Am Samstag wolle er die Partner in Ramstein davon überzeugen, dass die "dringende Notwendigkeit einer erheblichen Verstärkung unserer Fähigkeiten und Positionen" bestehe.
"Wir laden unsere Partner ein, darüber nachzudenken, wie sie sich das Ende dieses Krieges und die zukünftige Rolle der Ukraine in der globalen Sicherheitsarchitektur vorstellen", sagte Selenskyj. Zum ersten Mal werden in Ramstein die Staats- und Regierungschefs der Ukraine-Unterstützerländer, darunter US-Präsident Joe Biden, zusammenkommen. In der Vergangenheit waren es überwiegend Verteidigungsminister, die sich auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz getroffen haben.
Fokus auf ukrainische Waffenproduktion
Ein zentrales Thema des Ramstein-Treffens sei auch die Investition in die ukrainische Waffenproduktion, so Selenskyj. Vorrangig gehe es um die Herstellung von Drohnen und elektronischen Kampfsystemen. Selenskyj betonte wiederholt, dass er die Ukraine zu einem der führenden Waffenproduzenten weltweit machen wolle.
Der Präsident kündigte an, beim Ramstein-Treffen einen "Siegesplan" zu präsentieren. Dieser Plan, den Selenskyj seit Monaten bewirbt, ist bisher nicht öffentlich bekannt. Klar ist jedoch, dass die Ukraine vom Westen die Erlaubnis erwartet, Langstreckenwaffen gegen russisches Territorium einzusetzen, sowie eine Einladung zur Nato-Mitgliedschaft.
Andrij Jermak, Leiter von Selenskyjs Büro, führte Gespräche mit dem ehemaligen Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. Laut Jermak erwarte die Ukraine klare Zeitrahmen und Bedingungen für den Nato-Beitritt sowie das Ende der Beschränkungen für konventionelle Waffensysteme, insbesondere Langstreckenwaffen. Rasmussen wird ebenfalls beim Ramstein-Treffen erwartet.
Ukraine erörtert "Siegesplan" mit den USA
Ein ukrainisches Führungsteam hielt sich in den USA auf, um die militärischen und politischen Details des "Siegesplans" in Washington zu besprechen. Selenskyj selbst diskutierte diesen Plan während seines Besuchs im September mit US-Präsident Biden.
Seit mehr als zweieinhalb Jahren verteidigt sich die Ukraine mit westlicher Unterstützung gegen die russische Invasion. Die ukrainische Führung betont weiterhin, dass Russland militärisch besiegt werden müsse, um sicherzustellen, dass es nie wieder ein anderes Land angreifen könne. Russland warnt seinerseits vor Angriffen auf sein Staatsgebiet, die existenzielle Bedrohungen darstellen würden.
Odessa meldet Tote nach Raketenangriff
Während die Ukraine sich auf das Ramstein-Treffen vorbereitet, wurde die Hafenstadt Odessa erneut von russischen Raketen angegriffen. Laut dem Militärgouverneur von Odessa, Oleh Kiper, sei ein 60-jähriger Ukrainer bei einem Angriff auf ein ziviles Schiff ums Leben gekommen. Zudem wurden fünf Ausländer verletzt. Das angegriffene Schiff fuhr unter der Flagge des Inselstaates Palau.
Das Ziel der russischen Angriffe war erneut die Hafeninfrastruktur. Der getötete Ukrainer arbeitete für eine private Firma und war mit der Fracht des Schiffes betraut. Über die Fracht und die Nationalitäten der verletzten Ausländer gab es zunächst keine weiteren Informationen.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sibyha verurteilte die russischen Angriffe als "terroristische Taktik". Innerhalb von zwei Tagen seien zwei Frachtschiffe beschädigt worden. Russland bestreitet die Angriffe auf zivile Ziele und behauptet, dass Waffen an Bord der Schiffe versteckt seien. Beweise dafür gibt es bislang nicht.
Harris: Keine Gespräche mit Putin ohne Ukraine
Kamala Harris, die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin, stellte klar, dass sie im Falle eines Wahlsiegs Kremlchef Wladimir Putin nicht ohne Vertreter der Ukraine treffen würde. In einem Interview betonte sie: "Nicht bilateral, ohne die Ukraine. Nein, die Ukraine muss ein Mitspracherecht bei ihrer eigenen Zukunft haben."
Auf die Frage nach einer möglichen Nato-Mitgliedschaft der Ukraine antwortete Harris ausweichend. "Das ist eine Frage, die wir klären werden, falls und wenn es so weit ist", sagte sie. Aktuell konzentrieren sich die USA auf die Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Aggression.
Die USA bleiben unter Präsident Biden der wichtigste Unterstützer der Ukraine. Ex-Präsident Donald Trump hat angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl die Hilfe für die Ukraine drastisch zu reduzieren oder ganz einzustellen. Trump behauptet zudem, er könnte den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden.