Finanzen

Credit Suisse: Kreditausfallversicherungen steigen sprunghaft an

Der neue Chef von Credit Suisse versucht, die Märkte zu beruhigen, nachdem die Kosten ihrer Kreditausfallversicherungen auf den höchsten Stand seit 2009 angestiegen sind.
Autor
02.10.2022 21:50
Aktualisiert: 02.10.2022 21:50
Lesezeit: 3 min

Der neue CEO von Credit Suisse bemüht sich, Investoren zu beruhigen, nachdem die Kosten für die Versicherung der Anleihen des Unternehmens gegen Zahlungsausfälle letzte Woche um 15 Prozent gestiegen sind und nun auf dem höchsten Niveau seit 2009 handeln. Zudem ist die Aktie der Schweizer Investmentbank auf ein neues Rekordtief gestürzt.

Am Freitag sagte Bankchef Ulrich Koerner zu den Mitarbeitern von Credit Suisse, dass die Bank über eine „starke Kapital- und Liquiditätsbasis“ verfüge, und teilte ihnen mit, dass er sie regelmäßig auf dem Laufenden halten werde, bis das Unternehmen am 27. Oktober einen neuen Strategieplan bekannt gibt.

Koerner wurde Ende Juli zum CEO der in Schwierigkeiten geratenen Schweizer Bank. Dort arbeitet man derzeit an Plänen, die wahrscheinlich weitreichende Veränderungen vorsehen und möglicherweise den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen über mehrere Jahre hinweg beinhalten.

Koerners Memo war die zweite Freitagsmitteilung in Folge, da die Spekulationen über die Zukunft der angeschlagenen Bank zunehmen. Die Analysten von KBW schätzten, dass das Unternehmen selbst nach dem Verkauf einiger Vermögenswerte möglicherweise 4 Milliarden Schweizer Franken an Kapital aufnehmen muss.

Die Marktkapitalisierung der Credit Suisse ist auf rund 10 Milliarden Schweizer Franken gesunken, was bedeutet, dass jeder Aktienverkauf eine starke Verwässerung für langjährige Aktionäre bedeuten würde. Noch im März 2021 lag der Marktwert bei über 30 Milliarden Franken.

Der Preis für fünfjährige Credit-Default-Swaps ist von etwa 55 Basispunkten zu Beginn des Jahres auf etwa 250 Basispunkte gestiegen und liegt damit nahe dem bisherigen Höchststand im Jahr 2009, wie Bloomberg berichtet.

Diese Werte sind zwar noch weit von einer Notlage entfernt und Teil eines breit angelegten Marktausverkaufs, aber sie deuten darauf hin, dass sich die Wahrnehmung der Kreditwürdigkeit der skandalgeschüttelten Bank im aktuellen Umfeld verschlechtert.

Die KBW-Analysten ziehen Vergleiche mit der Vertrauenskrise, welche die Deutsche Bank vor sechs Jahren erschütterte. Damals sah sich der deutsche Kreditgeber mit weitreichenden Fragen zu seiner Strategie sowie mit kurzfristigen Bedenken hinsichtlich der Kosten eines Vergleichs zur Beendigung einer US-Untersuchung im Zusammenhang mit hypothekarisch gesicherten Wertpapieren konfrontiert.

Die Deutsche Bank sah sich damals ebenfalls mit einem Anstieg ihrer Kreditausfallversicherungen konfrontiert, ihr Schuldenrating wurde herabgestuft und in der Folge zogen sich einige Kunden aus der Zusammenarbeit mit der Bank zurück.

Der Stress ließ einige Monate später nach. Denn die Deutsche Bank erreichte einen günstigeren Vergleich, als viele befürchtet hatten, brachte etwa 8 Milliarden Euro an neuem Kapital auf und kündigte eine neue Strategie an. Dennoch dauerte es Jahre, um den Teufelskreis aus sinkenden Erträgen und steigenden Finanzierungskosten zu durchbrechen, wie die Bank es nannte.

Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den beiden Bankkrisen. Die Credit Suisse ist nicht mit einem Problem in der Größenordnung des 7,2-Milliarden-Dollar-Vergleichs der Deutschen Bank konfrontiert, und ihre Kernkapitalquote von 13,5 Prozent ist höher als die 10,8 Prozent, die das deutsche Bankhaus vor sechs Jahren hatte.

Der Stress, mit dem die Deutsche Bank 2016 konfrontiert war, führte zu der ungewöhnlichen Dynamik, dass die Kosten für die Versicherung gegen Verluste aus den Schulden des Kreditgebers für ein Jahr die Kosten für den Schutz für fünf Jahre überstiegen. Die einjährigen Swaps der Credit Suisse sind immer noch deutlich günstiger als die fünfjährigen.

Letzte Woche erklärte Credit Suisse, im Rahmen ihres Strategieplans, der Ende Oktober vorgestellt werden soll, an möglichen Verkäufen von Vermögenswerten und Geschäftsbereichen zu arbeiten.

Die Bank prüft den Verkauf ihrer Handelseinheit für verbriefte Produkte, erwägt den Verkauf ihres lateinamerikanischen Vermögensverwaltungsgeschäfts mit Ausnahme von Brasilien und erwägt die Wiederbelebung des Markennamens First Boston.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Eilmeldung Washington DC: Schüsse nahe dem Weißen Haus - Zwei Nationalgardisten angeschossen
26.11.2025

In der Nähe des Weißen Hauses in Washington sind zwei Nationalgardisten von einem Schützen angeschossen worden. Sie befinden sich in...

DWN
Politik
Politik Deutsche Bank gegen Verband der Familienunternehmer: Mietvertrag gekündigt auf Grund der Einladung eines AfD-Politikers
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein – entgegen der politisch gewollten Brandmauer der etablierten...

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Politik
Politik Grüngasquote für Energiewende: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...