Eine aktuelle Jugendstudie belegt sichtbar, dass besonders junge Frauen sich in Deutschland unsicher fühlen. Die Angst vor Übergriffen im öffentlichen Raum ist groß. Die Folge: Mehr als 60 Prozent von ihnen können sich nach eigener Aussage nicht mehr frei bewegen und schränken ihr Leben aus Angst ein. Das sind erschreckende Kernaussagen aus der Lebensrealität der Generation Z, aus der jüngsten großen Trendumfrage des Augsburger Instituts für Generationenforschung.
Jugendtrendstudie belegt Ängste der Generation Z
Das Institut für Generationenforschung hat nach eigenen Angaben deutschlandweit mehrere tausend junge Menschen im Alter von 16–25 Jahren befragt: Auf die Frage „Was macht dir Angst in Deutschland?“ sagen sieben von zehn Frauen: „Männer im Allgemeinen“.
Erschreckendes Ergebnis: Es gibt nahezu keine angstfreie Frau
Die befragten Frauen haben inzwischen eine stark ausgeprägte Angst vor Männern, warnt Studienleiter Rüdiger Maas, einer der bekanntesten Generationenexperten Deutschlands. Diese Furcht hat einen steigenden Einfluss auf das Leben vor allem junger Frauen. Fast 60 Prozent haben „starke Angst vor Männern“, 20 Prozent sogar „extreme Angst“. Es gibt nahezu keine Frau, die bei diesem Thema hierzulande angstfrei ist. Selbst bei den befragten Männern gab fast jeder Zweite an, vor anderen Männern Angst zu haben.
Maas: Angst vor arabisch aussehenden Männern in Gruppen
In der Studie wird auch die wahrgenommene Herkunft der Männer im Hinblick auf das Thema Angst beleuchtet. „Wir sehen, dass es besonders Ängste gegenüber arabischstämmigen Männern gibt, vor allem wenn sie in Gruppen auftreten“, sagte der Generationenforscher Dr. Rüdiger Maas.
68 Prozent der jungen Frauen haben der Studie zufolge Angst vor arabischen Männern, vor deutschen oder schwarzen fürchten sich knapp 60 Prozent. Auffällig ist, dass sich junge deutsche Männer im Vergleich deutlich mehr vor arabischen und schwarzen fürchten als vor deutschen oder asiatischen Geschlechtsgenossen.
Laut Maas deuten die Ergebnisse der Studie auf ein gesellschaftliches Macht- und Gewaltverständnis hin, in dem „der Mann“ – besonders, wenn er als „fremd“ wahrgenommen wird – als unberechenbar und potenziell gefährlich gilt. „Diese Zuschreibung beeinflusst das Verhalten im öffentlichen Raum und prägt besonders die Lebensrealität junger Frauen.“
BKA-Studie: Nur jede dritte Frau fühlt sich im öffentlichen Nahverkehr sicher
Die Ergebnisse der Jugendtrendstudie 2025 decken sich in diesem Punkt mit den Ergebnissen der großen Dunkelfeldstudie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ (SKiD), die zuletzt im Winter 2020/2021 durchgeführt worden ist. Auch dabei kam raus, dass gerade Frauen sich an öffentlichen Orten immer weniger sicher fühlen und diese teilweise meiden. Die BKA-Befragung hat aber noch eine weitere erschütternde Zahl ermittelt. Nur jede zehnte Frau zeigt eine „schwere Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ an. Sexuelle Belästigung zeigte sogar nur jedes 50. Opfer an.
Ausblick: Massive Einschränkungen mit psychischen Folgen
Daraus ergibt sich für einen beträchtlichen Teil junger Frauen eine Einschränkung des eigenen Lebens und Alltags aufgrund der Angst, an gewisse Orte zu gehen, wie Dr. Maas erklärt: „30 Prozent der Frauen haben sogar so starke Angst, dass ihr Handlungsspielraum erheblich eingeschränkt ist – etwa bei alltäglichen Dingen wie abends einkaufen zu gehen, bei Dämmerung joggen zu gehen, sich an Bahnhöfen aufzuhalten oder sich bedenkenlos an weniger frequentierten Orten zu bewegen. Diese massive Einschränkung kann auf Dauer auch psychische Folgen nach sich ziehen“, warnt der Generationenforscher.
Skandal um die britischen "Grooming Gangs"
Über zwei Jahrzehnte haben in Großbritannien organisierte Banden Hunderte schutzbedürftige jungen Frauen und Mädchen sexuell ausgebeutet. Diese so genannten "Grooming Gangs" operierten einige Jahre lang getrennt in mehreren britischen Städten, bevor ihre Aktivitäten Anfang der 2010er Jahre ans Licht kamen.
Die meisten Opfer waren weiblich, viele von ihnen waren minderjährig, und viele lebten in staatlichen Kinderheimen oder waren den örtlichen Sozialdiensten bereits bekannt, während sie - manchmal über Jahre hinweg - ausgebeutet wurden.
Es stellte sich heraus, dass viele Gruppen den örtlichen Strafverfolgungsbehörden zumindest teilweise schon seit einiger Zeit bekannt waren, bevor ihre Mitglieder mit zahlreichen Strafanzeigen konfrontiert wurden. Dutzende von Männern in verschiedenen Städten wurden verhaftet, vor Gericht gestellt und für ihre Taten ins Gefängnis gesteckt.
Die Konservativen, die das Vereinigte Königreich bis zum letzten Sommer 14 Jahre lang regiert haben, sind in letzter Zeit in den Umfragen hinter Nigel Farages rechtsextremer Reform UK zurückgefallen - ein einst unvorstellbarer Zustand, der nur wenige Monate eintrat, nachdem ein Asylbewerber in der Stadt Southport mehrere Kinder erstochen.
AfD und Linke: Warum die Gen Z extremer wählt
Die Sorgen und Ängste der jungen Generation werden in der politischen Landschaft seit Jahren kaum berücksichtigt werden. Sie machen in Deutschland nur etwa 3,7 Prozent der Wähler aus. „Deswegen findet sie bei den etablierten Parteien auch nicht unbedingt großes Gehör“, erklärt Studienleiter Maas.
Zudem hätten die gemäßigteren Parteien auch dazu beigetragen, dass junge Menschen extremer als ihre Vorgängergeneration wählen. „Indem die CDU immer wieder auf Migration – und die SPD auch – hinweist, ist das ja immer wieder ein Brandbeschleuniger für die AfD“, sagt Maas. Gleichzeitig sei das Thema Migration auch ein Verstärker für die Linkspartei gewesen, da einige junge Menschen aus Sorge vor dem Rechtspopulismus die Linke gewählt hätten.
Maas: Thema Migration ein „Brandbeschleuniger“
Bei AfD und Linke fühlten die jungen Menschen sich mit ihren Ängsten am besten aufgehoben. Ein weiterer Aspekt sei auch, dass sowohl AfD als auch Linke in den sozialen Medien stark vertreten sind, erklärt der Generationsexperte. „Auch das hat sehr stark gewirkt, weil etwa 62 Prozent der Jungen uns wiedergaben, dass ihre Hauptinformationsquelle über Politik Social Media ist.“
Fazit: Die erschreckenden Aussagen der Jugendtrendstudie 2025 sind ein Warnzeichen an die Politik: Junge Menschen fühlen sich im öffentlichen Raum nicht mehr sicher – besonders Frauen haben Angst vor Übergriffen. Das sollte den etablieren Parteien zu denken: Nicht ohne Grund sind zwei Drittel der Mitglieder der Generation Z unzufrieden mit dem jetzigen Wahlergebnis und wählen eher extrem. Viele fühlen sich politisch nicht vertreten und orientieren sich mehrheitlich an den politischen Rändern. Ohne innere Sicherheit gerät die politische Mitte immer mehr unter Druck und die Bewegungsfreiheit besonders für Frauen wird hierzulande immer eingeschränkter.
Informationen zur Jugendtrendstudie 2025:
Das Augsburger Institut für Generationenforschung unter der Leitung von Maas hat zur Erhebung der Daten 30 qualitative Interviews mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Lehrkräften und Jugendbetreuern durchgeführt, „um tiefere Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten junger Menschen zu erhalten“. Auf Basis dessen ist ein Fragebogen entwickelt worden, den 2.519 Menschen beantwortet haben. Im dritten Schritt sind 130 weitere Interviews geführt worden, um die Ergebnisse zu validieren. Dieser Prozess ist in insgesamt drei ähnlichen Befragungsrunden wiederholt worden, wodurch insgesamt 5.649 Personen befragt worden sind.