Unternehmen

Solarhersteller unter Druck: Meyer Burger plant Werksschließung in Sachsen

Die Solarindustrie hierzulande steht unter Druck: Annähernd 90 Prozent der nach Deutschland importierten Photovoltaikanlagen stammen laut Statistischem Bundesamt aus China. Nun schafft Meyer Burger Fakten und plant die Schließung seines Werks in Sachsen. Folgen noch weitere Solarunternehmen diesem Beispiel?
23.02.2024 12:09
Aktualisiert: 23.02.2024 12:09
Lesezeit: 2 min
Solarhersteller unter Druck: Meyer Burger plant Werksschließung in Sachsen
Spiegel stehen auf einem Testgelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). (Foto: dpa) Foto: Marius Becker

Zunächst waren es Drohungen, jetzt ist es offiziell: Das Solarunternehmen Meyer Burger will sein Werk im sächsischen Freiberg schließen. Die Schließung solle schrittweise erfolgen, teilte das Schweizer Unternehmen am Freitag mit. Zunächst werde die Produktion in der ersten Märzhälfte eingestellt. Davon verspreche sich das Unternehmen erhebliche Einsparungen ab April. Die Schließung soll dann Ende April in Kraft treten.

Stattdessen will der Solarmodulhersteller nach eigenen Angaben die Produktion in den USA hochfahren. Auch diesen Schritt hatte Meyer Burger immer wieder in den Raum gestellt. Den Schritt begründete die Gruppe damit, dass es „noch keine Entscheidung über politische Unterstützungsmaßnahmen zur Behebung der aktuellen Marktverzerrungen durch Überangebot und Dumpingpreise bei Solarmodulen gibt“.

Meyer Burger besitzt mit der Fabrik in Freiberg nach eigenen Angaben den größten Betrieb für die Solarmodulproduktion in Europa. 500 Arbeitskräfte sind an dem Standort beschäftigt. Auch andere Solarhersteller hatten mit Werksschließungen gedroht: China überschwemme mit Preisdumping den Markt für Solarmodule, und zum Erhalt der Branche in Deutschland sei eine finanzielle Unterstützung des Staats nötig.

Meyer Burger: „Unhaltbare Verluste“

Anfang des Jahres hatte Meyer Burger einen Plan vorgestellt, um die „unhaltbaren Verluste“ in Europa zu verringern und sich auf die USA zu konzentrieren. Nun könne das Unternehmen konkrete Fortschritte bekanntgeben, sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt. Die geplante Kapitalerhöhung sei ein attraktiver Vorschlag für Investoren, „da sie in das hochprofitable US-Geschäft investieren können, wo wir ein einzigartiges Angebot haben, das durch langfristige Abnahmeverpflichtungen und das Potenzial für starkes Wachstum gestützt wird“. Zudem mache die stärkere Fokussierung auf das US-Geschäft das Unternehmen unabhängig von politischen Entscheidungen in Europa.

Wegen der niedrigen Preise der Konkurrenz habe vor allem das vergangene Jahr völlig hinter den Erwartungen des Unternehmens gelegen. Subventionen bei der Solarmodulherstellung in China hätten zu einer gravierenden Marktverzerrung geführt. Nun nähert sich Meyer Burger der Eröffnung einer Modulfabrik im US-Bundesstaat Colorado.

Viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht die Bundesregierung in der Pflicht. „Es ist unerträglich, dass trotz Solarboom die deutsche Industrie so in Bedrängnis gerät. Wir haben als deutsche Ministerpräsidenten einen konkreten Vorschlag für den Schutz der heimischen Wirtschaft unterbreitet“, sagte der CDU-Politiker.

Die Bundesregierung müsse sich jetzt auf einen Bonus für die Solarindustrie einigen, sagte Kretschmer. Es stünden viele Arbeitsplätze auf dem Spiel. Sowohl Niedrigpreise aus China als auch eine Handelsblockade der USA für chinesische Solarpaneele seien die Ursache der Krise.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Angriffe auf Iran: Droht ein neues Gasloch wie bei Russland?
26.06.2025

US-Luftangriffe auf den Iran setzen neue Dynamik im globalen Energiemarkt frei. Droht Europa nach dem russischen Gas-Schock der nächste...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Der Vertrauensbruch
26.06.2025

Die Ampel hatte versprochen, alle Bürger bei der Stromsteuer zu entlasten. Jetzt will Kanzler Merz nur die Industrie begünstigen – und...

DWN
Technologie
Technologie Digitalgesetz DMA: Start-ups warnen vor EU-Zugeständnissen an USA
26.06.2025

Hohe Zölle, harsche Kritik aus Washington, wachsende Nervosität bei jungen Tech-Firmen: Im transatlantischen Zollkonflikt droht Brüssel,...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Bundestag plant Verlängerung bis Ende 2029
26.06.2025

Die Mietpreisbremse soll weitere vier Jahre gelten – doch sie ist umstritten wie eh und je. Während der Eigentümerverband sie für...

DWN
Politik
Politik Autoverbot: Berlin bald autofrei? Erfolg für Volksbegehren
26.06.2025

Die Initiative „Volksentscheid Berlin autofrei“ kann ihr Gesetzesvorhaben für ein weitgehendes Autoverbot in der Hauptstadt weiter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Strompreise: Deutschland hat die fünfthöchsten der Welt
26.06.2025

Strom in Deutschland ist immer noch sehr teuer. Mit durchschnittlich 38 Cent pro Kilowattstunde rangieren die deutschen Strompreise...

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...