Unternehmen

Krise im Bausektor verschärft sich

Die deutsche Bauwirtschaft rutscht immer tiefer in die Krise. Diese nimmt inzwischen beachtliche Ausmaße an.
17.11.2023 09:48
Aktualisiert: 17.11.2023 09:48
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen ist im September erneut eingebrochen. Sie sank um 29,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 19.300, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von Januar bis September gab es ein Minus von 28,3 Prozent auf 195.100 Wohnungen. "Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Baukosten und schlechte Finanzierungsbedingungen beigetragen haben", so die Statistiker. Die Bundesregierung hat sich ursprünglich das Ziel von jährlich 400.000 Wohnungen gesetzt, um dem wachsenden Bedarf vor allem in den Großstädten zu begegnen.

Ein rasches Ende der aktuellen Baumisere erwarten Experten nicht. "Viele Bauprojekte liegen mit höheren Zinsen und Materialkosten auf Eis – mit sichtbaren Folgen für Projektentwickler, Bauunternehmen und vor allem den Wohnungsmarkt", sagte der CEO des Kreditversicherers Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. 2023 fehlten schätzungsweise 700.000 Wohnungen. "Bezahlbarer Wohnraum ist schon seit Jahren knapp, die aktuelle Situation dürfte dies noch weiter verschärfen."

Scholz widerspricht

Bemerkenswert ist, dass Bundeskanzler Olaf Scholz die Darstellung, die Krise im Wohnungsbau sei vor allem Folge höherer Finanzierungskosten, vor Kurzem öffentlich zurückgewiesen hatte. Stattdessen, so Scholz, würde eine überbordende Bürokratie und langwierige Planungsverfahren die Branche belasten.

Dies mag zutreffen, ist aber nur die eine Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte: wegen immer restriktiverer Klima-Vorschirften, die im Gebäude-Energien-Gesetz (GEG) verankert sind, lohnt sich Bauen in Deutschland schlichtweg nicht mehr.

Bei Einfamilienhäusern gab es in den ersten neun Monaten einen Rückgang der Baugenehmigungen um 38,4 Prozent auf 37.900. Bei den Zweifamilienhäusern wurde sogar ein Minus von 51,9 Prozent auf 11.100 registriert. Auch bei der Gebäudeart mit den insgesamt meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der Genehmigungen deutlich - und zwar um 27,2 Prozent auf 105.200. Nur bei Wohnheimen gab es einen Zuwachs von 8,4 Prozent auf 6200.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die Inflation die Zinsen auf das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion angehoben. Der Leitzins liegt aktuell bei 4,50 Prozent. Erst für Ende kommenden Jahres rechnen viele Ökonomen mit sinkenden Leitzinsen, wodurch dann auch die Baufinanzierung wieder günstiger werden dürfte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen US-Investoren strömen zu EARN Mining Cloud Mining und erzielen über 1.000 XRP pro Tag

Onchain-Daten zeigen, dass große Investoren bei einem XRP-Anstieg auf 3,10 US-Dollar Gewinne mitgenommen haben. Adressen mit Beständen...

 

DWN
Politik
Politik Finanzloch im Verkehrsetat: Länder warnen vor Baustopp
18.09.2025

Milliarden für Straßen und Schienen sind zwar eingeplant, doch sie reichen nicht aus. Länder und Bauindustrie schlagen Alarm, weil...

DWN
Politik
Politik Suwalki-Korridor: Europas Achillesferse zwischen NATO und Russland
18.09.2025

Der Suwalki-Korridor gilt als Achillesferse der NATO. Moskau und Minsk üben die Einnahme des Gebiets – Polen warnt, Deutschland blickt...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Milliarden gegen US-Dominanz
18.09.2025

SAP-Vorstand Thomas Saueressig gibt den Ton an: Mit einer Milliardenoffensive will er Europas digitale Selbstständigkeit sichern – von...

DWN
Politik
Politik Frankreich-Proteste: Hunderttausende gegen Sparpläne und Regierung
18.09.2025

Hunderttausende Menschen ziehen durch Frankreichs Straßen, Schulen und Bahnen stehen still. Die Wut über Macrons Personalentscheidungen...

DWN
Politik
Politik Draghi warnt: EU verliert geopolitische Bedeutung – welcher Reformplan für Europa dringend nötig ist
18.09.2025

Mario Draghi rechnet ab: Die EU habe ihre geopolitische Bedeutung überschätzt und sei heute schlecht gerüstet für die globalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Amazon fährt Investitionen in Deutschland hoch
18.09.2025

Amazon baut seine Dominanz in Deutschland massiv aus. Milliarden fließen in neue Standorte, Cloud-Infrastruktur und Künstliche...

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...