Der europäische Historiker David Engels von der Universität Brüssel zieht einen direkten Vergleich zwischen dem Untergang des Römischen Reichs und der Europas. „Gevestor.de“ berichtet: „Er rechnet damit, dass die derzeitige EU-Krise, die mit dem BrExit begonnen hat, zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen wird, welche eine grundlegende gesellschaftliche und politische Neuformierung Europas erzwingen werden. Am Ende steht nach seiner Meinung ein Zerfall der Demokratie und ein autoritärer Staat im Sinne einer Diktatur, wie man sie im alten Rom ab dem 1. Jahrhundert nach Christus gesehen hat. Die Parallelen sind nach Ansicht des Historikers frappierend: Egal, ob bei der Arbeitslosigkeit, dem Familien-Zerfall, dem Individualismus, dem Niedergang traditioneller Konfessionen, der Migration oder der wachsenden ,Brot und Spiele-Mentalität' – überall gleicht der Niedergang der heutigen EU dem des Römischen Imperiums.“
Die US-Denkfabrik „Chicago Council on Global Affairs“ kommentiert einige Aussagen des US-Geopolitikers George Friedman, der durchgehend den Zerfall Europas und der EU propagiert, mit folgenden Worten: „Die Probleme in Europa mögen größtenteils wirtschaftlicher Natur sein und sich primär um die Zukunft des Euro drehen. Aber George Friedman sagte, dass tief versteckt historische und kulturelle Dämonen lauern, die die Europäische Union und Europa selbst destabilisieren könnten. Im letzten Jahrhundert habe Europa von 1914 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 31 Jahre lang Kriege mit 100 Millionen Toten in Schlachten, Völkermorden, Hungersnöten und im Holocaust geführt. Unter dem amerikanischen Druck, sich zu vereinen, habe der Kontinent 1992 die Europäische Union mit ihrem Versprechen auf postnationalen Frieden und Wohlstand gebildet. ,Aber ist es in Europa wirklich vorbei?', fragt Friedman. ,Ist das Gemetzel, das 1914 begann, vorbei? Hat sich etwas geändert? Wird die EU überleben? Und wenn nicht, was kommt als nächstes?'“
Die EU überdecke die alten Feindseligkeiten zwischen den europäischen Völkern nur, die gegenseitige Verachtung sei aber nach wie vor lebendig. Darüber hinaus würden die Europäer sich selbst belügen, wenn sie den Jugoslawien-Krieg und auch den aktuellen Ukraine-Konflikt als blutige Konflikte ansehen, die sich nicht wirklich in Europa abspielen. Doch diese Annahme ist falsch.
Friedman sieht eine Parallele zwischen dem heutigen Europa und dem der 1930er Jahre. In Spanien, Rumänien und anderen Ländern würden sezessionistische Bewegungen aufsteigen, die zu Bürgerkriegen führen könnten. Es gebe eine „massive Delegitimierung von Mainstream-Parteien“. Dies sei verbunden mit einem „Anstieg des Hasses“. Die vergangenen islamistischen Anschläge hätten die nationalistischen Bestrebungen in Europa verstärkt. In einem weiteren Artikel führt er aus, dass Europa und „der Islam“ dazu verdammt seien, sich in blutige Konflikte zu verwickeln. Dieser Krieg zwischen „zwei Welten“ sei ein regelrechtes Naturgesetz. Doch für die USA und „den Islam“ gelte das nicht.
Zudem gebe es unter den Europäern Menschen, die verbittert seien, weil sie trotz ihrer guten Voraussetzungen Arbeitslosigkeit und Verarmung beobachten und spüren. Doch diese Menschen, die hauptsächlich der Mittelschicht angehören, würden auch erkennen, dass dies kein vorübergehender Zustand sei, sondern die fortdauernde Realität ihres Lebens.
„Und das ist der gefährliche Punkt. Es erinnert nur allzu sehr an die 1930er Jahre und an Deutschland, als ein kleiner Mann mit einem Schnurrbart auftauchte“, so Friedman. Diesen Vergleich zieht er im Zusammenhang mit all jenen Ereignissen, die in den vergangenen Jahren stattgefunden haben und weiteren Ereignissen, die stattfinden werden/sollen.
Doch es wird offenbar noch eine Schlüsselentwicklung benötigt, damit das Unheil seinen Lauf nehmen kann. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten in ihrem Magazin vom Dezember 2020 gewarnt:
„Es sollte nicht vergessen werden, dass es eigentlich die Inflation war, die den Tod der Weimarer Republik und des demokratischen Rechtsstaats besiegelt hatte. Der große österreichische Schriftsteller Stefan Zweig schreibt in seinem Werk ,Die Welt von gestern: Erinnerungen eines Europäers‘, das postum im Jahr 1942 veröffentlicht wurde: ,Nichts hat das deutsche Volk – dies muß immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden – so erbittert, so haßwütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.‘
Die Zeitung ,Der gerade Weg' berichtete am 3. November 1929: ,Katastrophe im Einzelhandel – Alteingesessene bayerische Firmen schließen – die Lage in München, Nürnberg, Augsburg. Die wirtschaftliche Lage der führenden Detailgeschäfte, besonders in München, ist durch die unerschwinglichen Abgaben und die in Konzernen vorgehende Konkurrenz derart unerträglich geworden, dass man von einer schematischen Vernichtung des Einzelhandels sprechen kann.‘“
Nachtrag: Bei George Friedman und einigen anderen US-Geopolitikern gewinnt der Beobachter immer wieder den Eindruck, dass es sich bei ihren Prognosen um Wunschvorstellungen handelt. Viele dieser amerikanischen außenpolitischen Denker sind eingefleischte Anti-Europäer, wobei diese Haltung bei Friedman besonders stark ausgeprägt ist. Es wird immer wieder deutlich, dass es in den USA Kreise gibt, die nichts gegen ethnische, religiöse und politische Konflikte in Europa einzuwenden haben, und es erhebt sich die Frage, inwiefern sie diese sogar aktiv provozieren wollen. Dass Menschen aller Völker und Religionen auf dem „alten“ Kontinent - der eine Kultur hervorbrachte, wie sie in der Geschichte der Menschheit einzigartig ist - friedlich zusammenleben, ist ganz offensichtlich nicht das Ziel dieser Bellizisten.