Politik

Wagenknecht zielt mit ihrer neuen Partei auf AfD-Wähler

Sahra Wagenknecht will mit ihrer neuen Partei gezielt Wähler von der AfD abwerben. Auch sie lobt die Vorzüge der „alten Bundesrepublik“ gegenüber heute.
24.10.2023 10:35
Aktualisiert: 24.10.2023 10:35
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Wagenknecht zielt mit ihrer neuen Partei auf AfD-Wähler
Wagenknecht macht den AfD-Wählern ein linkes Angebot. (Foto: dpa) Foto: Soeren Stache

Die Politikerin Sahra Wagenknecht zielt mit ihrer geplanten neuen Partei auch auf bisherige Wähler der AfD. „Natürlich gibt es ganz viele Menschen, die wählen die AfD, nicht weil sie rechts sind, sondern weil sie wütend sind, weil sie verzweifelt sind“, sagte die bisherige Linken-Politikerin am Montagabend im ZDF. Auch das sei ein Grund, warum sie und ihre Mitstreiter mit dem neuen Projekt an den Start gehen. Viele Menschen seien wütend über die Regierungspolitik und wüssten nicht, was sie wählen sollen. „Viele haben daraus den Schluss gezogen, okay, wenn jetzt erstmal nichts anderes da ist, wählen wir AfD. Wir wollen diesen Menschen ein seriöses Angebot geben“, sagte Wagenknecht.

Wagenknecht räumte in den ARD-Tagesthemen ein, dass die AfD es geschafft habe, die Adresse der Unzufriedenheit zu sein. Deren Wähler sollten eine „seriöse Adresse“ bekommen, die nicht nur Protest artikuliere, sondern auch Konzepte und Antworten habe sowie die soziale Gerechtigkeit auf die Agenda setze. „Das tut die AfD ja tatsächlich nicht“, betonte Wagenknecht.

Die 54-Jährige hatte am Montag mit mehreren Mitstreitern das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ vorgestellt. Der Verein soll 2024 in die Gründung einer neuen Partei münden. Wagenknecht war zuvor mit neun weiteren bisherigen Abgeordneten der Linken aus der Partei ausgetreten. Die 38-köpfige Linksfraktion im Bundestag steht damit vor ihrer Auflösung, sie könnte nur als Gruppe mit weniger Rechten weitermachen. Die Forderung der Parteispitze, die Mandate zurückzugeben und Nachrücker zum Zuge kommen zu lassen, lehnte Wagenknecht mit dem Hinweis ab, dass sie ihr Mandat über die Linke auch aufgrund ihrer Person errungen habe.

Fraktionszugehörigkeit ohne Parteimitgliedschaft?

Fraktionsvize Susanne Ferschl plädierte unterdessen dafür, die zehn Abtrünnigen zumindest bis Januar in der Fraktion zu belassen. Ferschl riet in der „Augsburger Allgemeinen“, auf einen entsprechenden Vorschlag des Wagenknecht-Vereins einzugehen. Andernfalls drohten mehr als 100 Mitarbeitern der bisherigen von der Abwicklung bedrohten Linke-Fraktion noch vor Weihnachten die

Kündigung, begründete Ferschl ihren Ratschlag. „Ich glaube, dass es durchaus möglich ist, die paar Wochen noch gemeinsam zu arbeiten“, sagte sie. „Das sind ja nicht unsere Feinde, sondern waren bis vor Kurzem unsere Genossinnen und Genossen“, fügte die Arbeitsmarktexpertin hinzu.

Ferschl kritisierte scharf den absehbaren Verlust von Jobs von Fraktionsmitarbeitern. „An dem Punkt bin ich richtig sauer“, sagte die Arbeitsmarktexpertin. Sie stehe nun davor, selbst einen Sozialplan für die Angestellten der Linke-Fraktion ausarbeiten zu müssen. „Das macht mich echt betroffen“, sagte Ferschl.

Wagenknecht setzt auf Trennung mit Anstand

Fraktionsvize Gesine Lötzsch wertete den Parteiaustritt der zehn Abgeordneten als „schweren Schlag“ für die Linke. „Aber die Linke ist schon häufiger totgesagt worden. Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, die Linke wieder zu stärken“, sagte Lötzsch dem TV-Sender Phoenix. Lötzsch, die eines von drei Direktmandaten der Linken neben Gregor Gysi und Sören Pellmann errungen hatte, zeigte sich zuversichtlich, dass es parlamentarisch zu Übereinstimmungen mit der neuen Gruppierung um Wagenknecht kommt. „Ich gehe davon aus, dass es Punkte geben wird, wo man, was soziale Gerechtigkeit betrifft, ähnliche Vorstellungen hat - und dann muss man auch zusammenarbeiten.“

Wagenknecht warb ihrerseits für einen geordneten Übergang. „Wir sollten jetzt diese Trennung auch mit Anstand machen und uns da nicht mit Dreck bewerfen“, sagte sie im ZDF. In der ARD machte sie noch einmal die Beweggründe für ihr Projekt deutlich. „Es gibt eine unglaubliche Repräsentationslücke“, sagte sie. „Wir dürfen einfach so wie bisher nicht weitermachen. Sonst steigt unser Land ab. Sonst wird es in vielleicht zehn Jahren nicht wiederzuerkennen sein“, warnte sie. Deshalb brauche es in Deutschland einen politischen Neuanfang.

Im Magazin „Stern“ erklärte Wagenknecht ferner, dass aus ihrer Sicht „in der alten Bundesrepublik bestimmte Dinge besser geregelt waren“. „Die Jagd nach Profit war sozial gebändigt. Wer sich anstrengte, konnte zu Wohlstand kommen. Kindern ging es in der Regel besser als ihren Eltern. Kein Kassenpatient musste monatelang auf einen Facharzttermin warten. Den Wohnungsmarkt dominierten gemeinnützige Anbieter. Es gab weniger Ungleichheit, mehr Sicherheit“, bilanzierte Wagenknecht. Auch habe es Menschen mit niedrigen Einkommen gegeben, „aber nicht dieses extreme Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich“.

Zugleich betonte sie: „Natürlich will ich nicht zurück in eine Zeit, in der Homosexuelle sich verstecken mussten.“ Auch die Emanzipation der Frau, die Ehe für alle, eine Sensibilisierung für Rassismus seien Fortschritte. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die gemäßigte Haltung der US-Notenbank (Fed) verhilft XRP zu einem Kurs von 3,20 US-Dollar. DOT Miners bieten Anlegern stabile Renditen.

Institutionelle Fonds treiben die XRP-Preise in die Höhe. Das Green Mining von DOT Miners bietet Anlegern einen neuen Weg für stabile...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zuwanderung: Deutschland unattraktiv für Fachkräfte aus anderen EU-Ländern
26.08.2025

Durch die zentrale Lage in Europa hätte Deutschland eigentlich beste Voraussetzungen, um von der Mobilität junger Fachkräften innerhalb...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Autobranche streicht über 50.000 Jobs in einem Jahr
26.08.2025

In der Wirtschaftskrise gehen der deutschen Industrie immer mehr Stellen verloren. Allein in der Autobranche wurden innerhalb eines Jahres...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie unter Druck: Analystenabstufung und Übernahmepläne sorgen für Turbulenzen
26.08.2025

Die Commerzbank-Aktie steht im Zentrum turbulenter Entwicklungen: Kursrutsch, Übernahmespekulationen und politische Widerstände. Was...

DWN
Politik
Politik Notenbank Federal Reserve (Fed): Trump kündigt Entlassung von Notenbank-Vorstand an
26.08.2025

Seit Monaten liefert sich US-Präsident Trump eine Keilerei mit der Notenbank Fed, weil er Zinssenkungen will. Jetzt greift er zu härteren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bundeswehr-Reservisten in Unternehmen: Wenn Mitarbeiter zu potenziellen Soldaten werden
26.08.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz will die Reserve der Bundeswehr ausbauen – mithilfe deutscher Unternehmen. Reservisten sollen regelmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche und Volkswagen auf Abwegen: Neuausrichtung auf Verteidigungsindustrie
26.08.2025

Die Gewinne bei VW und Porsche sinken. Das schlägt auf die Holding Porsche SE durch. Das Unternehmen will sich weiter diversifizieren –...

DWN
Politik
Politik Ist die neue Flamingo-Rakete der Gamechanger? Ukrainische Angriffe lösen Benzinkrise in Russland aus
26.08.2025

Russland erlebt die schwerste Benzinkrise seit Jahren: Preise explodieren, Tankstellen rationieren, und selbst auf der Krim gibt es...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Eine Sache darf jetzt nicht scheitern
26.08.2025

Die Nvidia-Aktie hat Anlegern Traumrenditen beschert – doch das Wachstum muss anhalten, um die Bewertung zu rechtfertigen. Drohen...