Wirtschaft

Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre Spuren hinterlassen. Welche das sind – und was von der Pandemie geblieben ist.
26.12.2024 08:28
Lesezeit: 4 min
Fünf Jahre Corona:  Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
Was bleibt von der Pandemie? (Foto: dpa). Foto: Christoph Soeder

Im November 2019 traten in der Millionenstadt Wuhan in Zentralchina die ersten Fälle einer bis dahin unbekannten Lungenerkrankung auf. Erst am 31. Dezember 2019 informierten die chinesischen Gesundheitsbehörden die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darüber.

Die Viruserkrankung, die am 11. Februar 2020 vonder WHO den Namen Covid-19 – eine Abkürzung für “Coronavirus Disease 2019” – erhielt, hat die Welt nachhaltig verändert.

Fünf Jahre nach Bekanntwerden der ersten Fälle und zwei Jahre nach dem Ende des pandemischen Ausnahmezustands durch die WHO sind viele Spuren der Corona-Pandemie noch immer sichtbar – sowohl im medizinischen Bereich als auch in der Gesellschaft. Ein Rückblick auf fünf Jahre Corona.

Als Corona zur weltweiten Zerreißprobe wurde

Am 31. Dezember 2019 informierten chinesische Behörden die WHO über die neue Krankheit. Innerhalb weniger Monate breitete sich das Virus global aus, und am 11. März 2020 erklärte die WHO offiziell den pandemischen Zustand.

Es folgten drastische Maßnahmen: Lockdowns, geschlossene Grenzen, Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen prägten das Leben von Milliarden Menschen. In Deutschland begann der erste Lockdown am 22. März 2020. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte an die Bevölkerung, das öffentliche Leben so weit wie möglich herunterzufahren.

In der Folge zwang die Pandemie Gesellschaften und Regierungen, schnelle Entscheidungen zu treffen – oft mit widersprüchlichen oder kurzfristig geänderten Regelungen. Das öffentliche Leben kam weitgehend zum Erliegen, Schulen und Geschäfte schlossen, und Reisen wurden untersagt.

In Deutschland führte die Corona-Pandemie zu einem beispiellosen Einsatz von Kurzarbeit, der Millionen von Arbeitsplätzen sicherte. Gleichzeitig erlebte das Arbeiten von zu Hause einen bisher nie dagewesenen Boom. Der Begriff Homeoffice wurde zum Buzzword, Unternehmen digitalisierten ihre Prozesse in rasantem Tempo, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

In dieser Zeit wurden neue Begriffe wie “Inzidenz” oder “Lockdown light” geprägt und Innovationen wie die Corona-Warn-App ins Leben gerufen – und die aktuellen Corona-Infektions-Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) gehörten schon bald zur Morgenroutine wie der Frühstückskaffee.

SARS-Coronavirus-2 ist kein harmloses Erkältungsvirus

„Das Coronavirus wird nicht verschwinden“, warnte kürzlich der Immunologe Carsten Watzl von der TU Dortmund im Südkurier. SARS-CoV-2 entwickle sich aktuell zu einem endemischen Erreger, vergleichbar mit der Grippe.

Doch anders als die saisonale Influenza bleibt das Coronavirus in seiner Wirkung auf den menschlichen Körper gefährlich. „Das SARS-Coronavirus-2 ist kein harmloses Erkältungsvirus, da es den ganzen Körper befallen kann“, erklärte Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie bei Helmholtz München, im MDR.

Die Virologin betonte, dass diese Eigenschaft des Virus weiterhin schwere Verläufe möglich mache, insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen. Protzer erklärte zudem, dass die Immunität gegen das Virus nach einer Infektion oder Impfung etwa ein halbes Jahr anhalte und dann langsam nachlasse. „Neue Varianten entstehen vor allem dann, wenn sich das Virus stark ausbreitet, was die Entwicklung von Mutationen begünstigt“, sagte sie.

Von Maskenpflicht, Impfungen und Kontaktbeschränkungen

Die sozialen und psychologischen Folgen der Pandemie sind tiefgreifend. Besonders Kinder und Jugendliche litten unter den Einschränkungen. Laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung nahm die körperliche Aktivität während der Pandemie stark ab, und viele Kinder entwickelten problematische Nutzungsgewohnheiten bei sozialen Medien.

So ergab eine Studie der DAK in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) , dass 24,5 Prozent der 10- bis 17-Jährigen während der Pandemie einen problematischen Umgang mit Social-Media-Diensten wie TikTok oder Instagram zeigten - dreimal so viele wie vor der Pandemie.

Die Pandemie führte auch zu einer Polarisierung der Gesellschaft. Maskenzwang, Impfungen und Kontaktsperren führten landesweit zu öffentlichen Debatten und Protesten. Verschwörungstheorien verbreiteten sich schnell und erschütterten das Vertrauen in Institutionen. Mit Blick auf mögliche künftige Gesundheitskrisen betonte Ulrike Protzer im MDR daher, dass „vertrauenswürdige wissenschaftliche Kommunikation entscheidend ist, um Desinformation entgegenzuwirken und die Bevölkerung besser zu schützen“.

Schulschließungen, digitale Bildung und Lernrückstände

Auch das Bildungssystemn hat die Pandemie weltweit unter Druck gesetzt. Schulschließungen und der Wechsel zum Online-Unterricht stellten viele Lehrkräfte, Eltern und Schüler vor enorme Herausforderungen.

Studien zeigten, dass besonders Schüler aus sozioökonomisch benachteiligten Familien während der Pandemie-bedingten Schulschließungen Lernrückstände erlitten. Gleichzeitig wurden innovative Methoden wie hybride Lernmodelle erprobt, die sich mittlerweile im Biuldungssystem hierzulande etabliert haben.

Umsatzeinbrüche, Digitalisierung und fehlende Resilienz

Auch die Wirtschaft war von der Pandemie massiv betroffen. Viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) kämpften mit Umsatzeinbrüchen und mussten schließen.

Gleichzeitig führten Homeoffice und Digitalisierung zu einem beschleunigten Wandel in der Arbeitswelt. Branchen wie der E-Commerce boomten, während der stationäre Handel drastische Umsatzeinbußen verkraften musste.

Ein weiteres Problem war die Unterbrechung globaler Lieferketten, die viele Unternehmen unvorbereitet traf. So mussten Automobilhersteller wie Volkswagen die Produktion zeitweise einstellen, weil wichtige Bauteile wie Halbleiter nicht rechtzeitig geliefert wurden.

Was bleibt von Corona?

Die Pandemie hat das Gesundheitswesen, die Arbeitswelt und den Alltag nachhaltig verändert. Homeoffice ist für viele Menschen zur Norm geworden, und digitale Lösungen wie Online-Unterricht oder Telemedizin sind etabliert.

Die Pandemie hat aber auch gezeigt, wie anfällig globale Systeme für Gesundheitskrisen sind. Experten wie Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mahnen daher, noch mehr in die Infektionsüberwachung zu investieren. Der Umgang mit der aktuellen Vogelgrippe H5N1 in den USA zeige, dass die Lehren aus der Pandemie oft nur unzureichend umgesetzt würden, so Beer in einer aktuellen Mitteilung des FLI.

Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie bleibt Covid-19 auch zu Beginn des Jahres 2025 eine Herausforderung, auch wenn die akute Bedrohung vorüber zu sein scheint. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, ob die Welt auf zukünftige Pandemien besser vorbereitet ist - oder ob Corona nur der Auftakt für weitere Herausforderungen war.

Covid-19: Eine Chronik der Pandemie

31. Dezember 2019: Erste offizielle Meldung der WHO über Fälle einer unbekannten Lungenerkrankung in Wuhan, China.

27. Januar 2020: Bestätigung des ersten Covid-19-Falls in Deutschland. Ein Mitarbeiter aus Bayern infiziert sich nach Kontakt mit einer chinesischen Kollegin.

22. März 2020: In Deutschland tritt der erste Lockdown in Kraft. Schulen, Geschäfte und kulturelle Einrichtungen schließen. Abstandsregeln von 1,50 Metern und Kontaktbeschränkungen werden eingeführt. Gruppenbildungen außerhalb des eigenen Haushalts sind verboten.

1. April 2020: Einführung der PCR-Tests als Standard zur Diagnose von Covid-19-Infektionen in Deutschland. In der ersten Welle sterben bis Mai rund 8.500 Menschen.

27. Dezember 2020: Start der Impfkampagne in Deutschland mit den ersten Covid-19-Impfungen.

21. Januar 2022: Die Omikron-Variante dominiert die Infektionszahlen in Deutschland. Restriktionen werden schrittweise gelockert. Insgesamt mehr als 115.000 Todesfälle seit Pandemiebeginn.

7. April 2023: Die Bundesregierung erklärt die Pandemie in Deutschland offiziell für beendet. Covid-19 geht in einen endemischen Zustand über.

2024: Laut Robert Koch-Institut zirkuliert SARS-CoV-2 weiterhin, jedoch auf niedrigem Niveau, während Impfkampagnen und Hygienemaßnahmen die Kontrolle über das Infektionsgeschehen hierzulande gewährleisten.

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