Technologie

Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära an. Der slowenische Energieunternehmer Boštjan Bandelj warnt: Wer jetzt nicht in Speichertechnologien investiert, verliert den Anschluss.
24.04.2025 08:35
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Batteriespeicher: Der schlafende Riese wird wach

Die Energiekrise hat Europa wachgerüttelt. Der einstige Glaube an unerschütterliche Gasimporte aus Russland ist Vergangenheit. Die Preise explodierten, der Kontinent taumelte – und mitten in dieser Unsicherheit erhebt sich eine neue Perspektive: Batteriespeicher. Für Boštjan Bandelj, Gründer des Emissionshandelsriesen Belektron und Miteigentümer von NGEN, ist klar: „Batteriespeicher werden in den nächsten zehn Jahren die Rolle übernehmen, die Solarmodule im letzten Jahrzehnt gespielt haben.“

Bandelj spricht nicht nur als Unternehmer, sondern als Visionär. Auf der diesjährigen Energiekonferenz Financ zeichnete er ein Bild der Zukunft, das Hoffnung und Warnung zugleich ist. Die Nutzung von Photovoltaik hat sich in nur drei Jahren verdoppelt – auf sieben Prozent weltweit. Der nächste logische Schritt: Strom speichern, wenn er im Überfluss vorhanden ist. Und genau hier liegt das kommende Billionen-Geschäft.

„Kalifornien hat in nur vier Jahren Batteriespeicher mit acht Gigawatt Leistung installiert – vor vier Jahren war das praktisch Null“, betont Bandelj. Europa hinkt hinterher – noch.

Geopolitik trifft grüne Utopie: Die Realität der Abhängigkeit

Der Ukraine-Krieg hat deutlich gemacht, wie verletzlich Europas Energieversorgung ist. Billiges Pipeline-Gas wurde über Nacht durch teures LNG ersetzt. Die große Transformation wird teurer als gedacht – und die Geduld der Bevölkerung sinkt.

Während 40 Prozent der Deutschen und 50 Prozent der Italiener laut einer Bruegel-Studie weiter an der grünen Wende festhalten, wächst in Ländern wie Polen, Italien oder Ungarn der Widerstand. Erste politische Rufe nach einem Kurswechsel werden laut – vorerst bleibt es bei Verzögerungen, nicht bei Abkehr.

Grüne Technologien – „Made in China“

Bandelj kritisiert, was viele europäische Politiker verschweigen: Die technologische Abhängigkeit von China sei bei fast allen Schlüsselkomponenten für die Energiewende massiv – mit Ausnahme der Windenergie. Auch die Hoffnungsträger Wasserstoff und Kernenergie bleiben fragil: Während der Durchbruch beim Wasserstoff auf sich warten lässt, steht die Atomkraft in direkter Konkurrenz zu Solar und Wind.

Speicher – das fehlende Bindeglied

Der Solarboom bringt neue Probleme: In der Mittagszeit führen Überkapazitäten zu negativen Strompreisen. Alte Kraftwerke lassen sich noch drosseln, aber das Netz stößt an seine Grenzen. Batteriespeicher sollen künftig das Tageslicht in die Nacht retten – und später, wenn möglich, auch in den Winter.

Doch Bandelj warnt: „Die saisonale Energiespeicherung bleibt ungelöst. Wer heute von vollständiger Dekarbonisierung spricht, spielt mit Illusionen.“ Grüner Wasserstoff als Lösung? Noch immer fehlt die Technologie, um das wirtschaftlich tragfähig umzusetzen.

Die Mär vom teuren Ökostrom

In der öffentlichen Debatte hält sich hartnäckig die Behauptung, dass die Energiewende für steigende Strompreise verantwortlich sei. Bandelj widerspricht:

„Die hohen Preise waren eine direkte Folge der Gasumlenkung nach dem Russland-Schock. Heute liegen die Börsenpreise für Strom bereits wieder unter Vorkrisenniveau.“ In Deutschland kann Strom für 2028 bereits für unter 70 Euro pro Megawattstunde abgesichert werden. In Slowenien sind es rund 15 Euro mehr – dennoch ein Zeichen der Entspannung.

Wer jetzt nicht investiert, wird überrollt

Für Bandelj ist klar: Die Politik kann diskutieren, verschieben und verwässern – aber der technologische Wandel rollt an. Wer nicht in Batteriespeicher investiert, riskiert den wirtschaftlichen Abstieg.

„Wir stehen am Anfang eines Jahrzehnts der Speicher. Was Solarmodule in den letzten zehn Jahren geleistet haben, werden Batteriesysteme im kommenden Jahrzehnt tun. Europa muss handeln – oder zusehen, wie andere die Standards setzen.“

Bandeljs Mahnung ist deutlich: Die Energiewende ist keine Vision mehr, sondern Realität. Doch ohne Speicher wird sie nicht überleben – und mit jedem Jahr des Zögerns wird der Preis dafür höher.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Government Pension Fund Global: Norwegens Ölfonds trotzt den USA
08.09.2025

Der Government Pension Fund Global (GPFG) sorgt für Streit: Nach dem Ausschluss von Caterpillar und israelischen Firmen drohen die USA mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autozulieferer unter Druck: Stellenabbau bei Bosch, Conti, ZF – Autobranche kämpft ums Überleben
08.09.2025

Die deutsche Autobranche steckt in einer existenziellen Krise. Auftragseinbrüche, Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und massiver...

DWN
Finanzen
Finanzen Wölfe der Wall Street: US-Börsen zwischen Rekorden und Unsicherheiten – steigt der Goldpreis auf 5.000 Dollar?
08.09.2025

Die US-Börsen schwanken zwischen Euphorie und Risiko: Rekorde bei S&P 500 und Nasdaq treffen auf Sorgen um Fed-Unabhängigkeit und...

DWN
Politik
Politik Höhere Beitragsbemessungsgrenzen: Sozialbeiträge werden für Beschäftigte 2026 spürbar steigen
08.09.2025

Die schwarzrote Koalition will die Beitragsbemessungsgrenzen für Rente, Pflege und Krankenversicherung anheben – mit der Begründung,...

DWN
Politik
Politik EU-Asylagentur: Deutschland bei Asylanträgen nicht mehr führend
08.09.2025

Seit mehr als zehn Jahren lag Deutschland bei Asylanträgen in Europa unangefochten an der Spitze. Nun übernehmen Frankreich und Spanien...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum Führungskräfte manchmal unlogische Entscheidungen treffen – und was zu tun ist
08.09.2025

Führungskräfte treffen oft irrationale Entscheidungen – aus Zeitdruck, Denkfehlern oder Selbstüberschätzung. Doch wer mutig ist und...

DWN
Politik
Politik Zwei Jahre nach dem Start: Wird die Regierung das Heizungsgesetz abschaffen?
08.09.2025

Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Heizungsgesetzes plant die schwarz-rote Koalition Änderungen. Zwischen Klimazielen, Förderkürzungen...

DWN
Politik
Politik USA kürzen Sicherheitshilfe für Europa – Baltikum besonders betroffen
08.09.2025

Die USA kürzen ihre Sicherheitshilfe für Osteuropa drastisch. Besonders das Baltikum gerät ins Wanken – und Deutschland muss stärker...