Technologie

Kopf-Transplantation: Neurologen wahnsinnig oder hochintelligent?

In den kommenden Jahren könnte Neurologen und Robotik-Experten zufolge die erste menschliche Kopftransplantation stattfinden. Doch an diesem technologisch-medizinischen Ansatz gibt es auch Kritik.
29.01.2022 14:16
Aktualisiert: 29.01.2022 14:16
Lesezeit: 2 min
Kopf-Transplantation: Neurologen wahnsinnig oder hochintelligent?
Eine Kopftransplantation ist kein leichtes Unterfangen. (Screenshot)

Der frühere klinische Leiter der Lehrkrankenhäuser der Hull University, Dr. Bruce Mathew, ist der Ansicht, Fortschritte in der Robotik, Stammzelltransplantation und Nervenchirurgie könnten es ermöglichen, ein Gehirn und ein Rückenmark zwischen zwei Körpern zu übertragen.

Eine Kopftransplantation wurde bereits 2018 an der Harbin Medical University (China) zwischen zwei Leichen durchgeführt. Im Verlauf der 18-stündigen Operation wurden Wirbelsäule, Nerven und Blutgefäße, wieder miteinander verbunden. „Wenn Sie das Gehirn transplantieren und Gehirn und Rückenmark zusammenhalten, ist das eigentlich nicht unmöglich. Sie müssten die Wirbelsäule abnehmen, damit Sie das gesamte Gehirn, das Rückenmark und die Lendenwirbelsäule in einen neuen Körper fallen lassen können. Es ist sehr schwierig, die Dura (die Schutzmembran des Rückenmarks) intakt herauszunehmen, ohne ein Loch in sie zu bohren. Es wird eine Reihe von Fortschritten erfordern, aber es wird wahrscheinlich in den nächsten 10 Jahren geschehen“, zitiert The Telegraph Mathew.

„Ein vollständiger Kopfwechsel zwischen hirntoten Organspendern ist die nächste Stufe“, meint Dr. Xiaoping Ren, dem es im Jahr 2017 gelungen war, eine Kopftransplantation bei Affen durchzuführen.

Der russische Informatiker Valery Spiridonov, der an Muskeldystrophie leidet, meldete sich vor zwei Jahren freiwillig als erster Patient für eine Kopftransplantation. Die Forschung wurde in Europa und den USA aus ethischen Gründen nicht unterstützt, wurde jedoch in China zugelassen. Doch entschied sich anschließend um.

Der italienische Neurologe Dr. Sergio Canavero, Chef der Turin Advanced Neuromodulation Group und Mitarbeiter von Dr. Ren, versucht, einen Ansatz zu entwickeln, bei dem das Gehirn vom Rückenmark abgetrennt wird, berichtet The New Scientist. Er plant, die Verbindung mit einer Diamantklinge zu trennen und das Gehirn dann auf einen Zustand tiefer Unterkühlung zu versetzen, um es zu schützen, bevor er es mit einem neuen Körper verbunden wird.

„Abhängig von den medizinischen Gemeinschaften auf der Welt bin ich natürlich immer noch daran interessiert, irgendwo auf der Welt Kopftransplantation durchzuführen, wenn wir in Zukunft die Erlaubnis erhalten“, sagte Ren der Zeitung National Post. Canavero und Ren haben Berichte über Experimente veröffentlicht, bei denen die Köpfe kleiner Spenderratten auf die Hälse größerer Empfängerratten transplantiert wurden.

Den Ansatz von Canavero und Ren sehen andere Wissenschaftler im Zusammenhang mit der Transplantation von menschlichen Köpfen auf andere Menschen kritisch. „Sie haben nicht genug Tierstudien durchgeführt, um jemanden davon zu überzeugen, dass sie tatsächlich wissen, was sie tun. Es ist eine Art lange, endlose Werbetour“, meint Arthur Caplan vom Langone Medical Center der New York University.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Nachhaltige KI: Künstliche Intelligenz kann mehr, wenn der Mensch wieder mitentscheidet
21.07.2025

Künstliche Intelligenz kann nur dann Vertrauen schaffen, wenn sie nachvollziehbar ist. Wie Unternehmen KI nachhaltig, sicher und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Börsen: Wall Street nach Trumps Angriff auf die Fed im Zangengriff
21.07.2025

Trump attackiert die Fed, der Dollar wankt und Investoren wetten auf die große Börsenrallye – doch was passiert, wenn sich die Bullen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Politökonom Mark Blyth: Inflation bleibt – weil sich die Welt strukturell verändert
21.07.2025

Die Inflation ist nicht mehr temporär – sie ist strukturell. Politökonom Mark Blyth erklärt, warum Zinsen versagen, Angebotspolitik...

DWN
Politik
Politik Deutscher General Freuding: Russland plant Angriff auf Ukraine mit 2.000 Drohnen
21.07.2025

Russland rüstet zum massiven Drohnenschlag: 2.000 unbemannte Flugkörper sollen gleichzeitig auf die Ukraine losgelassen werden – ein...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg eskaliert: EU zahlt, doch Amerika blutet
21.07.2025

Donald Trump diktiert neue Zölle, Brüssel verhandelt im Nebel – und Europas Wirtschaft steht vor einem Scherbenhaufen. Sollte das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche-Börse-Chef Leithner fordert: Mehr privates Kapital für die Rente
21.07.2025

Privates Kapital könnte zum entscheidenden Hebel für die Rentensicherung in Deutschland werden. Doch wie lässt sich die Beteiligung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen YT Industries: Insolvenzverfahren von Mountainbike-Hersteller eingeleitet – Kampf ums Überleben
21.07.2025

YT Industries, einst gefeierter Star der deutschen Bike-Branche, steckt in wirtschaftlichen Turbulenzen. Trotz globaler Nachfrage muss der...

DWN
Technologie
Technologie Microsoft SharePoint: Sicherheitslücke von Hackern ausgenutzt – Behörden und Unternehmen bedroht
21.07.2025

Ein massiver Hackerangriff auf die Software Microsoft SharePoint erschüttert Behörden und Unternehmen weltweit. Die Angreifer nutzen eine...