Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wie steht es um unser Geldsystem?
Marc Friedrich: Das aktuelle Finanzsystem, metaphorisch gesprochen, liegt wie ein präfinaler Patient auf der Intensivstation, der kontinuierlich an Gewicht – oder realistischer: an Wert – verliert. Notenbanken und politische Entscheidungsträger versuchen immer verzweifelter, jede aufkommende Krise mit einer immer größer werdenden Flut an frisch gedrucktem Geld zu bekämpfen. Doch jede neue Krise scheint noch mehr Kapital zu erfordern. Offizielle Zahlen belegen, dass der Euro seit seiner Einführung etwa 40 Prozent seines Werts verloren hat. Im Vergleich zu Gold oder dem digitalen Gold Bitcoin ist dieser Wertverlust noch dramatischer, hier liegt der Verlust bei rund 92 Prozent bzw. 99,9 Prozent. Diese Zahlen spiegeln ein tiefgreifendes Problem im Kern unseres monetären Systems wider und weisen auf die dringende Notwendigkeit hin, alternative Währungssysteme wie Bitcoin ernsthaft in Betracht zu ziehen. Die Frage ist nicht ob, sondern lediglich wann es scheitert.
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Seit Jahren herrscht diese Endzeitstimmung - aber bisher ist doch alles halbwegs gut gegangen, oder?
Marc Friedrich: In der gegenwärtigen globalen Situation, trotz der Herausforderungen und Krisen, ist es wichtig, eine Perspektive der Hoffnung und Beständigkeit zu bewahren. Zwar gibt es Anzeichen für ernsthafte ökonomische und politische Turbulenzen, doch bedeutet dies nicht das Ende des Abendlandes. Gerade Geldsysteme kommen und gehen, dies kann man durch die Geschichte hindurch beobachten – und das zeigen wir im Buch mit einem Rückblick auf 2000 Jahre Geldgeschichte auf.
Kurzfristig würden wir jedoch behaupten, dass es gerade ökonomisch, politisch und gesellschaftlich nicht gut verläuft:
- Krieg in Europa: Der anhaltende und brutale Konflikt in der Ukraine mit zahlreichen Opfern ist verstörend.
- Spannungen im Nahen Osten: Die Situation im Mittleren Osten steht am Rande eines umfassenderen Konflikts, was die globale Stabilität gefährdet.
- Globale Verschuldung: Die Rekordhöhe der globalen Verschuldung deutet auf eine wackelige ökonomische Grundlage hin. Viele scheinbar stabile Systeme sind in Wahrheit durch Schulden finanziert und somit anfällig für Krisen.
- Deutschlands wirtschaftliche Lage: Ökonomisch und wirtschaftlich gibt es Anzeichen dafür, dass Deutschland im internationalen Vergleich an Boden verliert. Dies könnte langfristige Folgen für den Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes haben.
- Bildung in Deutschland: Im Bildungsbereich, besonders ersichtlich in Rankings wie PISA, zeigt sich, dass Deutschland hinter anderen Nationen zurückbleibt, was langfristige Auswirkungen auf die Innovationskraft und die Zukunftsfähigkeit des Landes haben könnte.
All diese Punkte zeigen, dass wir uns in einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit befinden. Trotzdem sollten wir uns daran erinnern, dass Krisen oft auch Chancen für Wandel und Neuerungen bieten. Durch die Geschichte hindurch haben Gesellschaften Krisen überwunden und sind oft gestärkt aus ihnen hervorgegangen. Es ist wichtig, dass wir diese Herausforderungen als Anlass nehmen, um nachhaltige und resiliente Systeme für die Zukunft zu schaffen.
„Potenziell instabile Zukunft für Fiat-Währungen“
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Welche systemimmanenten Gründe könnten dazu führen, dass sich unser Geldsystem seinem Ende entgegenneigt?
Marc Friedrich: Die ständige Lösung von Krisen durch erhöhtes Gelddrucken, wie es seit der Corona-Krise praktiziert wird, führt zu einem gefährlichen Zyklus. Dieser Ansatz verursacht steigende Inflation, und um diese zu bekämpfen, müssten die Zinsen dauerhaft erhöht werden, was aufgrund hoher Schuldenlevels problematisch ist. Es entsteht ein Teufelskreis aus Inflation und Schuldenlast, der durch eine strukturell hohe Inflation aufgrund von Produktionsrückgängen und steigenden Rohstoffpreisen noch verschärft wird. Diese Situation erfordert dringend nachhaltige wirtschaftspolitische Maßnahmen.
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Und welche geopolitischen Gründe?
Marc Friedrich: Die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre könnten in der Tat signifikanten Druck auf die bestehenden Fiat-Währungssysteme ausüben:
- BRICS-Abkehr vom Dollar: Die Bestrebungen der BRICS-Nationen (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), sich vom US-Dollar und anderen westlichen Währungen zu lösen, sind bemerkenswert. Dieser Prozess wird zwar Zeit in Anspruch nehmen, stellt aber eine bedeutende Veränderung in der globalen Finanzordnung dar, die wir in unserem Leben bisher nicht gesehen haben.
- Ende der Pax Americana und Rückgang der Globalisierung: Ein Rückzug der USA aus ihrer Rolle als globale Ordnungsmacht könnte zu erhöhten Kosten im globalen Handel und damit zu struktureller Inflation führen. Für Exportnationen wie Deutschland wäre dies problematisch, da die Sicherheit und Effizienz der globalen Handelsrouten gefährdet wäre.
- Kontrolle der Rohstoffe durch BRICS und Schwellenländer: Fast drei Viertel der globalen Rohstoffe befinden sich unter der Kontrolle der BRICS-Staaten und einiger Schwellenländer. Die geringen Investitionen in neue Vorkommen in den letzten zehn Jahren könnten zu einem Angebotsmangel und folglich zu steigenden Preisen führen. Rohstoffe könnten zudem als geopolitisches Druckmittel gegen den Westen eingesetzt werden.
Diese Entwicklungen deuten auf eine potenziell instabile Zukunft für Fiat-Währungen hin und unterstreichen die Notwendigkeit, sich auf Veränderungen in der globalen Wirtschafts- und Finanzordnung vorzubereiten.
Gefährden digitale Zentralbankwährungen die Freiheit?
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Zur Zeit wird in vielen Staaten an der Schaffung von digitalen Zentralbankwährungen gearbeitet. Haben die Macher es eilig? Und welche Folgen hätten solche Währungen für unsere Wirtschaft und unser gesellschaftliches Zusammenleben?
Marc Friedrich: Die Einführung von Central Bank Digital Currencies (CBDCs) stellt ein ernsthaftes Risiko für die Privatsphäre dar. Sie ermöglichen es Regierungen, jede Transaktion zu überwachen, was zu einem beispiellosen Verlust der finanziellen Privatsphäre führt. Diese Art der lückenlosen Überwachung könnte unsere Freiheit erheblich einschränken und uns in einer digitalen Welt „gläsern“ machen. Deswegen sind wir große Gegner digitaler Zentralbankwährungen.
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: In Ihrem neuen Buch setzen Sie sich intensiv mit dem Bitcoin auseinander. Zunächst einmal ganz simpel gefragt: Was ist ein Bitcoin?
Marc Friedrich: Bitcoin ist eine Kryptowährung, welche durch einen Code und Algorithmus limitiert und unveränderbar, dezentral auf der Blockchain basiert. Bitcoin ist das erste digitale und rare Gut und zudem das demokratischste Geldsystem welches die Menschheit jemals geschaffen hat. Bitcoin ist unabhängig von Staat, Notenbank und Banken.
Man ist seine eigene Bank und eigenverantwortlich. Dadurch kann man nicht zensiert werden und ist nicht in Abhängigkeit von einer dritten Partei. Im Gegensatz zum Euro, welcher unendlich gedruckt werden kann, ist Bitcoin auf 21 Millionen Einheiten limitiert.
Im Buch erklären wir, wie man Bitcoin sicher kauft, wie man es lagert und verwaltet. Bitcoin kann über spezielle Börsen und Plattformen erworben werden und seit neustem auch indirekt über Bitcoin-ETFs.
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Welche Chancen und welche Risiken birgt der Bitcoin?
Marc Friedrich: Neben den Chancen gibt es natürlich auch Risiken. Hier seien einige aufgelistet. Zu den Chancen:
- Alternative zum traditionellen Geldsystem: Bitcoin bietet eine dezentralisierte, globale Währungsalternative. Das kann besonders für Menschen in instabilen Wirtschaftssystemen oder in Ländern mit hohen Inflationsraten wertvoll sein.
- Trennung von Staat und Geldsystem: Bitcoin ermöglicht eine Trennung zwischen staatlichem Einfluss und Geldwirtschaft. Das bedeutet, dass politische Entscheidungen oder wirtschaftliche Turbulenzen in einem Land weniger direkten Einfluss auf die Währung haben.
- Schutz vor Geldentwertung und hohe Renditechancen: Als Anlageklasse bietet Bitcoin Schutz vor Inflation und die Möglichkeit auf überdurchschnittliche Renditen. 2023 beendete Bitcoin mal wieder als die Anlageklasse mit der besten Performance!
Und zu den Risiken:
- Hohe Volatilität: Bitcoin ist bekannt für seine Preisvolatilität. Das kann für Investoren riskant sein, insbesondere für diejenigen, die auf kurzfristige Gewinne aus sind oder nicht über ausreichende Marktkenntnisse verfügen.
- Regulatorische Unsicherheit: Die rechtliche Behandlung von Bitcoin variiert weltweit erheblich. Dies führt zu Unsicherheit bezüglich zukünftiger Regulierungen, die sich auf den Wert und die Verwendbarkeit von Bitcoin auswirken könnten.
- Sicherheitsrisiken: Trotz der inhärenten Sicherheit der Blockchain-Technologie besteht bei Bitcoin ein Risiko hinsichtlich der Sicherheit von Börsen und Wallets. Hackerangriffe und Betrug sind nicht ungewöhnlich.
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Gibt es noch weitere Unabwägbarkeiten?
Marc Friedrich: Die meisten Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr erreichen können, und unterschätzen, was sie in einem Tag erreichen können. Bis Bitcoin wirklich unser heutiges Geldsystem ersetzen kann, können locker noch ein oder zwei Jahrzehnte vergehen. Bringen wir als Gesellschaft eine so große Geduld mit und schaffen es langfristig zu denken und planen?
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: In ihrem Buch besprechen Sie wichtige Zyklen
Marc Friedrich: Nichts ist stetiger als der Wandel. Die Welt befindet sich in einem konstanten Zyklus von Veränderungen. Das haben gerade die vergangenen Jahre wieder deutlich gezeigt.
Jeder, der aufmerksam die Entwicklungen studiert, merkt, dass gerade massive Veränderungen und Umbrüche stattfinden – politisch, sozial und kulturell. Zeitgleich sehen wir uns mit einem exponentiellen Wachstum technologischen Fortschritts wie selten in der Menschheitsgeschichte konfrontiert, der weiteren starken Druck auf den politischen und sozialen Status quo ausübt. Und als wäre das nicht genug, steht unser Finanzsystem vor einer großen Zäsur, vielleicht einer der größten jemals.
Glücklicherweise sind wir nicht die erste Generation, die eine solche Phase von monumentalen Umbrüchen durchläuft.
Und genau darauf gehen wir im Buch detailliert ein. Sämtliche Geschehnisse der heutigen Zeit haben sich in ähnlicher Weise meist schon in der Vergangenheit zugespielt. Politische, technologische und finanzielle Zyklen wiederholen sich immer wieder.
Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Welche Investments empfehlen Sie? Was kann der Leser aus ihrem Buch mitnehmen?
Marc Friedrich: Abgesehen von der einmaligen Chance mit Bitcoin unser Geld- und Finanzsystem zu revolutionieren, stellt Bitcoin die erfolgreichste Asset-Klasse der vergangenen 14 Jahre dar. Und dennoch haben die meisten Menschen diese Performance verpasst, da Bitcoin besonders in deutschen Medien leider besonders häufig in einem sehr zweifelhaften Licht dargestellt wird. Das zu ändern, war unser Hauptziel.
Dennoch geben wir im Buch auch einige Hinweise und Einblicke auf weitere Investmentchancen für die kommenden Jahre, u.a. im Bereich von Rohstoffen und Schwellenländern.
Turbulente Zeiten bieten meist exzellente Investmentchancen. Wer die kommenden Jahre richtig nützt, kann sich zumindest auf finanzieller Seite sehr gut absichern. Besondern im Bereich der Rohstoffe und Krypto-Währungen bieten sich die nächsten 24-36 Monate nochmal einmalige Chancen.
Info zu den Personen: Marc Friedrich (Jg. 1975) ist Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor (6 Bestseller in Folge), Redner, Honorarberater und YouTuber. Sein letztes Buch „Die größte Chance aller Zeiten” war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2021. Auf www.friedrich.report gibt es mehr von Marc Friedrich.
Florian Kössler, studierter Wirtschaftsingenieur (Maschinenbau), beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt intensiv mit dem Geldsystem und seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Seine Expertise umfasst Geopolitik, Aktien, Rohstoffe und Bitcoin, was ihn zu einem gefragten Berater in der Finanzwelt macht. Auf www.friedrich-Partner.de gibt es mehr von Florian Kössler.
Das aktuelle Buch der beiden Autoren, „Die größte Revolution aller Zeiten“ musste bereits vor Veröffentlichung nachgedruckt werden und erreichte bei Amazon Platz 1 der Bestsellerliste.