Nach jüngsten Umfragen ist der US-Wahlkampf nach wie vor ein enges Rennen: Am 5. November haben die Amerikaner die Wahl zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump. Nicht nur, aber besonders Frauen der jüngeren Generation unterstützen Kamala Harris. Und auch Stars wie Taylor Swift, Beyoncé und Meryl Streep geben Harris kräftigen Rückenwind.
Laut der britischen Zeitung „The Guardian“ würden Frauen in den Wahlen tendenziell Harris unterstützen und Männer eher Trump. Doch es gibt immer noch eine nicht unerhebliche Anzahl unentschlossener Wähler in den verschiedenen Swing-States, die sich traditionell von politischen Botschaften wenig angesprochen fühlen. Die Stimmen dieser Wähler sind in der entscheidenden letzten Wahl-Woche für beide Kandidaten Gold wert.
Obama: Trumps „grobe Inkompetenz“ und „Geschichte als verurteilter Straftäter"
Dieses Wochenende waren es die Worte der ehemaligen US-First Lady Michelle Obama, die einen erstaunt aufhorchen ließen wegen ihres auffallend direkten Tons: „Ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich ein wenig frustriert bin, dass einige von uns Donald Trumps grobe Inkompetenz ignorieren, während sie von Kamala verlangen, dass sie uns bei jeder Gelegenheit (mit ihrer Brillanz) blendet“, sagte Obama bei einem Auftritt im Swing-State Michigan an der Seite von Harris.
Obama kritisierte Trump direkt: „Ich bin wütend, dass uns seine Sprunghaftigkeit, sein offensichtlicher geistiger Verfall, seine Geschichte als verurteilter Straftäter, dem sexuellen Missbrauch nachgewiesen wurde, egal ist."
Sie fragte, warum an Harris „höhere Maßstäbe“ angelegt würden als an ihren Gegner. Trumps Umgang mit der Covid-19-Pandemie und sein gescheiterter Versuch, sich nach der Wahlniederlage 2020 an die Macht zu klammern, sollten allein schon disqualifizierend sein, argumentierte Obama. Nun meldeten sich auch die Menschen, die am engsten mit ihm zusammengearbeitet hatten,, als er Präsident war - seine ehemaligen Berater und Kabinettssekretäre - mit der Warnung, dass man ihm nicht erlauben sollte, an die Macht zurückzukehren, fügte sie hinzu.
Ihre Zusammenfassung: „In jedem anderen Beruf oder auf jedem anderen Gebiet wären Trumps kriminelle Vergangenheit und sein amoralischer Charakter peinlich, beschämend und disqualifizierend.“
Auswirkungen von US-Abtreibungsbeschränkungen für Frauen
Obama verwies auf die Auswirkungen von Abtreibungsbeschränkungen in den USA. In seiner Zeit als Präsident hat Trump den Supreme Court so besetzt, dass im Jahr 2022 das landesweite Recht auf Abtreibung abgeschafft wurde. Seither haben 21 Bundesstaaten den Zugang eingeschränkt oder Abtreibung verboten. Im Bundesstaat Texas gilt nun eines der strengsten Abtreibungsgesetze in den USA.
Das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, wie es Trump eingeführt hat, betreffe auch Männer, sagte Obama. Wenn während einer Schwangerschaft oder einer Entbindung etwas schief ging, und der Arzt an der Behandlung gehindert wurde, seien es öfter die Männer, die beten, „dass es noch nicht zu spät ist“.
Der Kampf für Abtreibungsrechte ist eines der Haupt-Themen für Harris in ihrem Wahlkampf. Die US-Präsidentschaftskandidatin hat signalisiert, dass sie eine Änderung der Abstimmungsregeln im US-Senat unterstützen könnte, um so das Recht auf Abtreibung gesetzlich zu verankern.
„Auf welcher Seite der Geschichte wollen Sie stehen?“
Obama warnte vor einem Trump-Wahlsieg: „Wir haben zu viel zu verlieren, wenn wir hier einen Fehler machen“, sagte sie. „Überlassen Sie unser Schicksal nicht jemandem wie Trump, der nichts über uns weiß ... der uns (Frauen) gegenüber tiefer Verachtung gezeigt hat. Eine Stimme für ihn ist eine Stimme gegen uns, gegen unsere Gesundheit und gegen unseren Wert.“
Sie fügte hinzu: „Bevor Sie Ihre Stimme abgeben, fragen Sie sich: Auf welcher Seite der Geschichte wollen Sie stehen?“
Obamas Appell in Michigan spiegelte die Kluft zwischen den beiden Kandidaten wider und die unterschiedlichen Wählergruppen, die sie ansprechen. Die ehemaligen US-First Lady erkannte die Herausforderungen, vor denen das Land steht, räumte aber ein, dass es keine Lösung sei, nicht zu wählen.
Wo kämpft Harris in der letzten Wahlkampf-Woche?
Nach Michigan machte Harris am Sonntag Wahlkampf im Swing State Philadelphia, wo sie die Wahl als eine Wahl zwischen „zwei extrem unterschiedlichen Visionen für unsere Nation“ bezeichnete. Harris und ihr Vizepräsidentschaftskandidat, der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, werden in dieser Woche vor der Wahl am 5 November unter anderem noch in Wisconsin, Michigan und Georgia Wahlkampf führen. Die Demokratin wird ihre Abschlussrede gegen Ende der Woche in Washington D.C. halten.
Jetzt wird es richtig spannend: Ob Kamala Harris es schafft, in der letzten Woche die entscheidenden „goldenen“ Stimmen für sich zu gewinnen? In knapp einer Woche wissen wir es alle.