Weltwirtschaft

Nach Milliarden-Einbruch 2022: Covid trifft Chinas Immobilienmarkt erneut hart

Lesezeit: 2 min
30.12.2022 09:16
Der kurze Dezember-Aufschwung des Markts ist durch die Ausbreitung von Covid ins Stocken geraten. Prognosen, dass Chinas Wirtschaft sich erst in der zweiten Hälfte nächsten Jahres erholen könnte, sind ein weiterer Schlag.
Nach Milliarden-Einbruch 2022: Covid trifft Chinas Immobilienmarkt erneut hart
Nach zwei turbulenten Jahren erwarten Analysten in 2023 einen Umbruch im chinesischen Immobilien-Sektor. (Foto: dpa)
Foto: Sheldon Cooper

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

2022 war ein katastrophales Jahr für Chinas Immobilien-Sektor. Trotz einer kurzen Erholung in den sechs Wochen bis Anfang Dezember, ist der Markt jetzt wieder eingebrochen. Der Grund: Viele Hauskäufer haben das Vertrauen verloren und halten sich zurück, und die Aussichten auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung in China sind ungewiss. Diese Faktoren erweisen sich als eine große Herausforderung für verschiedene Unterstützungsmaßnahmen der Regierung, wie zum Beispiel verschiedene Anleihefinanzierungsprogramme für private Bauunternehmer, so Bloomberg News.

Immobilienaktien: starker Absturz in 2022

Wegen der sinkenden Wohnungsnachfrage und einer erneuten Welle von Zahlungsausfällen ist der Marktwert chinesischer Immobilienaktien und -anleihen in 2022 nach Bloomberg-Berechnungen um insgesamt 74 Milliarden US-Dollar abgestürzt.

Thu Ha Chow, Leiterin Fixed Income Asien bei der niederländischen Vermögensverwaltungsfirma Robeco Group, sagt, der Markt befindet sich momentan in einer „Wartephase“ aufgrund von mehreren Faktoren. „Covid muss sich jetzt erst durch das System arbeiten, und wir warten auf eine wirtschaftliche Erholung – wahrscheinlich erst in der zweiten Hälfte nächsten Jahres.“

China hebt derzeit seine im Zuge der Corona-Pandemie verhängten Beschränkungen für Einreisende teilweise auf. Ab dem 8. Januar müssten sich ins Land kommende Personen nicht mehr in Quarantäne begeben, teilte die Nationale Gesundheitskommission vor Kurzem mit. Darüber hinaus werde Chinas Umgang mit dem Corona-Virus von der derzeit strengsten Kategorie A auf die weniger strenge Kategorie B herabgestuft, teilten Behörden mit. Zur Begründung hieß es, die Krankheit sei weniger virulent geworden und entwickele sich allmählich zu einer gewöhnlichen Atemwegsinfektion.

Konjunkturelle Schwäche

Bloomberg zufolge hängt die Immobilienmarkt-Erholung von einer Wiederbelebung der physischen Nachfrage (darunter Hauskäufer) ab. Diese Aussicht wird jedoch durch die Auswirkungen der Entscheidung der Regierung, von seiner Null-Covid-Strategie abzurücken, gedämpft. Außerdem haben Analysten ihre Prognosen für das chinesische BIP-Wachstum im nächsten Jahr stark nach unten korrigiert, wobei einige davon ausgehen, dass die Wirtschaft um weniger als drei Prozent wachsen wird.

Private chinesische Bauträger gerieten in den letzten zwei Jahren in einen enormen Liquiditätsengpass, was dazu führte, dass viele Projekte nicht fertig gestellt wurden. Dieser Liquiditätsengpass ist noch lange nicht überwunden. Verschuldeten Bauunternehmen werden sich zunehmend auf Bankkredite verlassen müssen, da die Offshore-Kreditmärkte zu teuer werden. Analysten erwarten auch, dass Bauträger, die dieses Jahr zahlungsunfähig wurden (wie zum Beispiel die Evergrande Group), noch bis Ende 2022 einen Schuldenplan vorlegen werden.

Gewinner und Verlierer

Nach fast zwei turbulenten Jahren wird es in 2023 wahrscheinlich zu einem Umbruch im chinesischen Immobilien-Sektor kommen. Dieses wird dazu beitragen, die Gewinner von den Verlierern zu unterscheiden. Neeraj Seth, Leiter der asiatischen Kreditabteilung bei BlackRock, kommentiert: „Insgesamt denke ich, dass es eine positive Wende geben wird, aber sie wird sich in einem sogenannten „Survivor-Trade“ abspielen.“

Seth wies darauf hin, dass eine Markt-Erholung Zeit brauchen wird. „Wenn ein Patient, der 18 Monate lang im Krankenhaus war, plötzlich das richtige Medikament bekommt, braucht er trotzdem Zeit, um sich zu erholen. Der chinesische Immobilien-Sektor leidet seit 18 Monaten, er wird nicht in einem Monat seinen Kurs verändern.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU blockiert Übernahme von ITA Airways und schützt Lufthansa vor sich selbst
27.03.2024

Brüssel hat neue Hürden für die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways aufgestellt. Die dänische EU-Kommissarin...