Peter Navarro: Die unsichtbare Hand hinter Trumps Wirtschaftskrieg
Der Ökonom, einst ein angesehener Professor, ist heute einer der wichtigsten Vordenker von Trumps wirtschaftspolitischer Offensive – und Symbolfigur für einen politischen Kurs, der die globale Handelsordnung erschüttert.
„Er ist Trump gegenüber unerschütterlich loyal“, sagt der Politikwissenschaftler Jan Hallenberg. Genau diese bedingungslose Treue macht Navarro unentbehrlich – selbst dann, wenn seine Strategien für Chaos an den Märkten sorgen.
Offiziell spricht man von „Trumps Zöllen“. Doch die ideologische und strategische Grundlage dafür stammt aus der Feder von Peter Navarro. Der 75-Jährige war bereits lange vor Trumps erstem Amtsantritt im Jahr 2017 als China-Kritiker bekannt. Sein Buch Death by China (2011) markierte den Wendepunkt: Es war eine Abrechnung mit dem chinesischen Wirtschaftsimperialismus – und die Eintrittskarte in Trumps engsten Zirkel.
Navarro bot Trump genau das, was dieser suchte: einen Wissenschaftler, der aggressive Handelsmaßnahmen nicht nur rechtfertigte, sondern öffentlich verteidigte.
Gefängnisstrafe als Beweis der Treue
Die Loyalität zu Trump geht bei Navarro weit über politische Gefolgschaft hinaus. 2022 wurde er zu vier Monaten Haft verurteilt, weil er sich weigerte, vor dem Kongress zu seiner Rolle beim Versuch, das Wahlergebnis 2020 zu kippen, auszusagen. Navarro schwieg – und ging ins Gefängnis.
Trump kommentierte dies trocken, aber vielsagend: „Er ist sogar für mich ins Gefängnis gegangen.“ Für den Ex-Präsidenten ist das der ultimative Treuebeweis – und für Navarro ein Garant politischen Einflusses.
Risse im Machtgefüge nach Zolloffensive
Doch selbst eine solche Loyalität schützt nicht dauerhaft vor Kritik – vor allem, wenn es um wirtschaftliche Folgen geht. Nach der jüngsten Zollankündigung vom 2. April, die zu schweren Verwerfungen an den Finanzmärkten führte, steht Navarro unter Beschuss.
Er soll maßgeblich an der Berechnung der Zölle auf verschiedene Länder beteiligt gewesen sein – eine Aufstellung, die nicht nur ökonomisch fragwürdig war, sondern auch politisch riskant. Elon Musk spottete offen, Navarro sei „dümmer als eine Eisenbahn“. Auch innerhalb der Trump-Administration mehren sich die Stimmen, die seinen Einfluss eindämmen wollen. Finanzminister Scott Bessent und Handelsminister Howard Lutnick treten zunehmend in den Vordergrund.
Warum Trump trotzdem an ihm festhält
Trotz aller Kritik glaubt Jan Hallenberg nicht an ein baldiges Aus für Navarro. „Trump schätzt ihn wegen seiner bedingungslosen Loyalität – und ihn jetzt zu entlassen, würde einer offenen Fehler-Eingeständnis gleichkommen“, erklärt der Experte.
Zudem wäre ein Bruch mit Navarro ein Signal der Schwäche – genau das, was Trump in Zeiten geopolitischer Konfrontation unbedingt vermeiden will.
Navarro bleibt – vorerst
Peter Navarro steht exemplarisch für eine Wirtschaftspolitik, die auf Konfrontation, Zwang und geopolitische Erpressung setzt – mit unklaren langfristigen Folgen für die Stabilität der Weltwirtschaft. Doch im Machtgefüge rund um Donald Trump ist eines sicher: Treue wird belohnt. Und genau darin liegt Navarros größter Trumpf.