Finanzen

Deutschland im EU-Vergleich: Einkommensverteilung enthüllt überraschende Details

Deutschlands Armutsquote liegt unter dem EU-Durchschnitt, so eine neue Studie. Die Slowakei hat die gleichmäßigste Einkommensverteilung in der EU. Wie ist es dazu gekommen?
05.06.2024 11:25
Aktualisiert: 05.06.2024 11:25
Lesezeit: 1 min

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln beleuchtet die Einkommensverteilung innerhalb der EU. Sie zeigt, wie wohlhabend die Deutschen im europäischen Vergleich sind. Mit einer Armutsgefährdungsquote von 14,8 Prozent im Jahr 2021 liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt von 16,5 Prozent. Dies zeigt, dass Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern besser dasteht, was die Armutsgefährdung betrifft.

„Gemessen am EU-weiten Schwellenwert halbiert sich die Zahl der armutsgefährdeten Menschen in Deutschland auf 7,1 Prozent“, erklärt Judith Niehues, Co-Autorin der Studie.

In der Studie wurden Einkommensdaten aller 27 EU-Länder bis 2021 analysiert und auf Basis von Haushaltsdaten von Eurostat untersucht. Die Slowakei führt das Ranking der gleichmäßigsten Einkommensverteilung mit einem Gini-Koeffizienten von 20,9 an. „Mit Gini-Koeffizienten zwischen 20,9 und 21,8 kennzeichnet sich die Slowakei seit einigen Jahren als der EU-Mitgliedsstaat mit der homogensten Verteilung der verfügbaren Einkommen“, so Niehues.

Kaufkraft und Einkommensverteilung

Besonders auffällig ist, wie sich das Bild verändert, wenn die Kaufkraft berücksichtigt wird. Während Deutschland national eine Armutsgefährdungsquote von 14,8 Prozent aufweist, sinkt diese kaufkraftbereinigt auf 7,1 Prozent. „Kaufkraftbereinigt halbiert sich die Armutsgefährdungsquote und der Anteil der relativ Einkommensreichen steigt von 3,7 auf 8,4 Prozent“, erläutert Maximilian Stockhausen, Co-Autor der Studie.

Die Studie zeigt auch, dass Luxemburg im europäischen Vergleich die höchsten Nettoeinkommen aufweist, während Bulgarien mit einer Armutsgefährdungsquote von fast 23 Prozent am stärksten betroffen ist. „Luxemburg, Belgien und die Niederlande stehen an der Spitze des Rankings, wenn der durchschnittliche Lebensstandard der EU als Maßstab gilt“, betont Niehues.

Laut der IW-Studie muss Deutschland trotz der positiven Positionierung im europäischen Vergleich weiterhin Herausforderungen in der Einkommensverteilung und Armutsgefährdung bewältigen.

Die Einkommensungleichheit in Deutschland ist demnach unter dem EU-Durchschnitt von 29,6, jedoch gibt es noch Raum für Verbesserungen, insbesondere im Vergleich zu den osteuropäischen Ländern. Trotzdem zählt Deutschland der IW-Studie zufolge nach wie vor zu den einkommensstärksten Ländern Europas.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Farhad Salmanian

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelsriesen setzen Verbraucher unter Druck – Gutachten kritisiert Marktmacht
21.11.2025

Steigende Lebensmittelpreise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unmut – und laut einem aktuellen Gutachten der Monopolkommission liegt...