Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland ist im April weiter stark gestiegen. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Mittwoch zeigten in dem Monat 28,5 Prozent mehr Unternehmen ihre drohende Zahlungsunfähigkeit an als ein Jahr zuvor. Es war der zehnte Monat in Folge mit einer zweistelligen Zuwachsrate. Im März hatte die Pleiten-Steigerungsrate 12,3 Prozent betragen. Die Hauptgründe sind hohe Energiekosten und Personalmangel. Vor allem in der Bauindustrie schreitet die Insolvenzwelle mit großem Tempo voran.
Insolvenzen haben Vorcorona-Niveau erreicht
Die Statistiker wiesen darauf hin, dass trotz des permanent zweistelligen Anstiegs der Firmenpleiten seit Juni 2023 jetzt wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht sei. Die Zahl der Regelinsolvenzen zwischen Mai 2023 und April 2024 entspreche „in etwa“ der aus dem selben Zeitraum vor vier Jahren. Die Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt oft annähernd drei Monate davor.
Die Forderungen der Gläubiger in 1785 Insolvenzverfahren im Februar bezifferten die Amtsgerichte auf 4,1 Milliarden Euro nach 3,2 Milliarden Euro ein Jahr zuvor, wie das Bundesamt in Wiesbaden weiter mitteilte. Am häufigsten traf es Betriebe aus dem Bereich Verkehr und Lagerei. Auch im Baugewerbe waren Insolvenzen häufiger als in der Gesamtwirtschaft.
Auftragsmangel: „Kaum eine Branche bleibt verschont“
Die Zukunftsaufsichten bleiben derweil weiter trübe. Deutschlands Exporteure haben das erste Quartal trotz Zuwächsen im März mit einem Minus abgeschlossen. Von Januar bis einschließlich März 2024 wurden Waren "Made in Germany" im Gesamtwert von 402,2 Milliarden Euro ins Ausland geliefert, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Das waren nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde 1,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Außerdem leiden Immer mehr deutsche Unternehmen unter aktuem Auftragsmangel. In der Industrie beklagten dies im April 39,5 Prozent der Betriebe, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch mitteilte. Das waren 2,6 Punkte mehr als noch im Januar. Im Dienstleistungssektor stieg der Anteil leicht auf 32,4 Prozent. „Der Mangel an Aufträgen hemmt die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland“, warnt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Kaum eine Branche bleibt verschont.“
Besonders stark betroffen waren im Industriebereich die Hersteller von Textilien, wo 61,5 Prozent über Auftragsmangel klagten. Dahinter folgten Papierhersteller mit 53,9 Prozent. Insgesamt seien die energieintensiven Branchen besonders betroffen, hieß es vom Ifo. In der Metallerzeugung und -bearbeitung seien es 50,6 Prozent und in der Chemischen Industrie 46,6 Prozent. Im Dienstleistungssektor ist die Spanne ebenfalls groß. Am härtesten trifft es Personalagenturen, wo 63,9 Prozent über Auftragsmangel klagen.