Unternehmen

Wirtschaft begrüßt Steuervorschläge von Friedrich Merz

Lesezeit: 3 min
04.10.2023 14:22  Aktualisiert: 04.10.2023 14:22
Die Vorschläge von CDU-Chef Friedrich Merz zur Reform der Besteuerung von Unternehmen haben ein zwiespältiges Echo ausgelöst. Während Vertreter anderer Parteien die Vorschläge ablehnten, äußerten sich Vertreter der Wirtschaft gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) weit positiver.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In einem Interview hatte der Bundesvorsitzende der CDU und Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Friedrich Merz, eine Reform der Besteuerung der Unternehmen in Deutschland gefordert. Merz verlangte dabei die Schaffung einer einheitlichen Unternehmenssteuer. Demnach sollten dann alle Unternehmen – unabhängig von ihrer Rechtsform – einen einheitlichen Steuersatz zahlen. Dieser sollte, so Merz, bei 25 Prozent liegen, damit die deutschen Unternehmen in dieser Hinsicht international wettbewerbsfähig werden. Merz sagte, dass diese Reform gut vorbereitet sein müsse, so dass Personengesellschaften „ausreichend Zeit für die Umstellung“ hätten.

Die Notwendigkeit für Reformen

Merz gab zu, dass eine solche Reform „mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden“ wäre. Dazu gebe es aber aus seiner Sicht keine Alternative, wolle Deutschland seine mittelständische Struktur wettbewerbsfähig halten. Merz schlägt zudem vor, dass bei den ausgeschütteten Gewinnen die Anteilseigner die Vorbelastung dann auf ihre individuellen Steuern anrechnen lassen können. „Dies wäre ein einfaches und überschaubares Steuersystem“, so Merz.

Nach seinen Berechnungen würde eine Umstellung auf das von ihm vorgeschlagene System zu staatlichen Mindereinnahmen „in einer Größenordnung zwischen 20 und 30 Milliarden Euro“ führen. Doch betont der CDU-Chef, dass Deutschland ohne eine solche Reform „mittelfristig noch viel mehr“ verlieren würde.

Erwartbar war das Echo der politischen Konkurrenz: Die Grünen stellten die „Ernsthaftigkeit und Regierungsfähigkeit“ von Merz in Frage; ein Vertreter der FDP sprach von einem „Wunschzettel“ des CDU-Vorsitzenden, während wiederum andere nicht nur das Fehlen einer Gegenfinanzierung bemängeln, sondern auch weit größere Steuerausfälle als die von Merz prognostizierten 20 bis 30 Milliarden Euro vermuten.

Das Urteil der Wirtschaft

Indes: Das Urteil in der Wissenschaft und in der Wirtschaft fällt weit differenzierter aus. Der Chef des renommierten ifo-Instituts, Clemens Fuest, lobte den Merz-Vorschlag: Dieser habe das Potenzial, Deutschland voranzubringen: „Wir reden von einer wirklich großen Reform.“ Ähnlich sieht das der Deutsche Mittelstandsbund (DMB). Der in Düsseldorf ansässige Verband mit rund 25.000 Mitgliedsfirmen aus dem Mittelstand hält die von Merz angestoßene Reform für „überfällig“. Der Verband weist daraufhin, dass es auf dem Gebiet der Unternehmenssteuern die letzte große Reform vor 15 Jahren gegeben habe und Deutschland bei der Besteuerung seiner Unternehmen international einer der vorderen Plätze einnehme. Mit Nachdruck unterstützt der Verband daher den Ansatz, durch eine Modernisierung der Besteuerung auch Bürokratie abzubauen und damit die Investitionskraft der Unternehmen zu erhöhen, wie der zuständige Referent für Wirtschaft und Politik, Benjamin Schöfer, gegenüber den DWN erklärte.

Entschieden hinter den Vorstoß von Merz stellt sich auch der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW). Ihr Chef-Volkswirt Hans-Jürgen Völz, erklärte gegenüber den DWN, dass der Vorschlag des CDU-Bundesvorsitzenden „angesichts der dramatischen Situation der deutschen Wirtschaft in einer Rezession richtig und angemessen“ sei. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands würde, so Völz, von einer Senkung der Unternehmenssteuer auf ein international attraktives Niveau von einheitlich 25 Prozent für alle Betriebe stark profitieren. Die Frage der Gegenfinanzierung dürfe nicht „als Totschlagsargument für steuerpolitisches Nichtstun herhalten“. Und auch der Dachverband Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin und Brandenburg signalisiert Zustimmung. „Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Steuerbelastung für Unternehmen. Wir begrüßen jede Überlegung, die den Standort hier wettbewerbsfähiger macht. Das wäre für mehr Wachstum und Beschäftigung positiv“, erklärte ihr Sprecher Carsten Brönstrup gegenüber den DWN. Jedoch müssten noch Detailfragen geklärt werden.

Der internationale Vergleich

Tatsächlich stellt sich bei den steuerpolitischen Überlegungen des CDU-Bundesvorsitzenden die Frage nach der Zukunft der Gewerbesteuer, die ein Teil der kombinierten Körperschaftssteuer ist. Die Gewerbesteuer wird von den Kommunen erhoben und fließt auch in ihre Töpfe. Es erscheint vor diesem Hintergrund wenig wahrscheinlich, dass die Kommunen, die derzeit schon allein aufgrund der Herausforderungen durch die Migration erheblich belastet sind, auf eine eigene Einnahmequelle verzichten.

Jedoch legt ein Blick auf den internationalen Vergleich die Schlussfolgerung nahe, dass Deutschlands Unternehmen im Steuerwettbewerb benachteiligt sind. Mit einem Satz von annähernd 30 Prozent bei der kombinierten Körperschaftssteuer liegt Deutschland im weltweiten Vergleich im obersten Drittel, fast alle Länder, mit denen deutsche Unternehmen im Wettbewerb stehen, haben deutlich geringere Steuersätze: So haben die USA einen Satz von 25,7 Prozent, Korea von 26,5, Österreich von 24 und Großbritannien von nur 19 Prozent.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
15.01.2025

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die...

DWN
Politik
Politik Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
15.01.2025

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
15.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuern auf Rente: Steuervorteile und Grundfreibetrag - so hoch ist die Besteuerung 2025
15.01.2025

In Deutschland wird die Rente besteuert. Doch seit wann sind Rentner steuerpflichtig? Welcher Rentenfreibetrag gilt aktuell, welche...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerungen 2024: Zahl stark gestiegen
15.01.2025

Deutlich mehr Immobilien zwangsversteigert: Die Wirtschaftskrise und steigende Zinsen hinterlassen Spuren, besonders bei Eigentümern. 2024...

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...