Immobilien

Kreditausfälle bei Immobilien werden für Banken zum Problem

Die Immobilienkrise in Deutschland wird schlimmer als bisher angenommen. Wegen steigender Zinsen und schwacher Konjunktur nehmen die Kreditausfälle zu.
10.08.2023 12:11
Aktualisiert: 10.08.2023 12:11
Lesezeit: 2 min

Die deutschen Immobilienbanken kämpfen mit steigenden Kreditausfällen und stellen sich auf eine längere Durststrecke ein. Die Krise an den Immobilienmärkten werde wegen der steigenden Zinsen und der schwachen Konjunktur "schärfer und länger" anhalten als zu Jahresbeginn gedacht, erklärte die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) am Donnerstag in Garching bei München. Etwas besser werde es frühestens Anfang 2024.

"Die Suche nach einem neuen Preisgleichgewicht im deutschen Immobilienmarkt dauert an", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Pfandbriefbanken (vdp), Jens Tolckmitt. Die Preise vor allem für Büro- und Einzelhandelsobjekte gingen im zweiten Quartal weiter zurück, wenn auch nicht mehr so schnell wie zu Jahresbeginn.

Vor allem bei Gewerbeimmobilien werde es aber noch bis Mitte nächsten Jahres mit den Preisen abwärts gehen, sagte Tolckmitt. Innerhalb eines Jahres fielen sie um mehr als zehn Prozent, bei Wohnimmobilien um gut fünf Prozent. Immerhin zeichne sich eine Stabilisierung der Kreditzinsen ab, erklärte der Verband. "Der außerordentlich dynamische Zinsanstieg scheint jedenfalls vorbei."

Die pbb erklärte: "Eine sichtbare Erholung wird erst dann erwartet, wenn sich die Finanzierungskosten nachhaltig festigen, die Inflation weiter sinkt, die Auswirkungen von Home Office absehbar sind und sich das Spannungsfeld zwischen Online- und Einzelhandel beruhigt." Das Neugeschäft drosselte der Immobilienfinanzierer: In diesem Jahr seien nur noch Neuabschlüsse und Verlängerungen von 6,5 bis 8,0 (2022: 9,0) Milliarden Euro zu erwarten. Bisher hatte er neun bis zehn Milliarden prognostiziert. Bis Ende Juni blieb das Neugeschäft aber mit 2,5 (4,3) Milliarden Euro weit hinter den Planungen zurück. Beim Wiesbadener Rivalen Aareal Bank zog das Neugeschäft im zweiten Quartal wieder an, lag aber per Ende Juni mit 4,1 (5,2) Milliarden Euro ebenfalls unter Vorjahr.

Steigende Rückstellungen für faule Kredite drücken auf die Gewinne der beiden Branchengrößen. Die Aareal Bank verbuchte im ersten Halbjahr Rückstellungen von 160 (107) Millionen Euro, 35 Millionen davon entfielen auf den Rückzug aus Russland. Daneben seien vor allem Kredite für US-Büroimmobilien ausgefallen. Das Jahresbudget zum forcierten Abbau wackliger Kredite sei bereits im zweiten Quartal aufgebraucht worden. Bei der pbb gelten inzwischen 31 Kredite im Volumen von 1,1 Milliarden Euro als wacklig (non-performing). Sie profitiert aber davon, dass sie bereits pauschale Wertberichtigungen gebildet hatte, die sie nun umwidmen konnte.

PFANDBRIEFBANK STARTET SPARPROGRAMM

An der Ergebnisprognose von 170 bis 200 (213) Millionen Euro vor Steuern hielt pbb-Vorstandschef Andreas Arndt fest: "Das ist im derzeitigen Marktumfeld keine Selbstverständlichkeit." Im ersten Halbjahr sank das Ergebnis vor Steuern um ein Viertel auf 81 (107) Millionen Euro. Mit einem 40 Millionen Euro schweren Sparprogramm will Arndt die Aufwands-Ertrags-Quote wieder auf 45 von 51 Prozent drücken. Innerhalb von drei Jahren sollen dabei - zum größten Teil über Frührente und Fluktuation - 15 Prozent der Belegschaft abgebaut werden, etwa 130 Stellen.

Bei der Aareal Bank lag das Betriebsergebnis nach den ersten sechs Monaten mit 87 (91) Millionen Euro zwar noch fast auf Vorjahresniveau. Finanzvorstand Marc Heß rechnet aber nur noch damit, zum Jahresende das untere Ende der Spanne von 240 bis 280 Millionen Euro zu erreichen. Grund dafür seien Investitionen in die Software-Tochter Aareon. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen in Deutschland steigen weiter um 5,7 Prozent
12.12.2025

Die Pleitewelle in Deutschland reißt nicht ab: Im November stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent,...

DWN
Finanzen
Finanzen Lufthansa-Aktie hebt nach Kaufempfehlung ab: Worauf Anleger nun achten müssen
12.12.2025

Die Lufthansa-Aktie springt nach einer Kepler-Kaufempfehlung auf ein Hoch seit August 2023. Doch hinter dem Kursschub lauern Tarifrisiken,...

DWN
Politik
Politik Freie Wirtschaftszone im Donbass? Kiew zeigt sich zurückhaltend
12.12.2025

Die USA schlagen eine „freie Wirtschaftszone“ im Donbass als möglichen Kompromiss vor – doch die ukrainische Führung reagiert...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB testet Banken auf Krisenfestigkeit – 110 Institute im Fokus
12.12.2025

Geopolitische Spannungen und Konflikte belasten Europas Finanzsystem. Die Europäische Zentralbank (EZB) will deshalb 2026 mit einem...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche lehnen US-Einfluss auf Europa klar ab
12.12.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt deutlich: Die Mehrheit der Deutschen spricht sich gegen eine stärkere Einmischung der USA in europäische...

DWN
Technologie
Technologie OpenAI kontert Google: Neue ChatGPT-Version setzt zum nächsten KI-Sprung an
12.12.2025

Nachdem Googles Gemini zuletzt für Schlagzeilen sorgte, meldet sich OpenAI mit einem neuen ChatGPT-Modell zurück. Die Entwickler wollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Preise ziehen weiter an: Inflation verharrt über dem Zielwert
12.12.2025

Trotz einer insgesamt moderaten Entwicklung verharrt die Inflation im November bei 2,3 Prozent und damit weiterhin über dem angestrebten...

DWN
Finanzen
Finanzen Lebenshaltungskosten: Geringverdiener geben 60 Prozent ihres Geldes nur für Essen und Wohnen aus
12.12.2025

Steigende Lebenshaltungskosten: Haushalte in Deutschland wenden inzwischen mehr als die Hälfte ihres Geldes alleine für Wohnen und...