Wirtschaft

Zweitgrößter Autobauer Europas will seinen Strom nun selbst produzieren

Stellantis trifft Vorkehrungen gegen den erwarteten Energiemangel im Winter. In seinen Fabriken in Europa will der Autobauer den nötigen Strom selbst erzeugen.
Autor
18.09.2022 11:00
Lesezeit: 2 min
Zweitgrößter Autobauer Europas will seinen Strom nun selbst produzieren
Auch die Autobauer in Europa benötigen Strom und blicken mit Sorge auf den kommenden Winter. (Foto: dpa) Foto: Hauke-Christian Dittrich

Stellantis mit Sitz im niederländischen Hoofddorp ist hinter Volkswagen der zweitgrößte Automobilhersteller Europas. Das Unternehmen ist im Januar 2021 aus der Fusion von Fiat Chrysler Automobiles und der PSA-Gruppe hervorgegangen, zu der Marken wie Citroën, Opel und Peugeot gehörten. Im letzten Jahr machte Stellantis einen Umsatz in Höhe von 149,4 Milliarden Euro und machte 15,8 Milliarden Euro Gewinn.

Weil die Strompreise dieses Jahr extrem in die Höhe geschossen sind und weil die Staaten der Europäischen Union Rationierungen in der Energieversorgung planen, erwägt das Unternehmen nun auch radikale Maßnahmen, um die Produktion aufrechterhalten zu können. Zu diesen Maßnahmen gehört auch die Erzeugung eigenen Stroms in seinen europäischen Fabriken.

"Wir werden erhebliche Investitionen beschließen, um unsere eigene Energie in unseren Industriestandorten zu erzeugen", sagte der Vorstandsvorsitzende von Stellantis, der Portugiese Carlos Tavares, am Mittwoch bei einer Medienrunde anlässlich der North American International Auto Show in Detroit, wie Bloomberg berichtet. "Das wird in den nächsten Wochen, wenn nicht sogar in den nächsten Tagen, entschieden."

Der CEO verglich die Situation mit den Bemühungen der Wirtschaft, sich wieder zu erholen, nachdem das stärkste jemals in Japan aufgezeichnete Erdbeben im Jahr 2011 einen verheerenden Tsunami ausgelöst hatte. "Einige dieser Dinge können in Europa genauso sein wie damals in Japan", sagte Tavares. "Wir haben ein hohes Maß an widerstandsfähigen Menschen in unserem Unternehmen."

Tavares zufolge hat Stellantis eine ganze Reihe von Initiativen in Arbeit, falls es zu Engpässen kommen sollte. Man werde in der Lage sein, sich darauf einzustellen. Industrieunternehmen in ganz Europa bereiten sich derzeit auf einen Winter vor, in dem Stromausfälle oder gar Blackouts drohen. Dies ist eine Folge des Wirtschaftskriegs des Westens gegen Russland, das Europa über Jahrzehnte mit billigem Erdgas versorgt hatte und nun den Hahn zugedreht hat.

Vorbereitung für Stromausfälle

Unterdessen bereiten die europäischen Regierungen Pläne für Stromausfälle vor, da die Region mit einer Energieknappheit konfrontiert ist, die sich von Woche zu Woche verschärft. Der französische Stromversorger Reseau de Transport d'Electricite erklärte am Mittwoch, dass er das Land wahrscheinlich mehrmals in diesem Winter zu Verbrauchseinschränkungen auffordern muss, um Stromausfälle zu vermeiden.

Stellantis sei bisher nur von den höheren Kosten betroffen gewesen, so Tavares. Sollte es hingegen zu einer Energieknappheit kommen, müsste das Unternehmen möglicherweise den Betrieb zu Spitzenverbrauchszeiten vermeiden und dafür Wochenendarbeit einplanen. Fernarbeit würde ebenfalls helfen, und der Automobilhersteller verfüge über "große Flächen, die leicht mit Solarzellen ausgestattet werden können", fügte der CEO hinzu.

"Wenn man dem bereits bestehenden Chaos noch weiteres Chaos hinzufügt, sieht man keinen so großen Unterschied mehr", sagte Tavares. "Wir haben diese Branche in den letzten Jahren durch ein Gesundheitschaos, ein Chaos in den Lieferketten, ein Regulierungschaos und nun ein Energiechaos geführt." Die Stellantis-Aktie ist seit Jahresbeginn um 18 Prozent gefallen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie mit Rekordhoch: Geht die Aufwärtsrally weiter?
27.06.2025

Trotz Handelskrieg und wachsender Konkurrenz feiert die Nvidia-Aktie ein Rekordhoch nach dem anderen. Experten sprechen von einer...

DWN
Politik
Politik Bas überzeugt, Klingbeil verliert Ansehen: SPD-Parteitag bestimmt neues Führungsduo
27.06.2025

Auf dem SPD-Parteitag wurde nicht nur gewählt, sondern auch abgerechnet. Während Bärbel Bas glänzt, kämpft Lars Klingbeil mit einem...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Neobroker Trade Republic: Wie ein Berliner Fintech den Kapitalmarkt für alle geöffnet hat
27.06.2025

Büroräume in Berlin-Kreuzberg, drei Gründer mit einer Vision und eine App, die Europas Sparer an die Börse gebracht hat: Trade Republic...

DWN
Politik
Politik Bundestag stellt Weichen neu: Familiennachzug vorerst gestoppt
27.06.2025

Der Bundestag hat den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt – ein umstrittener Schritt in der deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Occidental Petroleum-Aktie: Warren Buffett setzt auf US-Ölgiganten – Risiko oder Chance?
27.06.2025

Warren Buffett stockt seine Beteiligung an der Occidental Petroleum-Aktie weiter auf – während grüne Fonds schließen. DWN zeigt, was...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn 2026: Anstieg bis 2027 auf 14,60 Euro geplant
27.06.2025

Der Mindestlohn in Deutschland soll in zwei Schritten weiter steigen – doch der Weg dorthin war steinig. Arbeitgeber, Gewerkschaften und...

DWN
Politik
Politik Bundeskabinett: Bauturbo, Bahnflächen, Mietpreisbremse und was sonst noch kommt
27.06.2025

Im Juni 2025 hat sich das Bundeskabinett getroffen, um Parameter für die kommende Legislaturperiode festzulegen – ganz sportlich einen...