Immobilien

Immobilien-Mogul Rene Benko vor Aus, Krimi um Elbtower

Der Immobilieninvestor Rene Benko steht offenbar vor einem Rückzug aus seiner Signa Holding. Seine Gesellschafter sollen ihn dazu gedrängt haben. Zuvor war der politische Druck aufgrund des Baustopps beim Milliardenprojekt Elbtower gestiegen.
03.11.2023 14:44
Aktualisiert: 03.11.2023 14:44
Lesezeit: 3 min

Der Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko steht nach Aussagen von Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner vor einem Rückzug aus seiner Signa Holding. Haselsteiner, der Anteile an Signa hält, sagte am Freitag zum ORF Radio, dass sich Benko zurückzieht und der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz einsteigt. „Die Gesellschafter haben diesen Schritt zustimmend und auch positiv zur Kenntnis genommen, weil das Vertrauen in Herrn Geiwitz vorhanden ist und zwar lückenlos“, sagte Haselsteiner. Haselsteiner hat auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters bisher nicht reagiert. Von einem Signa-Sprecher war bisher keine Stellungnahme zu erhalten.

Geiwitz hat sich bei den Insolvenzverfahren der Kaufhaus-Kette Galeria-Kaufhof und der Drogeriekette Schlecker einen Namen gemacht. Benko habe Geiwitz bereits vor Wochen als Berater an seine Seite geholt, ihm aber offiziell noch kein Mandat erteilt, berichtet der ORF. „Die Gesellschafter haben diese Woche Rene Benko gebeten, noch einen Schritt weiterzugehen und Herrn Geiwitz nicht nur als Sanierungsbeauftragten einzusetzen, sondern auch als Art Generalbevollmächtigten“, sagte Haselsteiner. Darüber hinaus sollte Geiwitz laut Haselsteiner auch alle Stimmrechte übertragen bekommen, die Benko oder seine Stiftungen in der Signa Holding innen haben. Direkt und indirekt hält Benko laut ORF rund 50 Prozent der Anteile. Offizielle Funktion hat er allerdings keine.

Das Handelsblatt hatte zuvor berichtet, dass mehrere Investoren in einem Schreiben Benko aufgefordert hatten, sich aus der Führung der Gruppe zurückzuziehen und seine Stimmrechte an einen Treuhänder zu übergeben. Nur bei einem sofortigen Rückzug Benkos sei ein „Krisenmanagement (…) zur Rettung der Gruppe“ möglich, zitiert die Zeitung aus dem Brief.

Baustopp mit Folgen

Zuvor wuchs bereits der politische Druck auf Benko auf den Projektentwickler Signa aufgrund der Bauunterbrechung beim Hamburger Milliardenhochhaus Elbtower . „Beim Elbtower handelt es sich - anders als bei der Elbphilharmonie - um ein Projekt im Risiko der privaten Investoren, die bei einem Abbruch des Vorhabens in dieser Phase einen großen wirtschaftlichen Schaden hätten“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

„Die Stadt wird in diesem Zusammenhang keine finanziellen Belastungen übernehmen, sondern auf die Einhaltung der vertraglichen Regelungen achten“, sagte Tschentscher. Er äußerte die Erwartung, „dass die Investoren daher im eigenen Interesse eine Lösung für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit finden“.

Der Commerzbank-Vermögensverwalter Commerz Real, der für den offenen Immobilienfonds „Hausinvest“ im vorigen Sommer mit einer 25-prozentigen Beteiligung in das Projekt eingestiegen war, rechnet mit einer zügigen Fortsetzung der Bauarbeiten. Commerz Real sei sowohl mit dem Rohbau betrauten Bauunternehmen Lupp als auch mit Signa „im Gespräch, um rasch eine Lösung zu finden“, teilte ein Commerz-Real-Sprecher am Freitag auf dpa-Anfrage mit. „Vom Elbtower sind wir nach wie vor absolut überzeugt und gehen davon aus, dass die Bauarbeiten bald wieder aufgenommen werden können.“

er Projektentwickler Signa Real Estate selbst, der zur Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko gehört, hat bislang auf Anfragen zu den Gründen für die Bauunterbrechung und zum weiteren Fortgang beim Elbtower nicht reagiert. Der Sprecher von Commerz Real teilte mit, sein Unternehmen sei direkt von der Firma Lupp informiert worden, bevor diese die Arbeiten unterbrochen habe.

Megaprojekt in der Schwebe

Das Hochhaus am östlichen Rand der Hamburger Hafencity, einem der größten europäischen Stadtentwicklungsprojekte, soll mit 65 Etagen und 245 Metern Höhe nach dem Commerzbank-Turm und dem Messeturm in Frankfurt das dritthöchste Hochhaus Deutschlands werden. Früheren Angaben von Signa Real Estate zufolge wird der Wolkenkratzer voraussichtlich 950 Millionen Euro kosten.

Der Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne, über den in Medienberichten als möglichen Geldgeber für den Elbtower spekuliert wurde, steht nach eigenen Worten nicht als Finanzier zur Verfügung. „Die Kühne Holding ist von einem Elbtower-Engagement weit entfernt und lediglich an dem einen oder anderen Gespräch über Teil- oder Gesamtlösungen in Sachen Signa Prime am Rande beteiligt“, ließ Kühne dem Hamburger Abendblatt auf dessen Anfrage hin mitteilen. „Zurzeit zeichnen sich keine Lösungen unter Mitwirkung der Kühne Holding ab.“

Tschentscher erinnerte an den Grundstückskaufvertrag, den die Stadt Hamburg mit Signa abgeschlossen hatte. „Dazu gehören detaillierte Meilensteine zur Fertigstellung des Gebäudes, die mit entsprechenden Vertragsstrafen in zweistelliger Millionenhöhe bis hin zur Rückübertragung des Grundstücks mit den bereits erstellten Gebäudeteilen reichen“, sagte der Bürgermeister. „Die Verträge sind gut verhandelt und sichern die Interessen der Stadt umfassend ab.“

Der Elbtower mit 65 Stockwerken soll 245 Meter hoch werden. Damit wird das vom Büro des Stararchitekten David Chipperfield entworfene Gebäude nach dem Commerzbank-Turm und dem Messeturm in Frankfurt das dritthöchste Hochhaus Deutschlands.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohnerhöhung beschlossen: Warum das für viele Betriebe ein Problem wird
04.11.2025

Die Merz-Regierung hat den höheren Mindestlohn beschlossen. Viele Unternehmen sehen „explodierende Kosten“ kommen und sind vor große...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie: Deutscher Rüstungsriese baut größte Munitionsfabrik in Litauen
04.11.2025

In Litauen beginnt der Bau der bislang größten Verteidigungsinvestition des Landes: Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall errichtet...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Krise in der Autoindustrie: Mahle-Stellenabbau trifft Stuttgart besonders hart
04.11.2025

Der Mahle-Stellenabbau erschüttert die Automobilbranche: Der traditionsreiche Zulieferer reagiert mit harten Sparmaßnahmen auf die Krise....

DWN
Finanzen
Finanzen Alles auf Rekord: Vielleicht ist es Zeit, auf langweilige Aktien zu schauen
04.11.2025

Aktien, Krypto, Gold auf Rekord. Doch die Rally ruht auf wenigen Tech-Giganten. Gesundheitswerte, Versorger und Basiskonsum könnten jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Angst vor Jobverlust: KI treibt Menschen ins krisenfeste Handwerk
04.11.2025

Ein Hoffnungsschimmer gegen den Fachkräftemangel im Handwerk? Wie eine MyHammer-Umfrage belegt, werden handwerkliche Berufszweige wieder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef fordert spätere Rente: Längeres Arbeiten für den Wohlstand
03.11.2025

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht sich angesichts der schwachen deutschen Wirtschaft für ein längeres Arbeitsleben aus. „Wir...