Politik

Habeck während seiner US-Reise: „Löst die verdammten Probleme“

Lesezeit: 3 min
12.03.2024 12:16
Um Kooperation und Wandel zu fördern, tourte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck durch die USA - und navigierte durch komplexe wirtschaftliche und politische Gewässer. Fast vier Tage war er in den USA unterwegs, die Beziehungen zu Washington sind gut. Wie lange noch?
Habeck während seiner US-Reise: „Löst die verdammten Probleme“
Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht an der Columbia-Universität in New York. (Foto: dpa).
Foto: Britta Pedersen

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Auf seiner Reise durch die Vereinigten Staaten musste sich Habeck unter anderem mit den Unterschieden in der Fiskalpolitik zwischen Deutschland und den USA auseinandersetzen. Geprägt durch eine restriktive Haushaltspolitik, steht Deutschland bekanntermaßen vor der Herausforderung, das Wirtschaftswachstum zu fördern, ohne den Spielraum des Bundeshaushalts übermäßig zu belasten.

Habeck brachte dieses Dilemma im Interview mit „Welt TV“ deutlich zum Ausdruck: „Wir kommen mit dieser engen Haushaltspolitik, die auch die Länder und Kommunen haben, nicht zu einem großen fiskalpolitischen Anlauf. Und ob sich das ändern wird, weiß ich nicht.“

Der Wirtschaftsminister äußerte somit seine Skepsis gegenüber einem Konjunkturprogramm, das der deutschen Wirtschaft einen ähnlichen Schub wie in den USA geben könnte.

Stärkung transatlantischer Handelsbeziehungen

Neben den fiskalpolitischen Themen setzte sich Habeck für eine Stärkung der bilateralen Handels- und Investitionsbeziehungen zu den USA ein. Sein Besuch beim deutschen Maschinenbauer Trumpf in Chicago unterstrich das Ziel, die wirtschaftlichen Verbindungen zu intensivieren.

Überdies wies Habeck auf gemeinsame Herausforderungen in den Bereichen Zukunftstechnologien und Klimaschutz hin. Diese strategische Orientierung dient dazu, die transatlantische Zusammenarbeit in Zeiten globaler Unsicherheiten und Herausforderungen zu festigen.

Klimapolitische Herausforderungen

Während seiner Reise legte Habeck, der ja auch Klimaschutzminister ist, einen starken Fokus auf die Bewältigung klimapolitischer Herausforderungen. Sein deutlicher Appell „Solve the fucking problems“ („Löst die verdammten Probleme“) in einer Rede an der Columbia-Universität in New York unterstrich den dringenden Bedarf an politischen Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel.

Indem er auf den Fortschritt sowohl der USA als auch Deutschlands auf dem Weg zur Klimaneutralität hinwies, hob er die Notwendigkeit hervor, politische Entscheidungen und wirtschaftliches Wachstum nachhaltig zu gestalten. US-Präsident Joe Biden hatte ein gewaltiges Subventionsprogramm für den Sozialbereich und den Umweltschutz auf den Weg gebracht. Mit dem sogenannten Inflation Reduction Act der US-Regierung fließen massive Investitionen in die USA für den grünen Umbau der Industrien.

Freihandel gegen Protektionismus

Auch das Thema Freihandel und Protektionismus stand im Mittelpunkt von Habecks Besuch in den USA. In einer Zeit wachsender protektionistischer Tendenzen neben der Möglichkeit der Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident setzte sich Habeck für offene Märkte ein.

Er äußerte zudem Bedenken hinsichtlich eines Subventionswettlaufs, der die internationalen Wirtschaftsbeziehungen belasten könnte. Seine Kritik am amerikanischen Inflationsbekämpfungsgesetz sowie die Forderung nach einer Überarbeitung der transatlantischen Handelsbeziehungen reflektierten die komplexen Herausforderungen, denen sich die globalen Handelsbeziehungen derzeit gegenübersehen.

Sicherheitspolitik und Kriege

Die Debatte über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine während des USA-Besuchs von Habeck warf ein Schlaglicht auf die deutsche Sicherheitspolitik und die innenpolitischen Auseinandersetzungen. Er forderte, eine Spaltung im Bundestag bei der Abstimmung über die Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu vermeiden und geschlossen zu handeln.

Derzeit signalisieren der Grünen-Politiker Anton Hofreiter und die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann mögliche Unterstützung. Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt die Lieferung weiterhin ab - und große Teile der deutschen Bevölkerung tun dies ebenfalls. Im aktuellen ARD-DeutschlandTrend sind 61 Prozent der Befragten dagegen, dass Deutschland Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefert. Und das obwohl sich erst kürzlich laut dem ZDF-Politbarometer 62 Prozent der Befragten dafür aussprachen, dass die europäischen Staaten der Ukraine mehr Waffen und Munition liefern sollen.

Mit diesen Zahlen im Hinterkopf macht Habecks Stellungnahme in den USA das Spannungsfeld deutlich zwischen der Unterstützung der Ukraine und der gleichzeitig damit verbundenen Sorge Deutschlands, in den Krieg verwickelt zu werden.

Seine Äußerungen zum Krieg im Gazastreifen unterstrichen den Einsatz für diplomatische Lösungen und humanitäre Maßnahmen in der Außenpolitik. Er wies auf die Notwendigkeit einer Anpassung der israelischen Strategie zur Reduzierung ziviler Opfer hin und betonte die Bedeutung eines Hilfskorridors für den Gazastreifen.

Alles in allem große Herausforderungen, mit denen sich die deutsche Außenpolitik konfrontiert sieht.

Herausforderungen der deutschen Politik

Während seiner dritten Amtsreise in die USA, die ihn nach Washington, New York und Chicago führte, unterstrichen Habecks Stellungnahmen die vielschichtigen Entscheidungsprozesse, mit denen die deutsche Politik konfrontiert ist. Sie demonstrierten noch einmal die komplexe Situation Deutschlands, eine umsichtige Wirtschafts- und Haushaltspolitik zu betreiben, sich aktiv in der internationalen Sicherheitspolitik einzubringen und angemessen auf humanitäre Krisen zu reagieren.

Es bleibt offen, ob Habecks Besuch in den USA die bestehenden Herausforderungen überhaupt beeinflussen kann.

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.


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