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Neues Ranking: Der Ausbau des öffentlichen Ladenetzes für E-Autos nimmt Fahrt auf

Lesezeit: 3 min
15.11.2023 17:10  Aktualisiert: 15.11.2023 17:10
Die Versorgungslücke bei Lade-Stationen für Elektro-Fahrzeuge schließt sich allmählich. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erwartet mit diesem Befund eine Trendwende im Lande. Während bisher zunehmend mehr E-Autos zugelassen worden sind, jedoch die Lade-Infrastruktur beim Wachstum lange nicht mithalten konnte, hat sich dies 2023 maßgeblich verändert. Die Bürger können ohne Sorge durch Deutschland fahren. Der VDA hat erneut bundesweit die Versorgungsdichte mit Ladesäulen untersucht und nach Regionen in einem Ranking veranschaulicht.

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Nach Angaben des Bundesnetzagentur gab es im Sommer 97,495 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Darunter 18,577 so genannte Schnellladepunkte mit einer Leistung von mehr als 22 Kilowatt sowie der Möglichkeit Wechsel- und Gleichstrom nutzen zu können. Hier dauert der Ladepunkt nur zwischen 30 bis 60 Minuten, während man an normalen Ladesäulen oder auch den Wallboxen bei Hauseigentümern in der Garage zwischen zwei und sechs Stunden zum Stromtanken einplanen müssen. Der VDA hat auf Grundlage dieser statistischen Angaben und den laut Kraftfahrt-Bundesamt zugelassenen E-Fahrzeugen eine regionale Auswertung vorgenommen. Berechnet werden dabei wie viele E-Autos sich einen Ladepunkt teilen müssen – in der Graphik als T-Wert benannt.

Die Spitzenreiter beim Ranking sind keine Überraschung: Die Audi-Stadt Ingolstadt ist mit lediglich 4,2 Fahrzeugen pro Ladesäule Pionier im Lande und hat damit den zweitplatzierten VW-Produktionsstandort Emden mit Faktor 5,3 überholt. Aufgeholt und auf Platz 3 befindet sich auf der Deutschland-Karte mit 5,8 E-Pkw die niedersächsische Flächenstadt Salzgitter, nicht von ungefähr gleichfalls ein VW-Werksstandort wie Wolfsburg auf Platz 4. Stuttgart mit Porsche und Mercedes vor der Tür liegen auf Platz 7. Bei der Ausbau-Dynamik fallen vor allem die Stadtstaaten Berlin mit 630 und Hamburg mit 333 zusätzlichen Ladepunkten positiv auf und folgen damit dem Spitzenreiter Ingolstadt mit plus 859.

Berlin und Hamburg besonders dynamisch beim Ausbau

Beim Vergleich der Bundesländer liegt weiterhin Sachsen mit 13,9 Pkw vorne, vor Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Es folgt Sachsen-Anhalt beim auffälligen Ost-West-Gefälle, wobei natürlich die Anzahl zugelassener E-Autos in Mittel- und Ostdeutschland den Schnitt verzerrt. Im Norden liegen Schleswig-Holstein und Bremen vorne, im Süden kommt dann als Nächstes Bayern. Selbst Berlin hat einen mächtigen Sprung hingelegt und ist mittlerweile auf Platz 8 der Bundesländer vorgerückt. Es folgen Brandenburg, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Hamburg, dann erst das bevölkerungsreiche, dicht besiedelte NRW. Ausgerechnet der Südwesten mit Rheinland-Pfalz, der Heimat von Verkehrsminister Wissing, Hessen und das Saarland flackern im Ranking bestenfalls als Schlusslichter.

Extra für die einzelnen Bundesländer ausgewiesen hat der VDA die Schnellladepunkte. Demnach kommen bundesweit 110 E-Pkw auf einen Schnellladepunkt – eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr mit damals noch 142 Fahrzeugen. Vorne in der Auswertung liegen Thüringen mit 48,2, Sachsen-Anhalt mit 50 und Mecklenburg-Vorpommern mit 51 Fahrzeuge. Hier liegt Rheinland-Pfalz unter den alten Bundesländern immerhin auf Platz 7, nur geschlagen von Schleswig-Holstein auf Platz 6, vor Niedersachsen und Bayern auf 8 bzw. Platz 9., Hessen und das Saarland liegen abgeschlagen hinten.

Blinder Fleck bei Infrastruktur rund um die Prignitz

Problematisch stellt sich die Lage in einigen abgelegenen Regionen Deutschlands da, in denen sich für die Anbieter der Ausbau von Ladestationen in der Vergangenheit noch nicht gerechnet hat. Erstaunlicherweise ist die Lage besonders schlecht in Mülheim an der Ruhr (1908 Fahrzeuge pro Ladepunkt), im Landkreis Birkenfeld in der Südwestpfalz knapp dahinter mit 1903 Fahrzeugen. Selbst die Städte Leverkusen und Offenbach liegen auf den letzten Plätzen.

Ein blinder Fleck auf der Landkarte erscheint die Grenzregion zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. Bei den Städten fällt hier Wittenberg mit gerade mal 48 Ladepunkten negativ auf. Die Landkreise Nordsachsen, Anhalt-Bitterfeld und Elbe-Elster sind gleichfalls deutlich unterversorgt. Eine ganze Region mit noch mangelhafter Infrastruktur bildet die Prignitz mit den benachbarten Kreisen Lauenburg, Ludwigslust-Parchim und der Mecklenburgischen Seenplatte. Hier könnte man schon Angst und Bange haben, in der eiligen Not eine Ladesäule zu finden. Überall dort möchte das Bundesverkehrsministerium mit einem „Deutschland-Plan“ an bundesweit 900 neuen Standorten mit 8000 Schnellladepunkten schnell Abhilfe leisten. Ende September seien hier die entsprechenden Auftragslose an zehn Unternehmen vergeben worden, hieß es aus dem Ministerium.

Zu Selbstzufriedenheit besteht allerdings keine Veranlassung. „Der Nachholbedarf bleibt groß“, heißt es in einer Erklärung des VDA von dieser Woche. Weiterhin seien im Schnitt „jede zweite der 10,773 Gemeinden bundesweit noch ohne öffentlichen Ladepunkt“. Wobei es für VDA-Präsidentin Hildegard Müller geradezu „ernüchternd“ ist, wenn „in acht von zehn Gemeinden in Deutschland noch immer keinen Schnellladepunkt“ existiert. Müller verweist auf eine Allensbach-Studie, wonach zwei Drittel der vom Forschungsinstitut Befragten „das Angebot in der eigenen Umgebung kritisch sehen“. Vor allem an Supermärkten sollte das Angebot an Ladepunkten höher sein, so der dringende Wunsch der Nutzer.

Große Hoffnung setzt man auf den privaten Ausbau von Ladepunkten. Mit neuen Schnellladeparks, aber im Übrigen womöglicher auch auf Betriebsparkplätzen. Nach Informationen der Deutschen Wirtschafts Nachrichten bevorzugen viele Kunden zunehmend die schnellen Supercharger des Fahrzeugherstellers Tesla, die oft strategisch günstig an Autobahnkreuzen installiert wurden.

Mittlerweile hat das Unternehmen über 150 derartiger Schnellladestationen mit in der Regel mindestens 250 Kilowatt Leistung bundesweit im Angebot. Sie laden in nur 15 Minuten so viel Strom, dass man immerhin auf 275 Kilometer Reichweite gelangt. Auch Fremdfahrzeuge können mittlerweile laut ADAC an etwa jedem zweiten dieser Supercharger aufladen, heißt es. Tesla hat obendrein mit einer Preisinitiative jüngst den Preis auf 40 Cent pro Kilowattstunde reduziert – 12 Cent weniger als zuvor. Das soll für Interessenten als Anreiz zu einem Fahrzeugwechsel motivieren.

Als Beispiel für besonders guten Service dient das Netz des Anbieters EnBW mit seinen HPC-Ladepunkten, die laut einer Untersuchung der Fachzeitschrift „connect“ in puncto Ausbaugeschwindigkeit als vorbildlich gepriesen werden. In mittlerweile mehr als 100 Ladeparks werden gleich mindestens acht Schnelllade-Standorte geboten. In Bispingen in der Lüneburger Heide gibt es in Verbindung mit Rewe sogar mittlerweile einen vollautomatisierten Shop.

Im Masterplan der Bundesregierung gibt Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) das Ziel mit „einer Million öffentlich und diskriminierungsfrei zugänglicher Ladepunkte bis 2030“ an. „Deutschland soll so zum globalen Leitmarkt für E-Mobilität werden“, hofft Wissing. Müssen nun noch die Autofahrer überzeugt werden, vom Verbrenner zum Stromer zu wechseln.

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Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.


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