Politik

Iran plant Cyber-Angriffe auf westliche Atomkraftwerke

Der Iran hat bereits eine ganze Reihe wirkungsvoller Cyber-Angriffe im Nahen Osten durchgeführt. Jetzt warnt ein Experte: Auch Ziele in westlichen Ländern sind stark gefährdet.
25.01.2020 11:00
Lesezeit: 1 min
Iran plant Cyber-Angriffe auf westliche Atomkraftwerke
Ein Screenshot zeigt die Botschaft der Hackergruppe "IRANIAN CYBER ARMY" auf der Website mawjcamp.org. Der Cyber-Angriff geschah im Jahr 2009 - heute sind die Attacken noch um ein Vielfaches professioneller. (Foto: dpa)

David Stupples, Professor für Elektronik- und Funktechnik an der „Fakultät für Mathematik, Informatik und Ingenieurwesen“ der City Universität London, kommentiert die Gefahr von Cyber-Attacken, die vom Iran ausgeht.

„Seit dem Stuxnet-Angriff auf die iranische Uran-Anreicherungsanlage, wahrscheinlich durch Israel (Stuxnet ist ein Computerwurm, der zum Angriff auf die IT iranischer Atomanlagen entwickelt wurde und 2010 zur Anwendung gelangte – Anm. der Red.), hat der Iran seinerseits stark in Cyber- und Informationskrieg investiert. Es ist allgemein anerkannt, dass der Iran in den letzten fünf Jahren für größere Cyber-Angriffe gegen eine Reihe von Golfstaaten und gegen saudische Öleinrichtungen verantwortlich war. Der Iran ist der Ansicht, mit seinen Cyber- und Informationskriegen bereits jetzt sowie in Zukunft auch westlichen Interessen nachhaltig schaden zu können. Sowohl die USA als auch die EU-Länder haben bereits über iranische Cyber-Angriffe innerhalb ihrer Grenzen berichtet.

In Zukunft dürften gerade gegen die USA Angriffe durchgeführt werden, die für die gesamte Bevölkerung sichtbar sind. Es wird sich um Angriffe handeln, die der Bevölkerung Angst einjagen, weil sie die Anfälligkeit der USA für Cyber-Angriffe aufdecken. Die Angriffe werden auf petrochemische Anlagen, Kernkraftwerke, Transportunternehmen (Schifffahrt und Luftfahrt) sowie Pharmaunternehmen abzielen und die Autorität des Präsidenten und der Bundesregierung untergraben. Es geht darum, industrielle Kontroll- oder Flugsicherungssysteme anzugreifen, um zu bewirken, dass Sicherheitseinrichtungen instabil und unsicher werden. Beispielsweise sind SCADA-Systeme (Supervisory Control und Data Aquisition) von grundlegender Bedeutung für die Betriebseffizienz und -sicherheit nahezu aller komplexen Industrieanlagen. Das Herzstück der SCADA sind die Computerverarbeitung und ein komplexes Kommunikationssystem. Es steht fest, dass der Iran in der Lage ist, SCADA mit erstaunlichen Ergebnissen anzugreifen - ein Beispiel ist ARAMCO vor zwei oder drei Jahren. Es ist zu vermuten, dass der Iran in Zusammenarbeit mit Nordkorea, China und Russland seine Fähigkeiten zur Durchführung von Cyber- und Informationskriegen ausbaut. Die USA, wie auch Großbritannien, scheinen im Hintertreffen zu sein. Tatsächlich scheint die ganze Welt im Hintertreffen zu sein, wenn es um staatlich geförderten Cyber-Terrorismus geht. Der Iran braucht nur einen großen Erfolg zu verzeichnen, um ständig mit einer Wiederholung drohen zu können.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...