Am Am Freitagmorgen gab es die letzten Panels und Diskussionen beim Weltwirtschaftsforum 2025 (WEF). Nach der Abschlussrede vom WEF-Präsident Børge Brende endete das 55. Weltwirtschaftsforum am Freitagmittag (24. Januar). Der neue US-Präsident Donald Trump war nicht in den Schweizer Kurort angereist, durch eine Video-Schalte nahm er allerdings doch am Davoser Treffen teil - vielmehr: er dominierte es. Die Weltelite lauschte gebannt, was der frisch vereidigte Präsident des ökonomisch nach wie wichtigsten Landes der Welt zu sagen hatte. Dabei machte Trump wie gewohnt mit deutlichen Ansagen klar, wohin die Reise gehen soll: "America first".
Trumps Protektionismus: Importzölle für Waren aus China, Mexiko, Kanada und der EU
Drei Tage nach seinem Amtsantritt schaltet sich der 78-jährige US-Präsident per Video zum Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Alpen dazu. In den Tagen zuvor wurde dort kaum über anderes gesprochen als über den großen Abwesenden, den neuen US-Präsidenten, der mit seinen Aussagen zu Importzöllen auf Waren aus China, Mexiko, Kanada und der EU sowie seine milliardenschweren Pläne im Bereich Künstliche Intelligenz für Aufsehen sorgte.
Es ist Trumps erster Auftritt auf so großer internationaler Bühne seit seinem Amtsantritt, und die Erwartungen sind hoch. Der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, begrüßt den US-Präsidenten mit den Worten: „Die Bedeutung der amerikanischen Führungsrolle und Ihrer persönlichen Führungsrolle ist fundamental und überragend.“
Trump kündigt beim WEF Deals mit Saudi Arabien an - "Amerika ist zurück und offen für Geschäfte“
Trump spricht fast eine Viertelstunde zu den CEOs und anderen Spitzenvertretern in der überfüllten Kongresshalle, bevor er sich einigen freundlichen Fragen von Unternehmenschefs stellt. Bescheidenheit ist dabei nicht seine Sache: „Sie sagen, seit meiner Wahl leuchtet überall auf der Welt ein Licht“, erklärt Trump. „Und sogar Länder, mit denen wir nicht besonders befreundet sind, sind glücklich, weil sie verstehen, dass es eine Zukunft gibt und wie großartig die Zukunft unter unserer Führung sein wird.“ Seine Botschaft lautet: „Amerika ist zurück und offen für Geschäfte.“
Ein besonders markantes Beispiel liefert er gleich zu Beginn, als er Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien ankündigt und nachschiebt: „Aber ich werde den Kronprinzen, der ein fantastischer Kerl ist, bitten, die Summe auf etwa eine Billion aufzurunden.“ Im Gegenzug könnte Saudi-Arabien darauf hoffen, dass Trump dem Land seinen ersten Auslandstrip widmet – zumindest bringt er das selbst ganz offen ins Gespräch, vorausgesetzt, die Saudis investieren genug in die USA.
USA will Supermacht in Industrie und KI werden
Das Weltwirtschaftsforum erwartet von Trump konkrete Antworten auf die Fragen, wie er die Wirtschaft wiederbeleben und die globalen Herausforderungen bewältigen will. Seine Antwort ist, dass die Amerikaner wirtschaftlich so zuversichtlich sind wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Trump kündigt an, die Förderung von Öl und Gas massiv auszubauen. „Dies wird nicht nur die Kosten für fast alle Waren und Dienstleistungen senken, sondern auch die USA zu einer Supermacht in der Produktion sowie zur Welthauptstadt für Künstliche Intelligenz und Kryptowährungen machen“, erklärt er. Zölle, so Trump, würden Hunderte Milliarden und sogar Billionen Dollar in die Staatskasse spülen. Trump will mit der Förderung fossiler Energien auch den Ölpreis senken - und damit sogar den Ukraine-Krieg beenden.
Trumps Philosophie widerspricht Davoser Richtlinien
Viele seiner Freunde sitzen im Publikum, sagt Trump, und in den kommenden Jahren möchte er selbst wieder nach Davos kommen. Doch die Beziehung zwischen Trump und dem WEF ist nicht unumstritten. Denn „America first“ widerspricht der Philosophie des Weltwirtschaftsforums, das für Globalisierung, offene Märkte und eine zusammenwachsende Weltwirtschaft plädiert. Die politische Elite in Davos predigt die Vorteile einer integrierten Weltwirtschaft – eine Haltung, die Trump nicht teilt.
Der Politikwissenschaftler Samuel Huntington nannte diese Gruppe einmal „Davos Man“. Trump ist wirtschaftlich gesehen kein „Davos Man“, aber trotzdem passt er irgendwie in das Treffen – allerdings weniger ins Kongresszentrum als auf die Promenade, wo die Wirtschaftselite ihre Geschäftsräume in Mini-Läden umgewandelt hat. Als Unternehmer hätte Trump in diesem Umfeld durchaus Platz, als „Dealmaker“ mit einem Instinkt fürs harte Geschäft.
Donald Trump als Unternehmer in Davos nie willkommen
Als Unternehmer war Trump nie zum WEF eingeladen. Er schimpfte damals über die elitären Zirkel der Globalisierungsbefürworter, die auf Kosten des amerikanischen Arbeiters reich wurden. Als US-Präsident nahm Trump jedoch zweimal am Weltwirtschaftsforum teil, 2018 und 2020. In diesem Jahr ist die Stimmung in den Konferenzsälen und Hinterzimmern gespalten, wenn der Name Trump fällt. Während in der KI-Branche das Hauptaugenmerk auf Steuersenkungen und der Deregulierung liegt, befürchtet die Politik einen Handelskrieg.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte Trump gleich zu Beginn vor einem Handelskrieg mit Europa. Auf Trumps Importzölle würde die EU voraussichtlich mit Gegenzöllen reagieren. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck mahnte, dass die EU unabhängiger von den USA werden müsse und die eigene Wirtschaft ankurbeln sollte.
Anthony Scaramucci, Trumps ehemaliger Kommunikationsdirektor, erklärte, dass Trump wirtschaftlich betrachtet „gut für die Wirtschaft“ sei, obwohl er sich mittlerweile von ihm distanziert hat. In seiner ersten Amtszeit habe Trump viele Entscheidungen „durch das Prisma des Aktienmarktes“ getroffen. Heute sorgt besonders Trumps territorialer Ehrgeiz, etwa in Kanada, Grönland und Panama, für Unsicherheit – sowohl an den Finanzmärkten als auch in den politischen Kreisen von Davos.