Deutschland

Drittgrößter Gas-Importeur Deutschlands ist pleite

Lesezeit: 2 min
09.09.2022 10:00  Aktualisiert: 09.09.2022 10:02
VNG, ein systemrelevantes Unternehmen aus der Energiewirtschaft, macht hohe Verluste.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Gasimporteur VNG ist in der Energiekrise in finanzielle Schieflage geraten. Das Unternehmen, eine Mehrheitsbeteiligung des Karlsruher Energieversorgers EnBW, werde an diesem Freitag beim Bundeswirtschaftsministerium einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen stellen, teilte EnBW mit.

Die Maßnahmen zielten darauf ab, das derzeitige Auflaufen „erheblicher Verluste aus der Ersatzbeschaffung von Erdgas aufzufangen und eine Fortführung der Geschäftstätigkeit zu ermöglichen“, hieß es. Als drittgrößter deutscher Gasimporteur stand die Leipziger Verbundnetzgas AG (VNG) den Angaben zufolge 2021 für rund ein Fünftel des deutschen Gasbedarfs.

Der Bund hat dem in Schieflage geratenen Gasversorger inzwischen rasche staatliche Hilfe zugesagt. „VNG hat heute ja offiziell gesagt, dass sie staatliche Unterstützung brauchen, und die werden wir auch hinbekommen“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Freitag. „Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg, und das wird zeitnah geklärt werden.“ Im Fall von Uniper hatte der Bund ein milliardenschweres Hilfspaket geschnürt. Dies sieht unter anderem einen Einstieg des Staates bei Uniper mit einem Anteil von 30 Prozent vor.

Parallel würden die laufenden Gespräche der VNG AG und ihrer Aktionäre mit der Bundesregierung über Möglichkeiten für eine Stabilisierung des Unternehmens fortgesetzt, so das Unternehmen.

Aufgrund von nicht erfüllten Lieferverpflichtungen von Vorlieferanten müssten Gasmengen zu erheblich höheren Preisen an den Energiemärkten beschafft werden, um die Kunden der VNG weiter zu deutlich niedrigeren Preisen verlässlich beliefern zu können. Beide Effekte hätten sich seit August nochmals deutlich verschärft, wodurch bei der VNG AG „erhebliche“ Verluste auflaufen.

VNG habe zwei Verträge, die von russischen Lieferausfällen betroffen seien. Der größere Vertrag von beiden umfasse einen Gasbezug von rund 65 Terawattstunden im Jahr mit einem inländischen Vorlieferanten, der Importeur der entsprechenden Gasmengen sei. Dieser Vertrag werde seit Mitte Mai nicht mehr durchgängig bedient. Die Kosten der Ersatzbeschaffung habe VNG im August bei historisch hohen Gaspreisen anders als zuvor erwartet zu erheblichen Teilen tragen müssen. Mit Unterstützung der Bundesregierung sei nach Möglichkeiten gesucht worden, eine abschließende Einigung herbeizuführen. „Diese erscheint jedoch kurzfristig und für VNG wirtschaftlich tragfähig nicht erreichbar. Die daraus absehbare finanzielle Belastung wäre für VNG nicht tragbar.“

Die VNG ist nach Angaben von EnBW systemrelevant für die Versorgungssicherheit in Deutschland und spielt gerade in Sachsen und Ostdeutschland eine bedeutende Rolle. Die VNG-Gruppe versorgt demnach rund 400 Stadtwerke und Industriebetriebe mit Gas.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...