Bitcoin handelte am Freitag nahe 27.000 Dollar, so hoch wie seit neun Monaten nicht mehr. Noch vor einer Woche war der Bitcoin-Kurs im Zuge der sich entfaltenden Bankenkrise in den USA vorübergehend unter die Marke von 20.000 Dollar gestürzt. Die Bankenkrise hält weiter an, doch der Bitcoin-Kurs ist seitdem um mehr als 30 Prozent nach oben geschossen.
Möglicherweise ist die Bankenkrise ein Argument für das Halten von Bitcoin. Denn nachdem Bitcoin als Schutz gegen die hohe Inflation der letzten Jahre versagt hat, so könnte die Kryptowährung als Schutz gegen eine echte Bankenkrise mit teuren Bail-outs oder verheerenden Bail-ins durchaus nützlich sein. Denn Bitcoin können weder aus dem Nichts erschaffen werden noch - etwa zur Rettung einer Bank - enteignet werden.
Seit einer Woche gibt es eine akute Bankenkrise in den USA und Europa. "Die Ängste um die Stabilität des Bankensystems und die sinkenden Realzinsen schaffen ein gutes Umfeld für eine Erholung von Bitcoin, da er von einigen Anlegern als Absicherung gegen systemische Risiken angesehen wird", zitiert die Financial Times Ilan Solot, Co-Leiter für digitale Vermögenswerte beim Londoner Broker Marex.
Die US-Regierung, die Federal Reserve und die großen US-Banken haben inzwischen eingegriffen, um das System in den USA zu stabilisieren. In Europa hat die Schweizerische Nationalbank Notkredite über bis zu 50 Milliarden Franken für Credit Suisse bereitgestellt. Zudem wird nun spekuliert, dass die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank ihre Pläne zur Zinsanhebung auf Eis legen könnten, mit denen sie gegen die Inflation vorgehen.
In den vergangenen 18 Monaten korrelierte der Bitcoin-Kurs oft mit Aktienindizes wie dem S&P 500 und dem Nasdaq Composite und reagierte empfindlich auf die Erwartungen der Händler in Bezug auf die Zinssätze. Steigende Zinsen ließen nicht nur die Aktienindizes einbrechen, sondern in viel größerem Markt Bitcoin und den Krypto-Markt insgesamt. Bitcoin handelt weiterhin deutlich unter seinem Allzeithoch von knapp 69.000 Dollar im November 2021.
Trotz des jüngsten Kursanstiegs bei Bitcoin lassen die Turbulenzen im Bankensektor Zweifel an einer langfristigen Präsenz der Kryptoindustrie in den USA aufkommen. Mit Silvergate, Signature und SVB haben in den letzten Tagen gleich drei kryptofreundliche Banken ihr Ende gefunden. Ihr Scheitern hat unter den Befürwortern der Branche die Befürchtung geweckt, dass die USA der Kryptoindustrie das Bankgeschäft entziehen könnte.
Der republikanische Kongressabgeordnete Tom Emmer schrieb am Mittwoch einen Brief an den US-Einlagensicherungsfonds FDIC, in dem er argumentierte, dass die Aufsichtsbehörde absichtlich versucht, das Engagement der Bankbranche in den Kryptomärkten zu begrenzen. "Viele Leute verstehen bereits, dass sich die Branche von den Vereinigten Staaten wegbewegt. In vielerlei Hinsicht hat der Markt also Amerikas Krypto-Bestrafung schon eingepreist", so Solot.