Politik

Grönland wählt heute Parlament

Die Menschen auf Grönland wählen ein neues Parlament – doch der Wahlkampf wird von außen beeinflusst. Trump mischt sich ein, die Unabhängigkeit steht im Raum, und geopolitische Interessen prallen aufeinander. Während Kopenhagen weiter Geld gibt, lockt Washington mit wirtschaftlichen Versprechen. Doch wie viel Selbstbestimmung kann sich die Insel leisten?
11.03.2025 15:01
Aktualisiert: 11.03.2025 15:01
Lesezeit: 2 min
Grönland wählt heute Parlament
Menschen stehen vor einem Wahllokal an, um ihre Stimme bei den Parlamentswahlen in Nuuk abzugeben. (Foto: dpa) Foto: Evgeniy Maloletka

Parlamentswahl auf Grönland begonnen

Begleitet von beispielloser weltweiter Aufmerksamkeit wird auf der größten Insel der Erde ein neues Parlament gewählt. Ein Mann im fernen Washington wird dabei besonders genau hinsehen.

Überschattet von den Besitzansprüchen des US-Präsidenten Donald Trump hat auf der Eisinsel Grönland die mit Spannung erwartete Parlamentswahl begonnen. Noch bis 20.00 Uhr (23.00 Uhr MEZ) können die etwas mehr als 40.000 Wahlberechtigten unter den Grönländerinnen und Grönländern ihre Stimmen abgeben. Ein vorläufiges Wahlergebnis wird im Laufe der Nacht zum Mittwoch erwartet.

213 Kandidatinnen und Kandidaten von sechs Parteien hoffen auf einen der 31 Sitze im Parlament Inatsisartut. Stärkste Kraft ist dort seit der vergangenen Wahl 2021 die linke Partei Inuit Ataqatigiit (IA) von Regierungschef Múte B. Egede. Sie regierte zunächst mit der unabhängigkeitsorientierten Naleraq, seit 2022 dann mit der sozialdemokratischen Partei Siumut. IA und Siumut gelten als die einflussreichsten politischen Kräfte auf der größten Insel der Erde.

Trump-Aussagen befeuern Unabhängigkeitsdebatte

Gemeinhin lassen sich Wahlausgänge auf Grönland mit seiner kleinen Bevölkerung von knapp 57.000 Inselbürgern schwer vorhersagen. Die entscheidende Frage ist, wie die nächste Regierung eine mögliche Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark bewertet, zu dem Grönland trotz weitreichender Autonomie bis heute gehört. Die Unabhängigkeitsdebatte schwelt auf der Insel seit Jahrzehnten, wurde aber durch Trumps Begehrlichkeiten zuletzt stark befeuert.

Die meisten Parteien sind sich im Grundsatz einig, dass Grönland eines Tages von seiner einstigen Kolonialmacht Dänemark losgelöst sein sollte, zu der es ein angespanntes Verhältnis pflegt. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wann der richtige Zeitpunkt gekommen sein könnte. Hauptknackpunkt bleibt die nach wie vor erhebliche finanzielle Abhängigkeit von Kopenhagen.

Trump buhlt seit Monaten um Grönland. Zuletzt mischte er sich in die heiße Phase des Wahlkampfs ein, indem er den Grönländern über seine Plattform Truth Social neue Arbeitsplätze und Reichtum versprach. Egede warf Trump Respektlosigkeit vor. "Wir verdienen es, mit Respekt behandelt zu werden. Und ich glaube nicht, dass der amerikanische Präsident dies seit seinem Amtsantritt getan hat", sagte er in einem am Montag veröffentlichten Interview des dänischen Rundfunksenders DR.

Wahlkampf unter dem Eindruck von Trump

Neben den Diskussionen um Trump und die Unabhängigkeit bestimmten auch die Probleme im Gesundheitssystem sowie hohe Lebenshaltungskosten, Sozial-, Bildungs- und Rentenfragen den Wahlkampf.

Grönland mit seinem riesigen Eisschild ist flächenmäßig sechs Mal so groß wie Deutschland, hat aber nur so viele Einwohner wie eine mittelgroße deutsche Stadt wie Baden-Baden oder Frankfurt an der Oder. Die Insel spielt eine entscheidende Rolle für das Weltklima, die militärische Kontrolle der Arktis und verfügt über bedeutende Rohstoffvorkommen wie seltene Erden. Zudem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten.

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