Unternehmen

Längere Kurzarbeit soll in der Krise Beschäftigung sichern, einige Sektoren besonders betroffen

Immer mehr Unternehmen rutschen in die Krise. Kurz vor ihrem Ende verlängert die Bundesregierung noch ein Instrument, das helfen soll. Es hat sich schon einmal bewährt, doch Betroffene müssen einige wichtige Dinge beachten.
18.12.2024 18:02
Lesezeit: 2 min
Längere Kurzarbeit soll in der Krise Beschäftigung sichern, einige Sektoren besonders betroffen
Mit mehr Kurzarbeit sollen laut der Bundesregierung den Beschäftigten ihre bedrohten Jobs gesichert werden. (Foto: dpa) Foto: Matthias Bein

Mit mehr Kurzarbeit stemmt sich die Bundesregierung gegen die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland. Den Beschäftigten sollen ihre bedrohten Jobs gesichert werden. Den Unternehmen soll das Halten ihrer oft langjährigen bewährten Arbeitskräfte erleichtert werden. Das Bundeskabinett beschloss dazu eine Verlängerung der Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf bis zu 24 Monate.

Regierungsbeschluss nach Vertrauensfrage

Die Ministerrunde gab zwei Tage nach der Vertrauensfrage von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) somit noch grünes Licht für eine geräuschlos auf den Weg gekommene Verordnung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Die Verordnung verändert geltendes Recht. Die Verordnung und somit die Verlängerung der Bezugsdauer gelten bis 31. Dezember 2025.

Heils Lieblingsinstrument

Heil wendet damit das Instrument an, das bereits während der Corona-Krise - stimuliert durch entsprechende Regelungen - tausende Jobs zu retten half: Kurzarbeit. Kurzarbeit bedeutet, dass alle oder nur ein Teil der Beschäftigten in einem Betrieb weniger Stunden arbeiten, als sie normalerweise arbeiten müssten. Die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes durch die Agentur für Arbeit soll Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Kosten entlasten und Kündigungen verhindern.

Heil verwies auf große Herausforderungen aktuell in der Wirtschaft. Gerade Unternehmen in einem exportorientierten Land wie Deutschland hätten derzeit oft Probleme zu meistern. Heil: «Jetzt geht es darum, Fachkräfte zu sichern.»

Immer mehr Firmen gehen in Kurzarbeit

In den vergangenen Wochen hat es einen deutlichen Anstieg der Kurzarbeit in Deutschland gegeben. Ziel der verlängerten Bezugsdauer ist es, Betrieben in schwierigen Zeiten mehr Planungssicherheit zu geben. Vor allem die erfahrenen und eingearbeiteten Beschäftigten sollen gehalten werden können, hieß es seitens des Arbeitsressorts.

Im September 2024 lag die Zahl der Kurzarbeitenden nach vorläufigen Daten laut Ministerium bei rund 268.000. Das sind 76 Prozent mehr als im Vorjahr – und fast dreimal so viele wie im September 2022.

Am stärksten betroffen: Deutschlands Maschinenbauer

Das verarbeitende Gewerbe zeigt demnach derzeit den stärksten Einsatz von Kurzarbeit, wo allein im August 143.000 Beschäftigte betroffen waren. Schwerpunkte lagen im Maschinenbau, in der Herstellung von Metallerzeugnissen, von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen sowie in der Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenteilen.

Heil sagte: „Mit der Verlängerung des konjunkturellen Kurzarbeitergeldes bauen wir Brücken: für Betriebe, große wie kleine, um gestärkt aus der Krise zu kommen, und für Beschäftigte, um ihre Arbeit zu halten.“ Zusätzlich stehe mit dem Qualifizierungsgeld ein Instrument zur Verfügung, dass die Modernisierung der Unternehmen unterstützen könne. Dieses Instrument dient dazu, Arbeit und Weiterbildung zu finanzieren. Heil sagte, dies sei immer besser als Arbeitslosigkeit zu bezahlen.

Rückblick: Kurzarbeit bei Corona

Während der Corona-Krise waren ganze Bereiche plötzlich von mangelnden Aufträgen betroffen. In der Gastronomie, dem Messebau oder der gesamten Kultur- und Freizeitwirtschaft herrschte quasi von einem Tag auf den anderen Open-End-Flaute. In vielen Branchen gingen ganze Belegschaften auf Kurzarbeit. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten stieg auf bis zu rund sechs Millionen in der Hochphase der Corona-Pandemie - und nahm dann zunächst stark ab. Auch staatliche Corona-Zuschüsse halfen damals.

Immer wieder wurden Kurzarbeit-Regelungen verlängert, mit abgesenkten Beschäftigten-Quoten, die von Arbeitsausfall betroffen sein müssen, bevor Kurzarbeit greifen kann. «Kurzarbeit bleibt weiter eine stabile Brücke über ein tiefes wirtschaftliches Tal», sagte Heil bereits damals.

Was Betroffene bedenken sollen

Das Kurzarbeitergeld richtet sich nach dem Nettoentgeltausfall. Faustregel: 60 Prozent des ausgefallenen pauschalierten Nettoentgelts bekommt die oder der Beschäftigte. Zu bedenken ist für die Betroffenen neben dem reduzierten Einkommen, ob es eventuelle Kürzungen bei der Urlaubsvergütung geben kann oder später Steuernachzahlungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Neue Studie: Grüne Fonds unterscheiden sich nur minimal von traditionellen Produkten
01.12.2025

Viele Anleger erwarten, dass nachhaltige Fonds klare Alternativen zu traditionellen Produkten bieten und Kapital in verantwortungsvollere...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase durch steigende Investitionen: Wie EU und deutsche Wirtschaft betroffen sind
30.11.2025

Die rasanten Investitionen in künstliche Intelligenz lassen Experten vor einer möglichen KI-Blase warnen. Droht diese Entwicklung, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Rüstungsindustrie im Aufschwung: USA profitieren von der Aufrüstung
30.11.2025

Europa versteht sich gern als Friedensmacht, die auf Diplomatie und Werte setzt, während in ihrem Inneren eine hochdynamische Sicherheits-...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland übernimmt ausländische Markenrechte: Mehr als 300 Brands gefährdet
30.11.2025

Ausländische Marken geraten in Russland zunehmend unter Druck, seit viele Unternehmen ihre Aktivitäten im Land eingestellt haben. Wie...