Finanzen

Entschlüsselung von Bitcoin-Adressen und Krypto-Wallets: Den Besitzern auf der Spur?

Wie lassen sich die Inhaber von Kryptowährungs-Wallets, insbesondere von Bitcoin-Adressen identifizieren? Die Blockchain-Technologie hält die Identitäten ihrer Nutzer grundsätzlich verborgen – aber es gibt Tools und Methoden, die Krypto-Ermittler nun lüften.
07.04.2024 11:24
Lesezeit: 3 min
Entschlüsselung von Bitcoin-Adressen und Krypto-Wallets: Den Besitzern auf der Spur?
Auf dem Bildschirm eines Tablets sieht man in der App Coinbase die Kurse verschiedener Kryptowährungen, darunter Bitcoin (Foto: iStock.com, dulezidar). Foto: dulezidar

War es früher für Ermittlungsbehörden nahezu unmöglich, Nutzer zu identifizieren, da Handelsplattformen kaum Informationen preisgaben, ermöglichen heutige Technologien und Gesetzesänderungen ein effizientes Vorgehen. Sowohl juristische als auch polizeiliche Instanzen sind häufig in der Lage, die Verschlüsselungen der Wallets zu knacken und die tatsächlichen Besitzer von Kryptovermögen zu enttarnen.

Die Entschlüsselungsarbeit der Ermittler

Um die Identifizierungsmethoden zu verstehen, müssen wir zunächst einen Blick auf die Grundmechanismen der Blockchain-Technologie werfen. Jede Transaktion wird in der Blockchain gespeichert und ist öffentlich zugänglich. Der auf Anlagebetrug spezialisierte Rechtsanwalt Martin Wehrmann erklärt, dass man dadurch die genauen Wege der Coins nachvollziehen kann. Diese Einsicht schafft Vertrauen, doch die Identität der beteiligten Personen bleibt verschleiert.

„Die Identität der handelnden Personen ist nicht auf der Blockchain gespeichert“, so Wehrmann. „Die Blockchain verrät nicht, wer hinter den Transaktionen steckt.“ Der Grund: Die Adressen, über die Transaktionen laufen, sind nichts weiter als eine Abfolge von Zahlen und Buchstaben, hinter denen sich die Eigentümer verbergen.

Das Katz-und-Maus-Spiel mit Krypto-Betrügern

Betrüger haben lange von der Anonymität profitiert, die durch die verschlüsselte Natur der Blockchain-Technologie gewährleistet wird. Sie bedienen sich raffinierter Techniken wie dem „Mixing“ oder „Tumbling“, um die Herkunft ihrer illegalen Einnahmen zu verwischen – ein digitales Verwirrspiel, bei dem die Spuren von Transaktionen in einem Netz aus anderen Transaktionen verborgen werden.

Noch trickreicher ist das „Chain-Hopping“, ein Wechsel zwischen verschiedenen Kryptowährungen, der die Verfolgung erschwert. Diese Methoden waren so erfolgreich, dass im Jahr 2023 illegale Transaktionen in der Höhe von 743,8 Millionen US-Dollar durchgeführt werden konnten.

Der Wandel der Forensik

Doch die Zeiten ändern sich. Strafverfolgungsbehörden sind dieser Herausforderung mit innovativen Blockchain-Forensik-Tools begegnet. Diese Werkzeuge ermöglichen es den Ermittlern, Transaktionsmuster zu analysieren, Adressen zu identifizieren, die einer einzelnen Quelle zuzuordnen sind und die öffentlich einsehbare Natur der Blockchain zu nutzen, um den Geldfluss bis an seinen Ursprung zurückzuverfolgen. Diese Techniken werden kombiniert mit konventionellen Ermittlungsmethoden wie der Überwachung von IP-Adressen und der Auswertung öffentlich zugänglicher Informationen.

Kryptobörsen im Visier der Ermittler

Ein entscheidendes Bindeglied in der Aufdeckung kryptographischer Identitäten sind die Kryptobörsen. Auf Grundlage der „Know Your Customer“ (KYC)-Richtlinien sammeln Börsen wesentliche Informationen über ihre Nutzer, die für die Strafverfolgung von unschätzbarem Wert sind. Sie fordern Identifikationsnachweise, verifizieren Adressen und überwachen die Transaktionen auf auffällige Muster.

Diese Daten können der Schlüssel sein, um die wahren Inhaber von Bitcoin-Adressen zu entlarven. Rechtsanwalt Wehrmann veranschaulicht dies: „Die Kriminalkommissare fertigen Blockchain-Analysen an oder nutzen jene Erkenntnisse der Krypto Forensik, die von spezialisierten Rechtsanwälten wie mir bei einer Strafanzeige eingereicht werden. Danach erfolgt ein Auskunftsersuchen an die Kryptobörse – um an die wahren Identitätsdaten der Wallet Besitzer zu gelangen“. Und die Börsen? Sie kooperieren oft ohne Zögern bei der Herausgabe von Daten – in der Regel auf der Grundlage eines richterlichen Beschlusses.

Krypto-Forensik enttarnt das Untergrund-Netzwerk

Ein Paradebeispiel für die fortschrittliche Krypto-Forensik ist die spektakuläre Rückgewinnung von 3,6 Milliarden US-Dollar an Bitcoin, die bei Bitfinex-Hack 2016 entwendet wurden. Durch die Verwendung ausgeklügelter Analysetechniken konnten forensische Experten die gestohlenen Mittel nachverfolgen, die durch einen komplexen Geldwäsche-Prozess geschleust wurden und die Täter schließlich dingfest machen.

In einem anderen Fall führten umfangreiche digitale forensische Untersuchungen zur Aufdeckung von über 200 Materialien sexuellen Missbrauchs von Kindern und zur Verhaftung zweier Männer in Oklahoma. Die Untersuchung legte offen, wie einer der Täter BitTorrent nutzte, um mehrere Videos und Bilder mit kinderpornografischem Inhalt herunterzuladen und zu verbreiten.

Die Zukunft der Krypto-Identifizierung

Dies zeigt: Dank neuester Technologien und der engen Zusammenarbeit zwischen Justizbehörden, Handelsplattformen und Forensik-Experten wird es Kriminellen immer schwerer gemacht, ihre finanziellen Spuren zu verwischen. Das stärkt nicht nur die Sicherheit im Bereich der Kryptowährungen, sondern auch das Vertrauen in digitale Assets. Investoren profitieren von einer sichereren und verlässlicheren Anlageumgebung, da die Gefahr, unwissentlich in kriminelle Handlungen verstrickt zu werden, sinkt. Vor allem Kleinanleger und alltägliche Nutzer, die oft Ziel von betrügerischen Machenschaften sind, erhalten durch die Krypto-Forensik einen bedeutenden Schutz.

Aus wirtschaftlicher Perspektive unterstützt eine leistungsfähige Krypto-Forensik die Eindämmung von Betrug und Geldwäsche, was zu einer Stabilisierung der Wirtschaft beiträgt, da Kryptowährungen kontinuierlich den Mainstream erobern. Ermutigende Trends sind bereits sichtbar: Im Jahr 2023 fiel das Volumen illegaler Krypto-Transaktionen auf 24,2 Milliarden US-Dollar und Geldwäscheaktivitäten reduzierten sich auf 22,2 Milliarden US-Dollar – ein signifikanter Rückgang im Vergleich zu den 31,5 Milliarden des Vorjahres.

Verhalten im Betrugsfall und rechtliche Unterstützung

Trotzdem bleibt es eine Herausforderung, Krypto-Wallets zu entschlüsseln und nicht jeder Versuch ist von Erfolg gekrönt. Institutionen wie die Financial Action Task Force (FATF) sind dabei unverzichtbar, indem sie grenzüberschreitende Kooperationen stärken und weltweit einheitliche Regelwerke schaffen.

Wenn der Verdacht besteht, Opfer eines Krypto-Betrugs geworden zu sein oder aus anderen Gründen der Inhaber einer Wallet identifiziert werden muss, raten Fachleute zu einer methodischen Herangehensweise: Machen Sie einen Screenshot von der Wallet, dokumentieren Sie die Transaktionshistorie und bewahren Sie diese Informationen sicher auf. Die Beratung durch einen spezialisierten Rechtsanwalt kann wertvolle Orientierung bieten, wie die Adresse identifiziert werden kann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Verbeamtung auf Kosten der Steuerzahler: Massenhafte fragwürdige Last-Minute-Beförderungen der alten Ampelregierung
08.03.2025

Teure Beförderungswelle bei Rot-Grün kurz vorm Ende: „Operation Abendsonne“. In einem Punkt war die Ampel produktiver als die meisten...

DWN
Panorama
Panorama Neue Pandemie der Kurzsichtigen: Augenärzte sprechen von einer Pandemie der Myopie
08.03.2025

Warum Augenoptik ein Handwerk mit großer Zukunft ist: Um 2050 wird Prognosen zufolge die halbe Menschheit kurzsichtig sein. Epidemiologen...

DWN
Panorama
Panorama Preiskrise bei Döner und Burger - Rindfleisch wird knapper und teurer
08.03.2025

Tierschutz, Bürokratie, Fachkräftemangel und EU-Agrarpolitik führen zu einem knapperen Angebot an Rindfleisch in Deutschland. Sowohl...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jobabbau vs. Fachkräftemangel: Gelingt der deutschen Wirtschaft die Transformation?
08.03.2025

Obwohl immer mehr Berufe automatisiert und rationalisiert werden, fehlen der der deutschen Wirtschaft hunderttausende Fachkräfte. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen In Nordische Small Caps investieren: Eine unterschätzte Chance für Anleger?
08.03.2025

Die weltweiten Aktienmärkte, insbesondere in den USA, haben in den vergangenen Jahren beeindruckende Gewinne erzielt. Mit dieser...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Arbeitgeber (BDA) fordern von neuer Regierung: Rentenalter hoch, Leistungen kappen
08.03.2025

Vor Bildung einer neuen Bundesregierung fordern die Arbeitgeber erneut eine Erhöhung des Rentenalters und Einschnitte bei Renten- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Miele investiert 500 Millionen Euro in deutsche Standorte
08.03.2025

Nach dem massiven Stellenabbau folgt jetzt ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland. Miele wird bis 2028 500 Mio. Euro hierzulande...

DWN
Politik
Politik Kommt sie doch die Pkw-Maut? CSU-Juristen wollen Abgabe für alle
08.03.2025

Das Scheitern der Maut für Autofahrer auf deutschen Autobahnen hat mehr als 240 Millionen Euro gekostet. Nun formiert sich pünktlich zur...