Unternehmen

Preisdebatte: US-Konzern streitet sich mit Edeka und Rossmann

In den vergangenen Monaten hatte sich Procter & Gamble zurückgehalten mit Preisforderungen. Nun legt sich der Konzern gleichzeitig mit Edeka und Rossmann an.
21.11.2022 15:00
Lesezeit: 3 min

Nach Kellogg’s, die sich mit Rewe einen Preisforderungsstreit leisteten, kündigt sich nun mit dem Konzern Procter & Gamble der nächste US-Konzern an, der deutsche Unternehmen mit Preisforderungen angreift. Laut der Lebensmittelzeitung hat P & G die bisherige Zurückhaltung abgestellt und Preisforderungen ins Spiel gebracht.

Folgen für Hersteller und Händler

Die Entscheidung, auf Preiserhöhungen zu setzen und sich mit Rossmann und Edeka anzulegen, hat sowohl für den Hersteller als auch für die Händler schlimme Folgen. Procter ist stark mit Marken wie Pampers, Gilette und Oral-B. Alleine Edeka erwirtschaftet mit P & G Artikeln jedes Jahr laut der Lebensmittelzeitung mehrere hundert Millionen Euro Gewinn. Anstatt von P & G zu profitieren müssen die Händler nun entsprechend starke Lücken in Regalen verbergen, die wegen ausbleibenden Lieferungen entstanden sind. Procter muss sich hingegen Sorgen machen, dass in einigen Kategorien die Konkurrenz weiteren Auftrieb bekommt.

Bereits jetzt sollen laut der Lebensmittelzeitung die Lieferungen von P & G an Edeka stark zurückgegangen sein. So tun sich in den Regalen der deutschen Supermarktkette große Lücken auf bei Marken wie Ariel, Fairy, Swiffer und Meister Proper. Auch der Edeka-Drogeriewarenhändler Budni soll die Veränderungen spüren, genauso wie der Onlinehändler Picnic, mit dem Edeka gemeinsam einkauft. Picnic hat Schwierigkeiten bei der Bestellung von Gillette, Always und Lenor-Produkten.

P & G bei Gillette und Pampers Marktführer

Lange hatte sich P & G im Vergleich zu Wettbewerbern mit Preiserhöhungen zurückgehalten. Ziel dieser Zurückhaltung war, Marktanteile in den umkämpften Kategorien zu gewinnen und die eigene Macht weiter auszubauen. So glich des Konzern Steigerung bei den Ausgabenkosten international aus. Damit ist nun Schluss. Auf Anfrage der Lebensmittelzeitung erklärt der Konzern, dass P & G aktuell Diskussionen wegen „notwendiger Listenpreiserhöhungen“ mit Handelspartnern führe. Viele der Gespräche seien laut dem US-Konzern intensiv, jedoch auch konstruktiv. Zu den Verhandlungen mit einzelnen Händlern sagte die Sprecherin des Konzerns nichts. An Spekulationen aus dem Markt wolle man sich nicht beteiligen und Darstellungen P & G habe Lieferungen einseitig gestoppt stritt die Sprecherin klar ab. Edeka und Rossmann äußerten sich beide zur Problematik nicht.

Procter hat nach eigenen Angaben das Ziel, partnerschaftlich mit dem Handel ein Kategorienwachstum zu fördern. Als Windel und Rasierlieferant ist P & G immer noch unverzichtbar. Bei Rasierern der Marke Gillette hat P & G es erreicht, den Marktanteil bis zur Jahresmitte auf fast 60 Prozent auszubauen. Bei Windeln der Marke Pampers schaffte es der US-Konzern, die Zugewinne nach zwei Jahren Covid-19-Pandemie weiterhin beizubehalten. Bis zur Jahresmitte befand sich der Umsatz-Marktanteil von Pampers trotz großer Konkurrenz bei 48,3 Prozent. Händler scheinen es entsprechend auch hinzunehmen, dass bei der Marke besonders starke Preiserhöhungen zu sehen sind.

In anderen Kategorien hat P & G leichte Einbußen hinnehmen müssen, wie man aus Marktdaten zu den verschiedenen Kategorien entnehmen kann. Bei den elektrischen Zahnbürsten der Marke Oral-B verlor Procter im letzten Jahr Marktanteile an die Konkurrenz. Genauso sieht es in den letzten Jahren bei der Waschmittelmarke Ariel aus. Der Marktführer Henkel konnte seine Anteile zurückholen, nachdem sich Procter & Gamble zuvor diese Anteile durch eine starke Aufholjagd erkämpft hatte. In Gesprächen mit Händlern äußert das Unternehmen jedoch Sorgen wegen kleineren Marken wie Meister Proper oder Fairy. Händler können auf diese Produkte einfacher verzichten und nutzen so die Schwäche von P & G aus.

Preiserhöhungen keine Überraschung

Es ist der Lebensmittelzeitung zufolge keine Überraschung, dass Procter & Gamble auf Preiserhöhungen setzt. Branchenmanager sprechen von 40 Prozent Erhöhung. Im bisherigen Jahresverlauf haben alle großen Drogeriewaren-Konzerne z.b Henkel, Beiersdorf, L’Oréal und Unilever Lieferbeziehungen mit Vollsortimentern und Discountern für einen gewissen Zeitraum gestoppt. Während Handelsmanager die hohen Margen von internationalen Konzernen kritisieren, erklären die Hersteller die Vorgehensweise mit der Steigerung der Ausgabenkosten und im internationalen Vergleich niedrigen Gewinnspannen in Deutschland.

Während Handelsmarkenhersteller kritisieren, dass die Markenhersteller „den Bogen überspannen mit ihren horrenden Forderungen“, kritisiert ein Edeka-Händler gegenüber der Lebensmittelzeitung die Strategie des Konzerns: „Wir sind mit zu vielen großen Lieferanten gleichzeitig im Clinch – Coca-Cola, Mars, Procter und, und, und. Das ist zu viel.“ Ein anderer Edeka-Händler mahnt realistisch zu bleiben: „Wir sollten unsere Bedeutung nicht überschätzen – ein Procter & Gamble wird nicht insolvent gehen, wenn er auf Edeka verzichtet.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB-Zinsentscheid: Steht Europas Geldpolitik vor einem Kurswechsel?
17.12.2025

Die Geldpolitik in Europa gerät in Bewegung, während sich die Signale der Europäischen Zentralbank spürbar verändern. Deutet der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...