Wirtschaft

Spritpreise: Drittteuerstes Tankjahr - 2025 könnte noch teurer werden

Das Jahr 2024 war eines der teuersten Tankjahre aller Zeiten, kommendes Jahr sieht nicht besser aus: Zum 1. Januar steigt der C02-Preis von 45 auf 55 Euro pro Tonne. Das bedeutet an der Zapfsäule rund drei Cent pro Liter mehr.  Also schnell noch mal tanken!
24.12.2024 13:43
Lesezeit: 3 min

Nach dem drittteuersten Tankjahr erwartet der ADAC 2025 zunächst keine großen Sprünge beim Spritpreis. „Solange es keine weiteren großen Krisen gibt, wird sich da nicht viel tun“, sagt der Kraftstoffmarktexperte des Verkehrsclubs, Christian Laberer.

Im Schnitt des zu Ende gehenden Jahres wird Superbenzin der Sorte E10 seiner Prognose nach 1,74 Euro pro Liter gekostet haben, Diesel 1,65 Euro. Preisänderungen an den letzten Tagen des Jahres können daran kaum noch etwas ändern.

Sollten sich die Spritpreise 2025, wie von Laberer erwartet, vor allem seitwärts bewegen, könnte das kommende Jahr sogar etwas günstiger werden als 2024. Zuletzt war der Kraftstoff nämlich einige Cent billiger als die Jahresdurchschnittswerte.

„Alte Preisniveaus mit 1,30 oder 1,40 Euro pro Liter Benzin sind aber kaum denkbar“, sagt der Experte. Dennoch nähmen viele Verbraucher die aktuellen Preise nicht als besonders schmerzhaft wahr – „einfach, weil sie seit Beginn des Ukrainekrieges schon ganz anderes gesehen haben“. Damals kostete Sprit zeitweise deutlich mehr als 2 Euro pro Liter. Ähnliches erwartet der Experte zumindest kurzfristig nicht mehr.

Grundsätzlich sind Prognosen für den Spritpreismarkt schwierig, wie Laberer betont. Neben dem Ölpreis spielt vor allem der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro eine Rolle. Im vergangenen Jahr hat das für Schwankungsbreiten deutlich über 20 Cent geführt: Bei E10 war der 17. April der teuerste Tag mit einem bundesweiten Tagesdurchschnitt von 1,867 Euro pro Liter, bei Diesel war es der 13. Februar mit 1,767 Euro. Am billigsten war E10 am 1. Oktober mit 1,631 Euro, Diesel am 18. September mit 1,523.

Öl wurde billiger

Die Preisentwicklung 2024 passt zum Verlauf der Ölpreise. Die waren im ersten Quartal gestiegen, dann aber unter Druck geraten. Dahinter steckt vor allem eine verhaltene Nachfrage, weil die Wirtschaft in China und Europa schwächelt. Die Konflikte im Nahen Osten und der Ukrainekrieg sorgten zwar für Verunsicherung am Ölmarkt. Weil die Förderung in den großen Ölstaaten bisher nicht beeinträchtigt wurde, sorgte das nicht für nachhaltig höhere Preise.

Auch im kommenden Jahr erwarten viele Experten kein nachhaltiges Steigen der Ölpreise – auch, weil in China keine durchgreifende Erholung der Wirtschaft in Sicht ist. Der Boom der Elektromobilität in China dürfte auch die Ölnachfrage dämpfen. „Die Zeiten, in denen China der Treiber der globalen Ölnachfrage war, dürften vorbei sein“, sagt Commerzbank-Experte Carsten Fritsch.

Zudem hat der künftige US-Präsident Donald Trump angekündigt, die Rohölförderung auszuweiten, was die Preise ebenfalls drücken könnte. Auch die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet 2025 ein Überangebot an Rohöl.

Die geopolitische Lage bleibt ein großer Unsicherheitsfaktor. Härtere US-Sanktionen gegen den Iran könnten das Angebot verknappen. Sollten die von Trump angekündigten Zölle die Weltwirtschaft belasten, könnte das wiederum die Ölnachfrage dämpfen.

Ein Anstieg steht schon so gut wie fest

Es kommt also vor allem auf das Öl an, wie es weitergeht. Eine kleine Änderung für das kommende Jahr ist bereits absehbar: Wenn zum 1. Januar der C02-Preis von 45 auf 55 Euro pro Tonne steigt, dürfte sich das auch an der Zapfsäule bemerkbar machen. Rund drei Cent pro Liter macht das aus.

Ein exakter Sprung um die drei Cent am ersten Tag des neuen Jahres ist allerdings unwahrscheinlich. Erfahrungsgemäß ist ein weicher Übergang zu erwarten. Zudem kann dieser Preisaspekt von anderen Entwicklungen überlagert werden.

Insgesamt verursacht der CO2-Preis laut Berechnungen des ADAC ab kommendem Jahr Kosten von etwa 15,7 Cent pro Liter Benzin und 17,3 Cent pro Liter Diesel. Der exakte Wert kann je nach Biospritbeimischung schwanken.

Wer beim Sprit sparen will, tankt also vielleicht doch noch im laufenden Jahr voll. „Am besten abends“, rät Laberer: „Dann sind die Kraftstoffe in der Regel ein paar Cent billiger als am Morgen.“ Zwischen den einzelnen Wochentagen gibt es dagegen – anders als früher – nur noch minimale Unterschiede.

Darüber hinaus rät der Experte Fahrern von Benzinmotoren dazu, über E10 nachzudenken, das pro Liter meist 6 Cent billiger als klassisches Superbenzin der Sorte E5 ist. „Die allermeisten Benziner vertragen das problemlos“, betont er. Dennoch mache es nur etwa ein Viertel des Benzinabsatzes aus.

„Hier hält sich hartnäckig die Mär, dass es schlecht für den Motor sein könnte. Dabei stimmt das nicht, wenn das Auto für E10 freigegeben ist. Österreich beispielsweise hat vergangenes Jahr Super E5 abgeschafft – ohne dass dort Autos kaputtgehen.“

Eine Abschaffung von E5 sieht Laberer skeptisch. „Viele Verbraucher würden dann auf deutlich teurere Produkte wie Super Plus ausweichen. Einige – etwa Oldtimer-Fahrer – auch ausweichen müssen“, befürchtet er. Und der Preisvorteil von E10 könnte dann auch dahin sein. „Momentan gibt es den – nicht zuletzt, weil die Hersteller gewisse Quoten erfüllen müssen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lithium und die Energiewende: Wie der Rohstoff Elektronik und E-Mobilität vorantreibt
01.11.2025

Lithium gilt als das Metall unserer Zeit. Smartphones, Laptops und Elektroautos kommen ohne es nicht aus. Die Nachfrage steigt rapide,...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersrente berechnen: So hoch ist die Maximalrente in Deutschland
01.11.2025

Im Alter gilt, je mehr Rente, desto besser. Doch selbst mit extra Schichten oder einem hohen Einkommen ist der maximale Betrag an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Winzer unter Druck: Wie sich eine Branche neu erfinden muss
01.11.2025

Der deutsche Weinbau steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Sinkender Konsum, steigende Kosten und eine zunehmende...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpen als Zeichen moderner Energieeffizienz: Wie KI ihre Leistung steigern wird
01.11.2025

Das Heizen wird künftig noch effizienter, kostengünstiger und komfortabler. Dank künstlicher Intelligenz werden Wärmepumpen in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrradverleih in Europa: Wie nachhaltige Mobilität jährlich 305 Millionen Euro bringt
01.11.2025

Fahrräder sind in vielen europäischen Städten längst Teil der urbanen Mobilität. Bikesharing bietet Vorteile über den reinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chip-Markt: Neues Öl oder neue Bombe?
01.11.2025

Chips sind das Rückgrat der KI-Revolution. Doch hinter Rekorden und Milliardendeals wächst das Risiko. Ein Blick in die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Bäder für Kreuzfahrtschiffe: Wie Stengel mit Serienfertigung Maßstäbe setzt
31.10.2025

Ob für Disney Cruise Line oder Carnival Cruises: Mit Nasszellen für Kreuzfahrtschiffe zeigt die Stengel GmbH aus Ellwangen, wie ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland investiert 900 Mio. Euro: Eine Drohnen-Brigade für Litauen
31.10.2025

Deutschland rüstet sich industriell und militärisch neu, was Fragen nach Strategie, Kontrolle und wirtschaftlichen Folgen aufwirft....