Technologie

50 Jahre Esa: Europas Raumfahrt zwischen Anspruch und Realität

Die USA und China planen ehrgeizige Missionen zu Mond und Mars, auch Indien und Russland mischen kräftig mit. Wie ist Europas Position 50 Jahre nach dem Start seiner Raumfahrtagentur Esa?
29.05.2025 17:01
Aktualisiert: 29.05.2025 17:28
Lesezeit: 2 min

Esa: 50 Jahre Raumfahrt in Europa - Mondmission mit Einschränkungen

Ein unzuverlässiger Partner, kein eigener Zugang zum Weltraum und veraltete Entwicklungen: 50 Jahre nach der Gründung der Raumfahrtagentur Esa steht Europa erneut vor der Frage, welche Rolle es in der Raumfahrt spielen möchte. Eine Analyse zum Jubiläum:

Schon im Jahr 2027 planen die USA erneut eine bemannte Mondmission. China plant seine erste bemannte Landung auf dem Mond bis 2030, Indien peilt das Ziel für 2040 an. Auch Europa möchte bis 2030 eine Europäerin oder einen Europäer auf den Mond bringen. Der Haken: Europa kann das nicht eigenständig realisieren. Der Flug soll im Rahmen der US-Mission "Artemis" erfolgen.

Doch unter Präsident Donald Trump und mit Berater Elon Musk richtet sich der US-Fokus eher auf den Mars. Es besteht die Sorge, dass "Artemis" eingestellt wird, bevor Europäer mitfliegen. Auch ein eigener Zugang zum All fehlt Europa weiterhin. Zwar existiert mit Kourou ein Weltraumbahnhof, und mit Vega C sowie Ariane 6 hat man eigene Raketen, doch für bemannte Raumfahrt ist Europa weiterhin auf die Nasa angewiesen.

Esa-Partnerschaften mit Unsicherheiten

In der Raumfahrt ist Europa auf Kooperation angewiesen, häufig mit den USA. Doch unter Trump gerät die Zuverlässigkeit von Abkommen ins Wanken – Europa muss unabhängiger werden und weitere Partnerschaften stärken. Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher sagte: "Esa und Europa werden bereit sein, sich anzupassen, eigene Prioritäten zu finden, die sicherlich in Verbindung damit stehen, unsere Stärke, unsere Autonomie, unsere Fähigkeiten im All zu stärken und international ein sehr guter Partner zu sein."

Die Esa arbeitet bereits mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa zusammen. Auch zu Indien und Südkorea wurden zuletzt engere Beziehungen aufgebaut. Zudem bestehen Kooperationen mit vielen Raumfahrtagenturen weltweit. Für Ludwig Moeller, Chef des Thinktanks Espi, sind die Esa und Europa verlässliche Partner: "ein höchstes Gut in heutiger Zeit, welches wir gemeinsam weiter ausbauen und nutzen sollten". Raumfahrt könne laut ihm ein Mittel internationaler Kooperation und Diplomatie sein.

Private Raumfahrt verändert das Spiel

Die zunehmende Kommerzialisierung hat die Raumfahrt drastisch gewandelt. SpaceX, die Firma von Elon Musk, ist seit 2015 mit wiederverwendbaren Raketen aktiv – Europa ist davon weit entfernt. Die Ariane 6, Europas neue Rakete, sei laut TU-Professor Martin Tajmar nicht mehr auf der Höhe der Zeit – auch wenn sie für Satellitentransporte entscheidend sei. Neben der Esa bestelle bislang nur Jeff Bezos, der nicht mit SpaceX starten will.

Dass die Esa mit vielen Mitgliedsländern, langsamen Entscheidungen und knappen Mitteln nicht wie ein Unternehmen handeln kann, ist klar. Doch man bemüht sich um Agilität und fördert Innovation im Privatsektor. Wettbewerbe für neue Fracht- und Trägerraketen wurden gestartet. Auch beim Thema Raumstation setzt die Esa zunehmend auf private Anbieter. Da die ISS nur bis 2030 betrieben wird, prüft die Raumfahrtagentur gemeinsam mit Unternehmen alternative Stationen im All.

Esa: Wissenschaftlicher Fortschritt als Stärke der europäischen Raumfahrtagentur

Besonders erfolgreich ist die Esa bei wissenschaftlichen Programmen. Ludwig Moeller nennt "Galileo" und "Copernicus" sowie das James-Webb-Teleskop als Beispiele für weltführende Entwicklungen der Raumfahrt. Diese Missionen bringen bahnbrechende Erkenntnisse und zeigen laut Moeller: "50 Jahre Esa stehen vor allem auch für 50 Jahre Innovation und Zusammenarbeit über Grenzen."

Die Geburtsstunde der Raumfahrtagentur

Im Jahr 1975 kamen in Paris Delegierte aus zehn Ländern zusammen – darunter Deutschland – um die Zusammenarbeit in der Raumfahrt zu intensivieren. Am 30. Mai wurde die Gründung der Esa formell besiegelt. Vorläufer waren die Organisationen Eldo und Esro, die bereits ab 1964 tätig waren. Dies gilt als Startpunkt der europäischen Raumfahrt. Heute gehören 23 Mitgliedstaaten zur Esa.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...