Deutschland

Verfassungsklage: Greta Thunberg-Anhänger wollen Deutschland zu mehr Klimaschutz zwingen

Eine Gruppe junger Aktivisten, Umweltverbände und Unterstützer der minderjährigen Umweltaktivistin Greta Thunberg haben in Berlin drei Verfassungsbeschwerden eingereicht. Sie wollen die Bundesregierung dazu zwingen, ein größeres Klima-Paket auszuarbeiten.
15.01.2020 17:08
Aktualisiert: 15.01.2020 17:08
Lesezeit: 1 min

Junge Aktivisten und Umweltverbände ziehen vor das Verfassungsgericht, um die Bundesregierung zu mehr Klimaschutz zu zwingen. Greenpeace, die Deutsche Umwelthilfe und Fridays for Future stellten dazu am Mittwoch mit anderen Organisationen in Berlin drei Verfassungsbeschwerden vor. Darin verlangen sie, das im Dezember verabschiedete Klimapaket zu überarbeiten und zu verschärfen. Ihre Forderung: aus dem "Klimapäckchen" ein echtes Klimaschutz-Paket machen.

"Ab heute steht auch die Frage im Raum, ob das Nichthandeln der Bundesregierung mit dem Grundgesetz vereinbar ist", sagte Luisa Neubauer von Fridays for Future. Verfassungsbeschwerden seien der logische Schritt nach den großen Protesten im vergangenen Jahr, zitiert die dpa Neubauer.

Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe, forderte die Bundesregierung auf, "Hinterzimmerabsprachen mit Industrie und Konzernen", wie etwa Autobauern, zu beenden. Wirksamer Klimaschutz sei möglich: "Ein Tempolimit - sehr schnell umsetzbar, wie das Beispiel Niederlande zeigt", sagte Resch. Würde Deutschland aus der Braunkohle aussteigen, würden "wir über Nacht 28 Millionen Tonnen CO2 vermeiden".

Die Umwelthilfe forderte zudem vom Bund, klimaschädliche Dienstwagen nicht länger zu subventionieren. Spitzenreiter sei die S-Klasse von Mercedes (S 650). Der Wagen verbrauche in der Stadt 19,8 Liter und stoße ein Vielfaches des von der EU Erlaubten an CO2 aus. "Dies fördert Herr Scholz mit 113.000 Euro im Kauf", sagte Resch.

Die Verfassungsbeschwerden richten sich "unmittelbar gegen das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung", sagte Remo Klinger, der als Rechtsanwalt zwei Beschwerden begleitet. Die Maßnahmen reichten nicht aus, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen.

Im Klimapaket der Bundesregierung vorgesehen ist unter anderem, dass der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) Unternehmen mehr kostet. Auch fossile Heiz- und Kraftstoffe sollen teurer werden, damit Bürger und Industrie klimafreundliche Technologien kaufen und entwickeln. Im Gegenzug sind milliardenschwere Entlastungen beim Strompreis geplant sowie eine weitere Anhebung der Pendlerpauschale.

Eine der Verfassungsbeschwerden strengen zehn Jugendliche aus Deutschland an. "Es geht auch um unsere Heimat, die auf dem Spiel steht", sagte Sophie Backsen, Klimaaktivistin von der Nordsee-Insel Pellworm. Auf der von einem Seedeich geschützten Insel gebe es schon jetzt Wetterextreme - etwa extrem regnerische Winter: "Wenn es lang anhaltend regnet, läuft unsere Insel voll wie eine Badewanne", sagte die Studentin in Berlin.

Die FDP kritisierte indes das Vorhaben, vor Gericht mehr Klimaschutz einzufordern."Klimaschutz ist wichtig, steht aber nicht absolut über allen anderen Staatszielen", erklärte der zuständige Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Lukas Köhler.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...