Politik

Deutschland und Frankreich treiben Kapitalmarktunion voran

Laut den Notenbankchefs von Deutschland und Frankreich ist die Kapitalmarktunion in Europa zur Finanzierung des grünen und digitalen Wandels wichtiger denn je.
14.11.2022 11:24
Lesezeit: 2 min
Deutschland und Frankreich treiben Kapitalmarktunion voran
Bereits Ende Oktober in Paris demonstrierten Deutschland und Frankreich wieder Einigkeit. (Foto: dpa) Foto: Christophe Ena

Der Ukraine-Krieg, die Inflation und die Energiekrise machen es aus Sicht des französischen und des deutschen Notenbankchefs wichtiger denn je, die Kapitalmarktunion in Europa zur Finanzierung des grünen und digitalen Wandels zu forcieren. In einem gemeinsamen Gastbeitrag für die Zeitungen "Les Echos" und "Handelsblatt" demonstrierten François Villeroy de Galhau und Joachim Nagel Einigkeit.

"Wir verfassen diesen gemeinsamen Beitrag in der Überzeugung, dass sich unsere Einheit damit zwar schwieriger gestaltet, aber umso wichtiger ist," schreiben die beiden Notenbankchefs. "Und was für Europa als Ganzes gilt, gilt ganz besonders für die deutsch-französische Freundschaft. Wir dürfen es nicht zulassen, uns spalten zu lassen."

Zuletzt war der deutsch-französische Motor etwas ins Stottern geraten. Für Oktober geplante deutsch-französische Regierungskonsultationen waren überraschend abgesagt worden. Aus Paris hatte es Kritik am bilateralen Verhältnis und mangelnder Abstimmung der Bundesregierung mit dem wichtigsten Verbündeten gegeben. Ende vergangenen Monats waren dann Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz zu einem gemeinsamen Gespräch in Paris zusammengekommen. Danach teilte Scholz via Twitter mit, Deutschland und Frankreich stünden eng zusammen und gingen die Herausforderungen gemeinsam an.

Nagel und Villeroy zufolge ist es von entscheidender Bedeutung, dass die 2015 von der EU gestartete Initiative zur Förderung der Kapitalmarktunion vorangetrieben wird. Der Brexit, die Coronavirus-Pandemie und der Krieg Russlands gegen die Ukraine hätten die Anstrengungen in diesem Bereich verzögert.

"Doch stärker denn je müssen wir die Energiewende beschleunigen", schrieben sie. "Dafür benötigen wir finanzielle Ressourcen, die von einer grünen Kapitalmarktunion bereitgestellt werden." Die Vollendung der Kapitalmarktunion sei ein Langstreckenlauf. "Um sie zum Erfolg zu führen, ist es wichtig, jetzt die richtige Route zu wählen."

Die Integration der Kapitalmärkte kann aus Sicht der beiden Notenbank-Chefs zur Finanzstabilität beitragen. Sie sorge für mehr Finanzierungsquellen über Ländergrenzen hinweg und stärke die private Risikoteilung durch Ausbau von Eigenkapitalfinanzierung.

"Im internationalen Vergleich ist die Finanzierung von Unternehmen über Eigenkapital und Schuldverschreibungen nach wie vor unterentwickelt," so Nagel und Villeroy. Für Start-up-Unternehmen stehe in Europa nicht genügend Wagniskapital zur Verfügung. Daher seien diese nach wie vor mit Finanzierungsproblemen konfrontiert. "Durch eine Kapitalmarktunion mit einem harmonisierten, breiter angelegten und vertieften Finanzsystem hätten sie die Möglichkeit, ihre Finanzlage deutlich zu verbessern." (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...