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Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt. Pläne für jährlich mehr als 200.000 Tonnen grünen Wasserstoff bis 2030 liegen jetzt auf Eis. Steht die nachhaltige Wasserstoffproduktion in Sachsen vor dem Aus?
23.11.2024 18:11
Lesezeit: 3 min
Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
Das Hamburger Unternehmen HH2E, Spezialist für Wasserstofftechnologien, schlittert durch den eigenen Großaktionär in die Insolvenz. Droht Habecks Energiewende zu scheitern? (Foto: dpa) Foto: Sebastian Gollnow

Das Hamburger Unternehmen HH2E, das auf Wasserstofftechnologie spezialisiert ist, befindet sich in einer finanziellen Schieflage. Dabei hatte das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren verschiedene großangelegte Wasserstoff-Projekte in Ostdeutschland angekündigt. Dazu gehörte auch der Bau von Elektrolyseanlagen, die den Flughafen Leipzig/Halle mit grünem Flugtreibstoff versorgen sollen.

Wasserstoff-Investor HH2E insolvent

Die geplanten Investitionen in die Wasserstofftechnologie in Sachsen stehen jetzt vor einer ungewissen Zukunft. Der wichtige Investor HH2E hat Insolvenz angemeldet, was erhebliche Auswirkungen auf die Region Borna und die gesamte Energiewende in Sachsen haben könnte. Die Zukunft des geplanten Wasserstoffkraftwerks sowie weiterer Energieprojekte hängt nun von der Fähigkeit des Unternehmens ab, neue Investoren zu gewinnen (mdr: 09.11.24).

Finanzierung platzt: Britischer Geldgeber zieht sich zurück

Wie HH2E mitteilte, hat eine britische Investmentfirma, die ursprünglich die Finanzierung des Wasserstoffkraftwerks in Thierbach bei Borna sicherstellen sollte, überraschend ihre Unterstützung zurückgezogen. Diese Entscheidung hat das Unternehmen gezwungen, Insolvenz anzumelden.

Die Ankündigung kam zu einem kritischen Zeitpunkt, da die Bauarbeiten für das Wasserstoffkraftwerk eigentlich 2025 beginnen sollten. Nun ist HH2E dringend auf der Suche nach neuen Partnern und Finanzierungsmöglichkeiten, um das Projekt zu retten. Die Entscheidung der britischen Investmentfirma zeigt, wie sensibel solche Großprojekte auf die Stabilität und Verlässlichkeit von Investoren angewiesen sind.

Pläne für grünen Wasserstoff am Flughafen Leipzig/Halle in Gefahr

Die Visionen von HH2E in Sachsen waren ehrgeizig: In Thierbach sollte ein hochmodernes Wasserstoffkraftwerk entstehen, das grünen Wasserstoff für verschiedene Zwecke liefern sollte, darunter die Betankung von Flugzeugen am Flughafen Leipzig/Halle. Die Umsetzung dieser Pläne galt als ein bedeutender Schritt in der Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung in der Region. Darüber hinaus war HH2E maßgeblich an der Planung mehrerer Gaskraftwerke der Leag in der Lausitz beteiligt, die später für den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet werden sollten. Diese Projekte sollten die Grundlage für eine klimafreundliche Zukunft in der Lausitz schaffen.

Droht Borna das Aus für seine Wasserstoffpläne?

Auch die Stadt Borna hatte große Hoffnungen in die geplanten Investitionen gesetzt. Im Jahr 2023 zeigte sich Oberbürgermeister Oliver Urban (SPD) sehr begeistert von den Plänen. Er betonte die große Bedeutung des Standorts IGZ „Goldener Born“. Das Gelände, ein früheres Werksareal, wurde als ideal für die neue Wasserstofftechnologie angesehen. Urban sprach von einer großen Chance für Borna. Er sagte, die Ansiedlung des Projekts könnte der Stadt eine Vorreiterrolle bei der Energiewende verschaffen. Außerdem lobte er die hervorragenden Voraussetzungen der Region. Diese seien bestens geeignet für die Umsetzung wichtiger und zukunftsweisender Technologien. Doch nun stehen diese Pläne auf der Kippe. Die Insolvenz wirft zahlreiche Fragen auf, darunter, ob es gelingt, einen neuen Investor zu finden, und wie sich der Rückschlag auf die strategischen Energieziele Sachsens auswirken wird.

Wie geht es mit HH2E jetzt weiter?

Das Management der HH2E AG meinte in seiner Aussendung, dass es darauf abziele, einen strukturierten Unternehmensrestrukturierungsprozess zu verfolgen. Man wolle sich darauf konzentrieren, „einen neuen Investor zu finden“, der die Vision der HH2E AG dabei unterstütze, eine industrielle Plattform für die Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschland zu etablieren. Gründer und CEO Alexander Voigt meint zudem: „Ich bin überzeugt, dass wir bald einen strategischen Partner finden werden, der unsere Leidenschaft für grüne Energie teilt und die Vision der HH2E AG unterstützen kann.“

Die aktuelle Situation verdeutlicht, wie stark die Energiewende und der Fortschritt im Bereich der Wasserstofftechnologie von finanziellen Partnerschaften abhängen. Die Region Borna und die Lausitz stehen vor einer ungewissen Zukunft. Niemand weiß, ob die Vision einer nachhaltigen Wasserstoffproduktion in Sachsen noch Realität wird. Es gibt Zweifel, und die Herausforderungen sind groß. Doch es gibt auch Hoffnung, dass die geplanten Projekte weitergehen könnten.

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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