Unternehmen

Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen

Die klassische Büroarbeit hat es spätestens seit Corona schwer, sich gegen das geschätzte Homeoffice zu behaupten. Immer mehr Arbeitnehmer stimmen mit den Füßen ab (und legen diese lieber zuhause hoch auf den heimischen Schreibtisch). Arbeitgeber und Unternehmen fragen sich zunehmend, warum sie eigentlich teure Gewerberäume in der Innenstadt vorhalten sollen. Könnte man nicht mit verkleinerten Co-Working-Spaces Platz und Geld sparen?
09.05.2024 09:31
Aktualisiert: 09.05.2024 11:33
Lesezeit: 2 min
Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen
Das Büro der Zukunft bietet auch Aufenthaltsqualität: Auch in kleineren Städten setzt sich der Trend allmählich durch. (Foto: IWG)

Es gibt gute Gründe, warum hybrides Arbeiten das klassische Büro ablöst und sich Fachkräfte in Zukunft Schreibtische teilen.

Das hehre Ziel einer optimierten Work-Life-Balance, der kleinere CO2-Fußabdruck und eine höhere Produktivität. Die Vermieter von Co-Working-Spaces sind nicht um Worte verlegen, um ihre Büro-Angebote zu vermarkten und ins Gespräch zu bringen. Die Jahre der Corona-Pandemie haben ihnen zusätzliche Argumente beschert. Mit Studien und Zahlenwerk versuchen sie, die Vorzüge kleinerer Flächen und flexibler Büronutzungen belegen.

Mark Dixon zum Beispiel der Chef der International Workspace Group hat ein Forschungsinstitut in Großbritannien beauftragt und 511 Führungskräfte und Facility-Manager in der City of London befragen lassen, wie sich Nachfrage nach Büros in Zukunft entwickeln wird. Das bemerkenswerte Ergebnis: Fast die Hälfte der Befragten (44 Prozent) gab an, ihre traditionelle Bürofläche inzwischen um gut 25 Prozent reduziert zu haben. Dies habe nicht nur die Betriebskosten nachhaltig gesenkt, sondern (in Sachen des weltweiten Klimaziels von minus 1,5 Prozent) auch den Energieverbrauch erheblich verringert.

Weitere 19 Prozent der befragten Büro-Manager sagten, dass ihr Unternehmen den Flächenbedarf sogar bis zu 50 Prozent herunterschrauben konnten. Insgesamt hätten 84 Prozent aller Umfrage-Teilnehmer konzediert, dass „hybrides Arbeiten der Schlüssel zur Verringerung des Gesamtenergiebrauchs und des CO-2-Fußabdrucks“ war. Ein neues Stichwort, das die Arbeitswelt auf den Kopf stellen wird, wie Trendforscher vermuten. Neue Phänomene brauchen halt griffige Wortschöpfungen.

Hybrides Arbeiten also, doch was versteckt sich dahinter eigentlich wirklich? Hybrides Arbeiten ist eine Mischung aus mobilem Arbeiten (im Home-Office) sowie dem Arbeiten beim Unternehmen. Somit arbeitet ein Teil der Arbeitnehmer (an bestimmten Tagen) daheim und ein anderer Teil im Büro vor Ort.

„Seit Beginn der Corona-Pandemie ist mobiles Arbeiten nicht mehr aus der Arbeitswelt wegzudenken. Gleichzeitig sind mittlerweile viele Arbeitsstrukturen durch hybride Arbeit geprägt: Zusammenarbeit findet in virtuellen Teams statt, Mitarbeiter arbeiten zum Teil aus dem Home-Office oder vor Ort im Büro und Führungskräfte koordinieren ihre Teams sowohl virtuell als auch in Präsenz“, so erklärt es die Industrie- und Handelskammer München. Nicht von ungefähr warnt die IHK allerdings auch, vor möglichen gesundheitlichen und arbeitsrechtlichen Konsequenzen, die in Zukunft das Verhältnis von Arbeitgebern und Beschäftigen verändern könnten - ein weites Feld für die Sozialwissenschaft.

Zunächst einmal dominieren freilich die ökonomischen Folgen, vor allem auf dem hiesigen Immobilienmarkt. Das Ifo-Institut in München hat sich unterdessen auch einmal die Zahlen für Deutschland angesehen: „Die regelmäßige Arbeit im Homeoffice hat sich für etwa ein Viertel der Beschäftigten und zwei Drittel der Unternehmen als neue Normalität etabliert, was insbesondere in Großunternehmen und Branchen mit starker Homeoffice-Nutzung zu einer sinkenden Nachfrage führt“, bestätigt Simon Krause, der die Studie am Ifo-Institut betreut hat.

Dixon, der in Deutschland mit dem Anbieter Regus präsent ist, verspricht sich eine sich kräftig verstärkende Nachfrage nach entsprechend ausgestatteten Büros. „Die globale Umstellung auf hybride Arbeitsformen bringt nicht nur erhebliche Produktivitäts- und Finanzvorteile für die Unternehmen und eine bessere Work-Life-Balance für die Mitarbeiter, sondern auch erhebliche Vorteile für die Umwelt", sagt er und weiß, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter den althergebrachten Büro-Alltag auf den Kopf gestellt hat. Wo früher eine Pantry mit Kaffeemaschine ausreichend war, müssen jetzt schon lichtdurchflutete Aufenthaltsräume zur informellen Kommunikation her. Die Work-Life-Balance schlägt sonst womöglich völlig einseitig in Richtung Tele-Arbeit aus.

 

avtor1
Peter Schubert

                                                                            ***

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

DWN
Politik
Politik China-Importe: Deutschlands Handel, Verbraucher und Zollbeamte fordern Regierung zu Regeln auf
22.01.2025

Täglich werden Hunderttausende Pakete mit Waren aus China auf den europäischen Markt geschwemmt, die China-Importe umgehen trickreich die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Prognose 2025 mit mehr Potential als Risiko - Nvidia-Aktie Kursziel überzeugt
22.01.2025

Die Nvidia-Aktie gehört zu den Lieblingspapieren sowohl der institutionellen Investoren als auch der privaten Anleger. Der US-Chipkonzern...

DWN
Politik
Politik Rüstungsexporte steigen auf Rekordwert, mehr als die Hälfte geht an die Ukraine
22.01.2025

Die Regierung von Kanzler Scholz hatte sich ursprünglich vorgenommen, Rüstungsexporte mit einem Kontrollgesetz einzudämmen. Dann kam die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schuhhändler Görtz erneut in die Insolvenz gerutscht
22.01.2025

Einst gab es in fast jeder Fußgängerzone eine Görtz-Schuhfiliale. Doch das Traditionsunternehmen, das 1875 gegründet wurde, ist erneut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IWF-Prognose Weltwirtschaft: USA im Aufwind - Deutschland abgeschlagen
22.01.2025

Die neue IWF-Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft zeichnet ein differenziertes Bild für das Wachstum der Industrienationen....

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie rutscht ab: Jefferies-Analyst senkt Kursziel – jetzt Apple-Aktie kaufen?
21.01.2025

Die Apple-Aktie steht am Dienstag mächtig unter Druck. Ein skeptischer Analystenkommentar sowie schwächere Verkaufszahlen in China sorgen...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt-Entwicklung 2025: Stimmung hellt sich auf, welche Segmente sind die Favoriten?
21.01.2025

Nachdem das Transaktionsvolumen auf dem Immobilienmarkt für zwei Jahre deutlich zurückgegangen war, hat er sich vergangenes Jahr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steigende Sozialabgaben pushen Schwarzarbeit: Handwerk wird unbezahlbar
21.01.2025

Steigende Sozialabgaben sorgen für steigende Preise: Das Handwerk fordert jetzt eine Sozialabgabenbremse, sonst werden Handwerksarbeiten...