Politik

Ramstein-Treffen: Selenskyj fordert mehr Waffen und will Siegesplan präsentieren

Lesezeit: 2 min
08.10.2024 07:22  Aktualisiert: 08.10.2024 07:22
Vor dem anstehenden Ramstein-Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Verbündeten des Landes eindringlich zu mehr Waffenlieferungen aufgerufen. Es seien dringend zusätzliche Lieferungen für die Front sowie Ausrüstung für die Brigaden erforderlich, um Russland aufzuhalten und Frieden zu erzwingen, erklärte Selenskyj in einer Videobotschaft aus Kiew.
Ramstein-Treffen: Selenskyj fordert mehr Waffen und will Siegesplan präsentieren
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will beim Ramstein-Treffen einen Siegesplan präsentieren (Foto: dpa).
Foto: Efrem Lukatsky

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am Samstag wolle er die Partner in Ramstein davon überzeugen, dass die "dringende Notwendigkeit einer erheblichen Verstärkung unserer Fähigkeiten und Positionen" bestehe.

"Wir laden unsere Partner ein, darüber nachzudenken, wie sie sich das Ende dieses Krieges und die zukünftige Rolle der Ukraine in der globalen Sicherheitsarchitektur vorstellen", sagte Selenskyj. Zum ersten Mal werden in Ramstein die Staats- und Regierungschefs der Ukraine-Unterstützerländer, darunter US-Präsident Joe Biden, zusammenkommen. In der Vergangenheit waren es überwiegend Verteidigungsminister, die sich auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz getroffen haben.

Fokus auf ukrainische Waffenproduktion

Ein zentrales Thema des Ramstein-Treffens sei auch die Investition in die ukrainische Waffenproduktion, so Selenskyj. Vorrangig gehe es um die Herstellung von Drohnen und elektronischen Kampfsystemen. Selenskyj betonte wiederholt, dass er die Ukraine zu einem der führenden Waffenproduzenten weltweit machen wolle.

Der Präsident kündigte an, beim Ramstein-Treffen einen "Siegesplan" zu präsentieren. Dieser Plan, den Selenskyj seit Monaten bewirbt, ist bisher nicht öffentlich bekannt. Klar ist jedoch, dass die Ukraine vom Westen die Erlaubnis erwartet, Langstreckenwaffen gegen russisches Territorium einzusetzen, sowie eine Einladung zur Nato-Mitgliedschaft.

Andrij Jermak, Leiter von Selenskyjs Büro, führte Gespräche mit dem ehemaligen Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. Laut Jermak erwarte die Ukraine klare Zeitrahmen und Bedingungen für den Nato-Beitritt sowie das Ende der Beschränkungen für konventionelle Waffensysteme, insbesondere Langstreckenwaffen. Rasmussen wird ebenfalls beim Ramstein-Treffen erwartet.

Ukraine erörtert "Siegesplan" mit den USA

Ein ukrainisches Führungsteam hielt sich in den USA auf, um die militärischen und politischen Details des "Siegesplans" in Washington zu besprechen. Selenskyj selbst diskutierte diesen Plan während seines Besuchs im September mit US-Präsident Biden.

Seit mehr als zweieinhalb Jahren verteidigt sich die Ukraine mit westlicher Unterstützung gegen die russische Invasion. Die ukrainische Führung betont weiterhin, dass Russland militärisch besiegt werden müsse, um sicherzustellen, dass es nie wieder ein anderes Land angreifen könne. Russland warnt seinerseits vor Angriffen auf sein Staatsgebiet, die existenzielle Bedrohungen darstellen würden.

Odessa meldet Tote nach Raketenangriff

Während die Ukraine sich auf das Ramstein-Treffen vorbereitet, wurde die Hafenstadt Odessa erneut von russischen Raketen angegriffen. Laut dem Militärgouverneur von Odessa, Oleh Kiper, sei ein 60-jähriger Ukrainer bei einem Angriff auf ein ziviles Schiff ums Leben gekommen. Zudem wurden fünf Ausländer verletzt. Das angegriffene Schiff fuhr unter der Flagge des Inselstaates Palau.

Das Ziel der russischen Angriffe war erneut die Hafeninfrastruktur. Der getötete Ukrainer arbeitete für eine private Firma und war mit der Fracht des Schiffes betraut. Über die Fracht und die Nationalitäten der verletzten Ausländer gab es zunächst keine weiteren Informationen.

Der ukrainische Außenminister Andrij Sibyha verurteilte die russischen Angriffe als "terroristische Taktik". Innerhalb von zwei Tagen seien zwei Frachtschiffe beschädigt worden. Russland bestreitet die Angriffe auf zivile Ziele und behauptet, dass Waffen an Bord der Schiffe versteckt seien. Beweise dafür gibt es bislang nicht.

Harris: Keine Gespräche mit Putin ohne Ukraine

Kamala Harris, die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin, stellte klar, dass sie im Falle eines Wahlsiegs Kremlchef Wladimir Putin nicht ohne Vertreter der Ukraine treffen würde. In einem Interview betonte sie: "Nicht bilateral, ohne die Ukraine. Nein, die Ukraine muss ein Mitspracherecht bei ihrer eigenen Zukunft haben."

Auf die Frage nach einer möglichen Nato-Mitgliedschaft der Ukraine antwortete Harris ausweichend. "Das ist eine Frage, die wir klären werden, falls und wenn es so weit ist", sagte sie. Aktuell konzentrieren sich die USA auf die Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Aggression.

Die USA bleiben unter Präsident Biden der wichtigste Unterstützer der Ukraine. Ex-Präsident Donald Trump hat angekündigt, im Falle seiner Wiederwahl die Hilfe für die Ukraine drastisch zu reduzieren oder ganz einzustellen. Trump behauptet zudem, er könnte den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - vier Tote, zahlreiche Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...

DWN
Finanzen
Finanzen Quality Investing: Von der Kunst des klugen Investierens
21.12.2024

Luc Kroeze, Autor des Buches „Die Kunst des Quality Investing“, erläutert im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unsicherheit für PCK: Verkauf der Shell-Anteile gescheitert
20.12.2024

Das Scheitern des Verkaufs der Shell-Anteile an der Schwedter Raffinerie erschüttert den Standort. Wieder bleibt die Zukunft unklar. Nun...