Politik

Trump droht mit Schließung weiterer chinesischer Konsulate

Der diplomatische Streit zwischen den USA und China eskaliert zunehmend. Trump sagt, dass weitere Schließungen möglich seien. In China wird über umfangreiche Vergeltungsmaßnahmen diskutiert.
23.07.2020 11:08
Lesezeit: 2 min
Trump droht mit Schließung weiterer chinesischer Konsulate
Donald Trump, Präsident der USA, spricht am Mittwoch während einer Pressekonferenz im Weißen Haus. (Foto: dpa) Foto: Evan Vucci

Nach der angeordneten Schließung des chinesischen Konsulats in der texanischen Großstadt Houston drohte Präsident Donald Trump damit, auch noch weitere Vertretungen der Volksrepublik schließen zu lassen. Es sei "immer möglich", dass er solche Anweisungen gebe, sagte Trump am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Washington.

China reagierte empört. Die Schließung des Konsulats in Houston sei eine Provokation, erklärte die chinesische Botschaft in den USA. Der Schritt müsse umgehend zurückgenommen werden. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking drohte mit Gegenmaßnahmen. Chinesische Staatsmedien warfen Trump am Donnerstag ein Wahlkampfmanöver vor. Der in Umfragen zurückliegende Präsident setze alles daran, China als "Agent des Bösen" auszumachen.

Die USA hatten am Mittwoch mitgeteilt, China eine 72-stündige Frist zur Schließung des Konsulats in Houston gesetzt zu haben. Es handle sich um eine Maßnahme zum Schutz geistigen Eigentums und "privater Informationen". Trump sagte, dass auf dem Gelände des Konsulats nach der Anordnung der Schließung ein Feuer entdeckt worden sei. "Ich denke, sie haben Dokumente und Papiere verbrannt."

Der Konflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt gewann damit dramatisch an Schärfe. Bereits seit Anfang des Jahres spitzt er sich wegen einer ganzen Reihe von politischen und wirtschaftlichen Brennpunkten zu und belastet damit auch die Finanzmärkte. Trump macht die Volksrepublik unter anderem für die weltweite Ausbreitung des Coronavirus verantwortlich und wirft ihr Vertuschung vor.

China wies die Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Konsulat in Houston als fabriziert zurück. Es sei an der Zeit, "auf die Bremse zu treten" und wieder die "richtige Richtung" einzuschlagen, hieß es in einem Twitter-Beitrag der chinesischen Botschaft.

Die amtliche englischsprachige Zeitung "China Daily" bezeichnete die Schließung als "neuen Schachzug" der US-Regierung, China als "böswilligen Akteur auf der Weltbühne zu zeichnen, und es so zu einem Gesetzlosen für die internationale Gemeinschaft zu machen". Das Blatt machte einen Zusammenhang zwischen Trumps Vorgehen und dem Präsidentschaftswahlkampf aus. In Umfragen zu der Wahl Anfang November liegt Trump derzeit deutlich hinter seinem Herausforderer Joe Biden.

Chinas Regierung hat bislang nicht konkretisiert, wie Vergeltungsmaßnahmen aussehen könnten. Insidern zufolge wird eine Schließung des US-Konsulats in der Millionenmetropole Wuhan in Erwägung gezogen. Nach Ansicht des Herausgebers der "Global Times", einem Sprachrohr der regierenden Kommunistischen Partei, würde das aber nicht weit genug gehen. Er verwies in einer Kolumne darauf, dass die USA ein großes Konsulat in Hongkong hätten, und es sei "zu offensichtlich", dass dieses ein Geheimdienstzentrum sei. "Selbst wenn China es nicht schließt, könnte es stattdessen die Zahl der Mitarbeiter auf 100 oder 200 kürzen. Das würde Washington große Schmerzen bereiten."

Die "South China Morning Post" berichtete, möglicherweise werde die US-Vertretung im südwestlichen Chengdu dichtgemacht. Weitere US-Konsulate befinden sich in Guangzhou, Shanghai und Shenyang.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die abgestürzten Börsenstars: Was tun, wenn die Raketen landen?
01.05.2025

Die Illusion der Dauer-Rendite zerplatzt – Anleger zwischen politischem Versagen und technologischer Ernüchterung

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wird es in Europa durch Trumps Zölle billiger? Nicht so schnell!
01.05.2025

Während Donald Trump die Stimmung mit protektionistischen Zöllen gegen China anheizt, stellt sich in Europa die Frage: Wird unser Markt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dollarschwäche setzt europäische Konzerne massiv unter Druck – Die Krise kommt!
01.05.2025

Dollarschwäche trifft Europas Konzerne: Umsätze schrumpfen, Risiken steigen – droht eine neue Ertragskrise?

DWN
Politik
Politik Neue Biomüll-Verordnung ab Mai: Bis zu 2.500 Euro Strafe bei falscher Mülltrennung
30.04.2025

Ökologische Pflicht zur Mülltrennung: Ab dem 1. Mai 2025 tritt die neue Bioabfallverordnung (BioAbfV) in Deutschland in Kraft. Dann...