montag sprunghaft angestiegen. Die Garantie für die Schulden von Ford Motor kostet jetzt 1,9 Prozent pro Jahr, ein Plus um 0,22 Prozentpunkte gegenüber dem Niveau vom Freitag, so Daten von Bloomberg. Das ist der größte Ein-Tages-Sprung seit März.

"Wenn die Wirtschaft die Rezession umgehen kann und wenn der Präsident diesen Handelskrieg lösen kann, in dem wir uns befinden, werden sie wahrscheinlich okay sein", sagte Chesbrough von Cox Automotive. "Aber das sind viele 'wenns'. Und für viele Investoren sind es zu viele 'wenns', und sie werden das Risiko einfach nicht eingehen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...