Weltwirtschaft

China bezahlt LNG-Importe erstmals mit Yuan

Lesezeit: 2 min
30.03.2023 09:04  Aktualisiert: 30.03.2023 09:04
Chinas Abkehr vom US-Dollar kommt in kleinen Schritten voran. Interessant ist, wer an dem LNG-Deal mitwirkte.
China bezahlt LNG-Importe erstmals mit Yuan
Dollar und Renminbi. (Foto: dpa)
Foto: Adrian Bradshaw

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China hat erstmals auf dem Weltmarkt verflüssigtes Erdgas (LNG) gekauft und den Import in der Landeswährung Renminbi („Yuan“) bezahlt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wurde das Handelsgeschäft über die Rohstoffbörse in Schanghai (Shanghai Petroleum and Natural Gas Exchange) abgewickelt.

Der chinesische Ölkonzern CNOOC hat demnach 65.000 Tonnen Flüssiggas aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bezogen. Die Lieferung erfolgte durch den französischen Total-Konzern, berichtet das Portal Upstream.

Dollar-Abkehr in kleinen Schritten

Das zwischen CNOOC, Total Energies und den Emiraten abgeschlossene Geschäft ist deshalb bemerkenswert, weil es ein konkreter Bestandteil der von der chinesischen Regierung ausgerufenen Abwendung vom US-Dollar ist.

Peking stört sich an der Dominanz der US-Währung im Welthandel, weil Washington den Dollar in der Vergangenheit mehrfach zur Durchsetzung politisch motivierter Sanktionen genutzt hatte – Sanktionen, die auch chinesische Firmen trafen. Die Nutzung des Dollars erlaubt es amerikanischen Gerichten, auf der ganzen Welt Klage gegen sanktionierte Unternehmen und auch bislang unbehelligte Geschäftspartner zu erheben.

Während seiner Reise nach Saudi-Arabien im Dezember vergangenen Jahres hatte Chinas Präsident Xi Jinping explizit für eine verstärkte Abwicklung des Handelsverkehrs beider Länder über die Schanghaier Rohstoffbörse in Yuan geworben und dabei auch die anderen im Golf-Kooperationsrat zusammengeschlossenen Monarchien der Region eingeladen.

„China wird weiterhin große Mengen Rohöl aus den Staaten des Golf-Kooperationsrates beziehen, seine Importe von verflüssigtem Erdgas ausweiten, die Zusammenarbeit in der Upstream-Entwicklung bei Öl und Gas, bei Ingenieursdienstleistungen, bei der Lagerung, beim Transport und der Raffinierung stärken und die Schanghaier Rohstoffbörse als Plattform nutzen, um Öl und Gas in Yuan zu handeln“, zitiert die auf Rohstoffthemen spezialisierte Nachrichtenplattform Oilprice Xi.

Neben dem Motiv, den eigenen Handelsverkehr gegen potenzielle Sanktionen aus Amerika abzuschirmen, verfolgt die Pekinger Regierung auch das strategische Ziel, den Renminbi zu einer weltweit akzeptierten Handels- und Reservewährung aufzubauen.

Derzeit werden noch etwa 41 Prozent des globalen Warenumschlags in Dollar abgerechnet – verglichen mit unter 3 Prozent beim Yuan. Die von westlichen Ländern gegen Russland wegen des Kriegs gegen die Ukraine verhängten Sanktionen hatten den Absatzbewegungen zuletzt Schwung verliehen, weil Russland dazu übergegangen ist, seine Exporte nicht mehr in Dollar, sondern alternativen Währungen – beispielsweise den Rubel, den Yuan und den Dirham – zu fakturieren.

Auf dem Weg zum „Petro-Yuan“

Seine Stellung als dominierende Handels- und Reservewährung verdankt der US-Dollar nicht zuletzt dem Umstand, dass die rohstoffreichen Staaten des Mittleren Ostens ihr Öl und Gas bislang nahezu ausschließlich in der amerikanischen Währung verkauften.

Das verstärkte politische und ökonomische Engagement der Chinesen in dieser Region zielt deshalb maßgeblich darauf ab, die langsam wachsende Bedeutung des Yuan mit Energie-Transaktionen realwirtschaftlich zu unterfüttern – eine Strategie, die sich offenbar an der Schaffung eines „Petro-Yuans“ orientiert.

Die erfolgreiche diplomatische Vermittlung Chinas zwischen den Erzfeinden Saudi-Arabien und Iran und der parallel erfolgte kräftige Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu beiden Ländern muss zumindest teilweise auch vor diesem Hintergrund verstanden werden.

Der Realisierung eines „Petro-Yuan“ entgegen kommt, dass Saudi-Arabien seinerseits großes Interesse daran zeigt, die Beziehungen zu China auszubauen. So bezeichnete der Vorstandsvorsitzende des staatlichen Aramco-Konzerns China vor zwei Jahren als „wichtigsten Markt in der Zukunft“ – eine Aussage, welche die Saudis mit dem jüngst vereinbarten Bau großer Raffinerieanlagen in China unterstrichen.

Saudi-Arabien gilt als bedeutendster Exporteur von Rohöl, China hingegen als bedeutendster Importeur des Rohstoffs.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Taurus-Lieferung: Soll Deutschland Marschflugkörper an die Ukraine liefern? Eine unendliche Debatte wird zum Wahlkampfthema
25.11.2024

Die Taurus-Lieferung sorgt seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine immer wieder für politische Diskussionen. Ausgerechnet die...

DWN
Politik
Politik Scott Bessent: Trumps neuer Finanzminister und seine Pläne für die Wirtschaft
25.11.2024

Trump hat einen Hedgefonds-Manager als Finanzminister nominiert. Scott Bessent, ehemaliger Chief Investment Officer bei Soros Fund...

DWN
Politik
Politik Wehrdienst: Fast die Hälfte der Deutschen für Wiedereinführung
25.11.2024

Der Krieg in der Ukraine hat die Verteidigungsbereitschaft in Deutschland verändert. Heute sind mehr Menschen bereit, das Land im...

DWN
Politik
Politik Habeck: Deutschland handelte bei Ukraine-Hilfe stets zu langsam
25.11.2024

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck äußerte Kritik an der deutschen Unterstützung für die Ukraine, insbesondere hinsichtlich der...

DWN
Politik
Politik Wo Wohnen Luxus wird: Starker Anstieg bei Mieten in deutschen Großstädten
25.11.2024

Wohnungssuchende setzen häufig auf das Internet. Doch in den größten deutschen Städten werden die dort angebotenen Wohnungen immer...

DWN
Politik
Politik Ostsee-Kabelbruch: Reparaturarbeiten am Glasfaserkabel C-Lion1 gestartet
25.11.2024

Zwei Kommunikationskabel in der Ostsee wurden innerhalb kurzer Zeit beschädigt. Zufall oder Sabotage? Die Ermittlungen richten sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kapitalmarktunion: EU-Sparer finanzieren US-Staatsschulden - Kapitalmarkt soll Investitionen freisetzen
25.11.2024

Der europäische Binnenmarkt gilt als großes Erfolgsmodell, doch die EU ist auf der Hälfte der Wegstrecke stecken geblieben. Vor allem im...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur zeigt sich der Goldpreis aktuell volatil - wohin geht die Reise?
25.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...