Heizölkäufer müssen weiter tief in die Tasche greifen, obwohl der Rohölpreis zuletzt gesunken ist. Während auch der als Produkt sehr ähnliche Treibstoff Diesel seit Wochen billiger wird, bewegen sich die Heizölpreise kaum, wie aus Zahlen des Portals HeizOel24 hervorgeht. Für den Donnerstag meldete es beim Kauf von 3000 Litern einen Literpreis von 1,51 Euro. Seit etwa einem Monat schwanken die Preise um 1,50 Euro. Geht man zwei Monate zurück, ergibt sich sogar ein Anstieg um einige Cent pro Liter. Ganz anders bei Diesel: Laut ADAC-Daten sank der Preis für den Kraftstoff seit Mitte Juni um rund 14 bis 15 Cent pro Liter.
Als wichtigster Treiber beim Rückgang des Dieselpreises gilt der gesunkene Ölpreis. Hatte die für Europa wichtige Nordseesorte Brent Anfang und Mitte Juni noch um die 120 Dollar pro Fass (159 Liter) gekostet, lag sie zuletzt unter 100 Dollar. Warum dieser Rückgang beim Heizöl nicht angekommen ist, ist unklar. Eine Möglichkeit wäre eine steigende Nachfrage: Nach Angaben des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie stellen zahlreiche Betriebe aus Angst vor ausbleibenden Gaslieferungen derzeit auf Heizöl um.
Verschiebung von Gas zu Öl
Auch die Internationale Energieagentur (IEA) sieht eine Verschiebung von Gas zu Öl. Die im Zuge des Ukraine-Kriegs verursachte Gaskrise mit einem starken Preisanstieg für Erdgas habe dazu geführt, dass Industrieunternehmen und Kraftwerke ihre Anlagen verstärkt mit Öl betreiben, heißt es in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht.
Die IEA hat daher ihre Prognose für das Wachstum der weltweiten Nachfrage nach Rohöl angehoben. Die Agentur erwartet für das laufende Jahr nun eine Nachfrage von 99,7 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Das sind 380.000 Barrel mehr als in der vorangegangenen Prognose. Für das kommende Jahr erwartet sie dann eine Nachfrage von täglich 101,8 Millionen Barrel. Die höhere Nachfrage nach Rohöl sei vor allem in den Regionen Europa und Naher Osten zu erwarten, heißt es in dem Monatsbericht.
Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) nannte am Donnerstag für dieses Jahr nahezu dieselbe Prognosezahl: Sie rechnet mit einer durchschnittlichen täglichen Nachfrage nach Rohöl von 100 Millionen Barrel. Bislang war sie allerdings von minimal mehr ausgegangen.
In Deutschland ist die Nachfrage nach Heizöl in den ersten Monaten nach Kriegsbeginn trotz sehr hoher Heizölpreise nicht drastisch eingebrochen. Die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gemeldeten Zahlen zur Inlandsablieferung liegen für die Monate März bis Mai 2022 im Vergleich zu den Vorjahren zwar eher niedrig, 2021 waren sie allerdings noch niedriger. Werte für Juni und Juli liegen noch nicht vor.