Politik

Feuersbrunst in LA: Trump ätzt über Brandbekämpfung - und gegen Gouverneur Newsom

Feuerwehrleute kämpfen Tag und Nacht gegen verheerende Brände in LA. Der künftige US-Präsident mokiert sich über die Bemühungen. Gouverneur Gavin Newsom lässt das an sich abprallen. Trumps Kritik ist in erster Linie persönlich statt sachlich. Trump hat nur Glück, dass er nicht bereits im Amt war, als die Feuersbrunst über LA herein brach. Die Spaltung der Stadt in Arm und Reich wird er nicht ändern.
13.01.2025 07:05
Lesezeit: 5 min

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat die Bekämpfung der schweren Brände in Los Angeles als unzureichend kritisiert. "Die Brände in LA wüten immer noch. Die inkompetenten Politiker haben keine Ahnung, wie sie zu löschen sind", äußerte sich Donald Trump am Wochenende online.

Tausende prächtige Häuser seien zerstört, und viele weitere würden bald verloren gehen. "Überall gibt es Tote. Dies ist eine der schlimmsten Katastrophen in der Geschichte unseres Landes", schrieb Trump weiter. "Sie schaffen es einfach nicht, die Brände zu löschen. Was ist nur los mit ihnen?"

Trump hatte bereits zuvor explizit gegen den demokratischen Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, ausgeteilt und ihn für das Ausmaß der Brände im Großraum Los Angeles verantwortlich gemacht. Konkret kritisierte der Republikaner Wasserspar-Maßnahmen Newsoms. Trump hatte in der Vergangenheit schon häufiger gegen den prominenten Gouverneur gewettert und dessen Politik als radikal bezeichnet.

Noch keine Antwort auf Newsoms Einladung in die "Stadt der Engel"

Newsom hatte Trump daraufhin eingeladen, sich das Ausmaß der Feuer in Los Angeles persönlich anzusehen. In einem Interview mit dem Sender NBC sagte Newsom nun, er habe dazu noch keine Antwort von Trump erhalten.

Der Gouverneur sagte, er sei Beleidigungen von Trump gewohnt - wie "jeder Amtsträger, mit dem er nicht einer Meinung ist". Newsom betonte aber: "Er ist ein gewählter Präsident. Ich respektiere sein Amt." Er arbeite sehr eng mit dem noch amtierenden demokratischen Präsidenten Joe Biden zusammen, um die Notlage zu bewältigen, und dies würde er gerne mit dem nächsten Präsidenten fortsetzen. "Wir wollen im Sinne einer offenen Hand handeln, nicht im Sinne einer geballten Faust."

Newsom sagte erneut auch, eine unabhängige Untersuchung solle Problemen mit dem Wassersystem nachgehen. Laut "Los Angeles Times" hatten Einsatzkräfte vereinzelt von Hydranten berichtet, die kein Wasser mehr führten, was Löscharbeiten an manchen Orten behindert hat.

Die Brände noch immer nicht eingedämmt: Wie sich die Lage nach dem Wochenende darstellt

Zuletzt machten die Rettungskräfte einige Fortschritte im Kampf gegen das Flammeninferno rund um LA. Der Wind soll in den kommenden Tagen jedoch wieder deutlich auffrischen, was die Flammen weiter anfachen könnte. Für 105.000 Menschen gelten nach Behördenangaben derzeit Evakuierungs-Anordnungen, für 87.000 weitere gab es entsprechende Warnhinweise.

Mindestens 16 Menschen sind laut Gerichtsmedizin gestorben - die Zahl stieg weiter an. Der Sheriff von Los Angeles County, Robert Luna, sagte, in Altadena, das vom "Eaton"-Feuer heimgesucht wurde, seien mehrere Hundert abgebrannte Grundstücke durchkämmt worden. Dabei hätten Rettungskräfte drei Tote gefunden. "Ich gehe leider davon aus, dass sich diese Zahl im Laufe der weiteren Durchsuchungen noch erhöhen wird." Außerdem seien derzeit noch 16 Personen als vermisst gemeldet. Auch diese Zahl werde vermutlich noch steigen, mahnte er.

Suchaktionen gestalten sich als schwierig: Gefährliches Terrain für Rettungskräfte

Bei den Suchaktionen werden auch Spürhunde eingesetzt. Für die Einsatzkräfte ist es derzeit noch nicht möglich, in sämtliche Bereiche vorzudringen - zu groß ist die Gefahr. Die Behörden warnten Anwohner auch eindringlich davor, zu früh in niedergebrannte Gebiete zurückzukehren. "Sie sehen buchstäblich wie Kriegsgebiete aus", sagte Sheriff Luna. Es gibt umgestürzte Strommasten, kaputte elektrische Leitungen, schwelende Brände. "Es ist nicht sicher."

Es wird noch Tage dauern, bis endgültige Gewissheit zu weiteren möglichen Todesopfern herrscht. Und auf großen Flächen brennt es nach wie vor. Der größte der Brände, das "Palisades"-Feuer, ist bislang nur zu elf Prozent unter Kontrolle. Mehr als 12.300 Gebäude sind nach Angaben der Brandschutzbehörde Cal Fire zerstört oder beschädigt. Seit Dienstag gingen demnach fast 163 Quadratkilometer Land in Flammen auf - das ist mehr als anderthalbmal die Fläche der Insel Sylt.

Wie die Feuersbrunst in Los Angeles die Gegensätze von Arm und Reich offenlegt

Stadt der Engel, Stadt der Gegensätze: Der Großraum Los Angeles ist nicht einfach eine Stadt, sondern eine Welt für sich. Luxus und Elend existieren hier Seite an Seite - auch im Angesicht der aktuellen Feuerkatastrophe.

Los Angeles, das ist im normalen Alltag schon der Gegensatz von Luxus-Shoppingmeile Rodeo Drive in Beverly Hills und dem Downtown-Viertel Skid Row, in dem Zehntausende Obdachlose leben.

Einerseits steht Los Angeles für Hollywood, Glamour, Promis und Protz. Andererseits hat LA die zweithöchste Obdachlosenquote im ganzen Land. Riesiger Reichtum und bittere Armut liegen nah beieinander. Dieser Gegensatz führt mit Blick auf die Feuerkatastrophe jetzt auch zu moralischen Debatten.

Verzweiflung im Fire-Department: Suche nach privaten Feuerwehrleuten

Der Sender CNN berichtete von einem Immobilienmanager aus LA, der über soziale Medien nach privaten Feuerwehrleuten gesucht habe. "Zahle jede Summe", zitierte der Sender aus dem inzwischen gelöschten Post. Das löste heftige Reaktionen in sozialen Medien aus. "Wessen Haus gerettet wird, sollte nicht von seinem Bankkonto abhängen", zitierte CNN einen TikTok-Nutzer.

Tausende Gebäude wurden durch das Feuer zerstört oder beschädigt. Schätzungen zufolge könnten die Schäden und wirtschaftlichen Verluste in dreistellige Milliarden-Höhe gehen. Das liegt auch daran, dass die Flammen zum Teil durch Nachbarschaften ziehen, in denen Häuser durchschnittlich mehrere Millionen Dollar kosten. Der besonders betroffene Stadtteil Pacific Palisades gehört zu den wohlhabendsten Vierteln von LA.

Viele Stars bekunden ihre Solidarität mit den Betroffenen oder packen bei Hilfsaktionen mit an, darunter etwa die Schauspielerin Jennifer Garner, die Essen verteilte.

Gespaltene Gesellschaft: Kritik an den Klagen der reichen Stars im Westen der Stadt

Einige Prominente mussten selbst ihre Häuser verlassen oder verloren sie schon. Paris Hilton schrieb auf sozialen Medien, sie habe aus der Ferne im Fernsehen mit ansehen müssen, wie ihr Haus in Malibu bis auf die Grundmauern abbrannte. Später postete sie ausführlich Bilder von den Überresten des Hauses. Sänger Bill Kaulitz dokumentierte in einer Instagram-Story, wie sein Haus in den Hollywood Hills evakuiert wurde. Auf den Bildern waren seine gepackten Luxuskoffer zu sehen.

Einige Nutzer im Internet stören sich an Klagen reicher Stars, die zum Teil weitere Wohnsitze haben und durch solch eine Katastrophe nicht um ihre wirtschaftliche Existenz bangen müssen.

Besondere Kritik bekam die Schauspielerin und Sängerin Mandy Moore ab, die im vom Brand schwer getroffenen Vorort Altadena lebt. Sie zeigte auf Instagram Bilder ihrer komplett zerstörten Nachbarschaft. Ihr Haus stehe wie durch ein Wunder zum Großteil noch, schrieb sie. Außerdem teilte sie eine Spenden-Seite für ihren Schwager und dessen Familie, was viele mit Blick auf das mutmaßliche Vermögen der Schauspielerin als scheinheilig kritisierten.

"Die Ereignisse sind verheerend, aber Naturkatastrophen ereignen sich immer wieder, und meistens treffen sie Menschen, die keine Millionen auf der Bank haben", schrieb eine Nutzerin auf Instagram unter einen Post von Moore. Der Kommentar wurde hundertfach gelikt. Moore reagierte angefasst auf die Kritik. Ein Freund habe die Spendensammlung ins Leben gerufen, schrieb sie. "Und ich teile sie, weil Leute gefragt haben, wie sie ihnen helfen können. Wir haben auch gerade den größten Teil unseres Lebens bei einem Feuer verloren. Also verpisst euch bitte. Niemand zwingt euch, irgendetwas zu tun."

Die Sorgen der anderen in den östlichen Vororten wie Altadena

Gleichzeitig werden jeden Tag neue Schicksale von Normalbürgern aus den Feuergebieten bekannt. Eine Großfamilie verlor gleich mehrere Häuser im «Eaton Fire». Acht Häuser von Onkel, Tanten und Cousins der Williams-Familie, die in Laufnähe zueinander lagen, brannten komplett nieder. Nun haben sie alle kein Zuhause mehr und sind vorerst in einem Hotel in Sherman Oaks nordwestlich von LA untergekommen, wo es kostenlos Zimmer für Betroffene der Brände gibt.

Eine der Frauen aus der Großfamilie berichtete dem Lokalsender KTLA 5 News von dem Moment, als sie ihr niedergebranntes Haus zum ersten Mal sah: "Es war einfach unglaublich. (...) Das kann man sich gar nicht vorstellen. Es hat sich angefühlt wie im Krieg», sagte sie. «Das war mein Haus und das Einzige, was noch steht, ist mein Tor."

An vielen Orten, wo das Feuer nicht mehr lodert, stehen ungläubige Menschen wie sie vor den Trümmern ihrer Häuser, suchen in Bergen aus Asche und Schrott nach Überresten aus ihrem Leben. Manche verlieren durch das Feuer nicht ihr Zuhause, sondern ihren Arbeitsplatz oder ihre wirtschaftliche Existenz, weil auch Restaurants, Cafés oder Läden zerstört werden.

Manche müssen zittern, ob ihre Versicherung für die Schäden aufkommt. Wie US-Medien berichten, hatten einige große Anbieter bereits im vergangenen Frühjahr wegen des hohen Waldbrand-Risikos den Versicherungsschutz in den nun betroffenen Gebieten eingeschränkt und für bestimmte Neubauten ganz zurückgezogen. Somit könnten manche Hausbesitzer ohne ausreichenden Versicherungsschutz dastehen. Andere haben erst gar keine Versicherung.

Bisher 24 Todesopfer und vielfach alles verloren: Das eint die Opfer in ihrem Schmerz

Manche verlieren aber auch das Kostbarste: geliebte Menschen. Mindestens 24 Menschen sind Behörden zufolge bislang durch die Feuer ums Leben gekommen. Die Zahl könnte steigen, sobald zerstörte Gebiete ausgiebig durchsucht werden.

Und hier sind vor dem Feuer plötzlich wieder alle gleich. Der Schmerz, einen Menschen zu verlieren, ist für alle gleich groß - egal, ob arm oder reich. Ebenso der Kummer über verlorene Erinnerungen in einem Zuhause, die sich mit Geld nicht aufwiegen lassen.

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