Finanzen

Ehegattensplitting: Paus fordert das Ende, Lindner-Ressort widerspricht

Lesezeit: 2 min
15.07.2024 18:27
Mit der geplanten Reform der Steuerklassen bereitet die Bundesregierung laut Familienministerin Lisa Paus das Ende des Ehegattensplittings vor. "Der Abschied vom Ehegattensplitting ist überfällig", betonte die Grünen-Politikerin in einem Interview.
Ehegattensplitting: Paus fordert das Ende, Lindner-Ressort widerspricht
Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, und Christian Lindner (FDP), Bundesminister der Finanzen, unterhalten sich vor einem Bund-Länder-Gipfel im Bundeskanzleramt (Foto: dpa).
Foto: Bernd von Jutrczenka

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Steuern  

Im Gespräch mit der "Bild" sagte Paus weiter: "Es bevorzugt nur die traditionelle Ehe steuerlich, obwohl es viele moderne Familienmodelle gibt." Das FDP-geführte Finanzministerium wies Paus' Aussagen zurück: Das Ehegattensplitting bleibe bestehen.

Um das Ehegattensplitting gibt es seit Jahren Debatten. Dabei wird das gemeinsame Einkommen eines Paares halbiert, die darauf entfallende Steuer berechnet und verdoppelt. Paare, bei denen einer viel und der andere wenig verdient, profitieren davon. Begründet wird es mit dem Schutz von Ehe und Familie.

Mit dem Entwurf eines zweiten Jahressteuergesetzes 2024 hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine Steuerklassenreform eingeleitet. SPD, Grüne und FDP haben vereinbart, dass statt der Steuerklassen 3 und 5 das sogenannte Faktorverfahren in Steuerklasse 4 genutzt wird. Dadurch soll die Lohnsteuerbelastung gerechter auf Ehepartner und Lebenspartner verteilt werden, so der Gesetzentwurf.

Paus sagte, dies sei "der Beginn zur Abschaffung des Ehegattensplittings." Im Finanzministerium sieht man das anders. "Das Gegenteil der Einschätzung von Ministerin Paus ist der Fall", hieß es. "Es gibt keine Pläne oder politischen Willen zur Abschaffung. Paus spricht nicht für die Bundesregierung, sondern nur für die Grünen."

Auch FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai widersprach der Familienministerin. "Die Abschaffung des Ehegattensplittings käme einer Steuererhöhung für die Mitte der Gesellschaft gleich - das ist mit der FDP nicht machbar", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Djir-Sarai wies Paus' Einschätzung zurück, die Reform der Steuerklassen sei eine Vorbereitung dafür. "Wir haben eine Abschaffung des Ehegattensplittings im Koalitionsvertrag nicht vereinbart", betonte der FDP-Politiker.

Die finanzpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Antje Tillmann (CDU), betonte, es gebe keinen Zusammenhang zwischen einer Steuerklassenreform und der Abschaffung des Ehegattensplittings. "Wir werden nicht zulassen, dass ein solcher Zusammenhang hergestellt wird", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Ein solches Gesetz sei zustimmungspflichtig. Es werde im Bundesrat keine Mehrheit finden.

Die SPD-Familienpolitikerin Leni Breymaier zeigte Sympathie für die Abschaffung des Ehegattensplittings. Es sei ein Relikt aus alter Zeit, sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es "stärkt das Alleinverdienermodell und Minijobmodell mit Nachteilen für die Ehefrauen - spätestens im Alter". Für die SPD sei klar: "Wir wollen Familien mit Kindern stärken, nicht Ehen."


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Steigende Nachfrage treibt Goldpreis auf Rekordhoch
12.09.2024

Der Goldpreis hat am Donnerstag stark zugelegt und ein neues Allzeithoch erreicht - dank der Aussicht auf weiter sinkende Zinsen. Sollten...

DWN
Politik
Politik Aktuelle Umfrage zur Brandenburg-Wahl: SPD holt auf, AfD bleibt vorn
12.09.2024

Eine neue Umfrage zur Brandenburger Landtagswahl am 22. September zeigt einen spannenden Wettkampf zwischen zwei Parteien. Das Rennen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Turnaround kommt näher: EZB senkt erneut die Zinsen im Euroraum
12.09.2024

Die große Teuerungswelle im Euroraum ist vorbei, die Europäische Zentralbank kommt ihrem Inflationsziel näher. Sie senkt die Zinsen -...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall, BlackRock und Co.: Das Ukraine-Geschäft mit Krieg und Wiederaufbau
12.09.2024

Milliarden für Militärhilfe, Milliarden für Aufbauhilfe – Investitionen in Rüstung und Wiederaufbau laufen auf Hochtouren. Ein Ende...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ifo-Unternehmensumfrage: Homeoffice bleibt erhalten - zum Leidwesen der Chefs
12.09.2024

Das Phänomen Homeoffice ist keinesfalls auf dem Rückzug: Einige Großkonzerne in Deutschland wollen ihre Mitarbeiter aus dem Homeoffice...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn-Erhöhung auf 15 Euro: der letzte Strohhalm der SPD?
12.09.2024

Politisierung des Mindestlohnes: Wie hoch soll die gesetzliche Lohnuntergrenze künftig sein? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat klare...

DWN
Politik
Politik Thüringens Agrarministerin: Wieder mehr Dorfläden ermöglichen
12.09.2024

Zur Agrarministerkonferenz haben sich die Landwirtschaftsminister in Oberhof getroffen und dabei auch über eine bessere Versorgung der...

DWN
Politik
Politik Selenskyj braucht starke Waffen – USA sichert ihm volle Unterstützung für den Sieg zu
12.09.2024

Mehr Waffenlieferungen und gestärkt zum Friedensgipfel. Die Ansprüche der Ukraine an die Partner sind riesig. Es geht darum, das Land...