Weltwirtschaft

Stärkung der Spitzenforschung in Deutschland

Lesezeit: 3 min
30.06.2024 08:11
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ab Herbst 17 neue Graduiertenkollegs in Deutschland mit 123 Millionen Euro. Im Fokus stehen Themen wie Wasserstoff als Energieträger, erklärbare KI in der Medizin und neue Materialien mit Lumineszenz-Eigenschaften.
Stärkung der Spitzenforschung in Deutschland
Mit einer Förderung von 123 Millionen Euro richtet die Deutsche Forschungsgemeinschaft ab Herbst 17 neue Graduiertenkollegs ein und fördert somit die Spitzenforschung in Deutschland (Foto: iStock/gorodenkoff)
Foto: gorodenkoff

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Stärkung der Wissenschaft mit 17 neuen Graduiertenkollegs

Deutschland kann nicht mit Rohstoffen punkten, aber bisher mit Wissen und Bildung. Und was es braucht ist eine stärkere Förderkultur, um bei der Spitzenforschung und bei den Schlüsseltechnologien weiterhin mit dabei zu sein. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet ab Herbst 17 neue Graduiertenkollegs (GRK) in Deutschland ein. Die neuen Programme werden mit einer Fördersumme für zunächst fünf Jahren mit 123 Millionen Euro unterstützt. Die Themen reichen von erklärbarer KI in der Medizin über Wasserstoff als Energieträger bis zur Erforschung von Mensch-Umwelt-Systemen.

Mit dabei ist das Aachener Graduiertenkolleg, eines von drei Internationalen Graduiertenkollegs (IGK), die die DFG einrichtet. Die Aachener Universität kooperiert mit dem Tokyo Institut of Technology. Im Fokus der gemeinsamen Forschungsarbeit ist das Thema Wasserstoff als vielversprechender Energieträger. Es wird zur Speicherung erneuerbarer Energie eine wichtige Rolle in der künftigen Energielandschaft einnehmen. Gemeinsam geforscht wird an den Grundlagen für die Herstellung, Speicherung und den Transport sowie die Anwendungen und die Wirtschaft des Wasserstoffs. Die Einrichtung des IKG in diesem Bereich ist sicherlich eine bewusste Entscheidung gewesen. Es trägt dem nationalen Bestreben Rechnung, Deutschland im internationalen Wettbewerb zu einer Vorreiter-Rolle zu verhelfen. Erst im vergangenen Jahr wurde die Wasserstoffstrategie noch einmal forciert. Bis 2030 will die Bundesregierung zehn Gigawatt Elektrolysekapazität aufbauen. Damit sollen 30 bis 50 Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs gedeckt werden. In dem internationalen Graduiertenkolleg forschen zehn Professorinnen und Professoren der RWTH und elf des Tokyo Institute of Technology gemeinsam an wichtigen Aspekten des Wasserstofflebenszyklus in den Bereichen Produktion, Speicherung und Transport, elektrochemische Umwandlung in Brennstoffzellen, Nutzung in Verbrennungsprozessen, Ökobilanzen und Energiesystemanalysen.

Schulterschluss mit ausländischen Einrichtungen bei Forschungsvorhaben

Im Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich wird die TU Dresden die Zusammenhänge von Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten erforschen. Nicht zuletzt hat die Coronavirus-Pandemie gezeigt, dass es in diesem Bereich noch weiteren Bedarf an Wechselwirkungsforschung gibt. Ziel ist es, die genauen Mechanismen erkennbar und therapeutisch nutzbar zu machen. Bei der deutsch-indischen IGK geht es hauptsächlich darum, eine neue Generation von Materialien zu entwickeln, die besondere Lumineszenz-Eigenschaften haben. Für Indien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für indische Studierende platziert sich Deutschland unter den Top 5. Indien ist aktuell das einzige Land, mit dem die deutsche Regierung seit 2011 alle zwei Jahre Regierungskonsultationen abhält. Die thematischen Schwerpunkte der unterstützten bilateralen Forschungsprojekte liegen derzeit bei den Materialwissenschaften, Biotechnologie, Gesundheitsforschung, Nachhaltigkeitsforschung, Produktionstechnologie, Künstliche Intelligenz und der Zukunftsstadt.

Ein weiteres aktuelles Thema, welches im Fokus der Wissenschaft steht, beschäftigt sich mit einer neuen Generation vernetzter technischer Assistenzsysteme für beeinträchtigte Personen. Das GRK „Hearable-zentrierte Assistenz: Vom Sensor zur Teilhabe“ möchte sich der Entwicklung von solchen nah am Ohr liegenden Systemen widmen. Das klassische Hörgerät wird dabei mit Sensoren und externen Geräten vernetzt und zu einem personalisiertem Helfer. Bei der Entwicklung werden neben Betroffene auch Angehörige, Nachbarn und Pflegekräfte miteinbezogen. Technische Assistenzsysteme werden in Zukunft immer wichtiger, um die überlasteten Pflegeeinrichtungen zu entlasten. Auch aus der Robotik und der Neurotechnologie erfolgen aktuell viele Neuentwicklungen. Die Künstliche Intelligenz (KI) spielt bei vielen dieser Neuentwicklungen bereits eine wesentliche Rolle. So auch in einem weiteren Förderprojekt des DFG welches ebenfalls im Medizinbereich angesiedelt ist.

Das GRK „KEMAI – Wissensinfusion und -Extraktion für Erklärbare KI in der Medizin“ hat das Ziel die Vorteile wissens- und lernbasierter Systeme zu kombinieren, um die Genauigkeit medizinischer Diagnosen zu gewährleisten. Es forscht an der Schnittstelle von Informatik, Medizin und Ethik.

Das deutsch-japanische IGK "Energiekonvertierungssysteme: von Materialien zu Bauteilen" und das deutsch-britische IGK "Stochastische Analysis in Interaktion" wurden um eine Förderperiode verlängert.

IGK - Erfolgreiche Wissenschaftlerförderung seit 25 Jahren

Die Graduiertenkollegs haben sich seit ihrem Bestehen bei der Doktorandenausbildung bewährt. Denn neben der thematischen Beschäftigung lernen die Teilnehmer auch Soft Skills wie wissenschaftliches Schreiben, Präsentationen halten oder Zeitmanagement. Auch die Karriereplanung und Inhalte des Projektmanagements lernen die Kollegiaten. Ziel ist es, die Promovierenden auf das spätere berufliche wissenschaftliche Arbeiten intensiv vorzubereiten und ihre wissenschaftliche Arbeit zu unterstützen. In Internationalen Graduiertenkollegs (IGK), die es seit 2005 gibt, verbringen die Doktoranden in der Regel ein halbes Jahr am Partnerinstitut und lernen andere Arbeitskulturen kennen. Einen Platz in der IRTG bekommt nur, wer das anspruchsvolle Verfahren besteht. Denn gefördert werden sollen nur die besten Doktoranden. Insgesamt fördert die DFG aktuell 214 GRK und 26 IGK.

Um die Wichtigkeit für Forschung und Innovation zu unterstreichen hat die DFG eigene Vorschläge für ein Positionspapier veröffentlicht, welches bei der Ausgestaltung des künftigen Forschungsrahmenprogramms der EU (geplante Laufzeit 2028-2034, kurz FP10) Eingang finden sollen. Dafür werden von der DFG zwei neue Instrumente vorgeschlagen. Zum einen sollen Forscher in transnationalen Forschungskonsortien an selbst gewählten Themen nach dem Bottom-up-Prinzip in Zukunft arbeiten können. Zum anderen soll die Durchführung gemeinsamer Ausschreibungen im Rahmen der EU-Partnerschaften flexibler als bisher gestaltet werden. Weitere Vorschläge der DFG umfassen eine Budgetreserve für neue Prioritäten, einen speziellen Interventionsfonds zur Unterstützung geflüchteter Forscher und eine gezieltere Integration adäquater Rahmenbedingungen für die Forschung in FP10.

                                                                            ***

Sofia Delgado ist freie Journalistin und arbeitet seit 2021 in Stuttgart, nachdem sie viereinhalb Jahre lang in Peking gelebt hat. Sie widmet sich gesellschaftskritischen Themen und schreibt für verschiedene Auftraggeber. Persönlich priorisiert sie die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, als dringendste Herausforderung für die Menschheit.

 



DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirecard-Zivilprozess: Ein Musterkläger für 8500 Aktionäre - Kommt eine Entschädigung für Aktionäre?
21.11.2024

Holen sich Wirecard-Aktionäre jetzt eine Milliarden-Entschädigung von EY? Viereinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite geht es vor dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
21.11.2024

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche...