In einem aktuellen Interview mit Affaritaliani.it sagt der Chef der Lega Nord, Matteo Salvini: “Verrückt. Europa braucht weitere fünfzehn Tage, um zu entscheiden, was zu tun ist, wem und wie zu helfen ist”. Heute würden die Menschen an einer Lungenentzündung, doch morgen vielleicht an Armut sterben. Auf Nachfrage, ob es angesichts der Tatsache, dass Italiens Forderungen im Verlauf der Corona-Krise ignoriert werden, immer noch sinnvoll ist, in der EU zu verbleiben, antwortete Salvini: “Die EU ist eine Höhle voller Schlangen und Schakale. Zuerst besiegen wir das Virus, dann denken wir über Europa nach. Und wenn nötig, verabschieden wir uns- ohne uns zu bedanken”.
Italien setzt sich zusammen mit acht weiteren Staaten für die gemeinsame Aufnahme von Schulden ein. Erwogen werden dafür sogenannte Corona-Bonds, also gemeinsame Anleihen der Eurostaaten. Die Bundesregierung lehnt das strikt ab. Euronews führt aus: “So würden die Corona-Bonds konkret funktionieren: Alle Euro-Mitglieder haften für die Corona-Kredite der anderen Länder. Die Zinsen für die wirtschaftlich Schwächeren wie Italien oder Griechenland würden fallen. Die der wirtschaftsstarken Länder wie Deutschland würden steigen. Deshalb sind auch die wohlhabenden Eurozonen-Mitglieder Niederlande und Österreich strikt gegen die sogenannten Corona-Bonds.”
Die Zeitung New Notizie titelte: “Coronavirus. Salvini greift Europa an: ,Wenn nötig, gehen wir raus aus der EU und bedanken uns nicht’.”
Zuvor hatte Salvini eine Sperrzone für ganz Italien gefordert. “Wir müssen das Land schützen, indem wir die Notmaßnahmen der sogenannten roten Zonen auf die gesamte Nation ausweiten”, meinte Salvini.
In Italien mehren sich angesichts steigender Totenzahlen die Forderungen nach noch schärferen Maßnahmen. Dabei wird diskutiert, die Arbeit in allen nicht zur Versorgung notwendigen Firmen und Büros zu stoppen. Bisher gilt in Italien zum Beispiel der Weg zur Arbeit als ein Ausnahmegrund bei der Ausgehsperre. Die hart betroffene Lombardei wolle das forcieren, sagte der für Gesundheit zuständige Regionalkommissar Giulio Gallera nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa. Die Krankenhäuser in der Region stünden vor dem Kollaps, nun kämen immer mehr jüngere Patienten, die Beatmung brauchten: “Nicht nur ältere Menschen kommen, sondern auch Menschen um 50 und 40 Jahre alt.”
Außerdem gebe es zu viele Jogger und Spaziergänger, die sich nicht an die Verbote hielten, klagten andere Politiker. “Schließen wir alles, was nicht überlebenswichtig ist”, forderte Salvini mit Blick auf Fabriken, die weiter arbeiten. Wenn Schuhe und Parfüm einige Zeit nicht produziert würden, sei das verkraftbar.