Noch vor einem halben Jahr hat die BlackRock Inc. kräftig in europäische Staatsanleihen investiert. Damals wurde die Hoffnung auf positive Erträge von Mario Draghi aufrecht erhalten, der den Anlegern versicherte, die EZB werde notfalls Staatsanleihen in unbegrenztem Ausmaß von den Krisenländern ankaufen.
Seitdem hat sich die Stimmung jedoch nicht nachhaltig verbessert. Rick Riedler, CIO des US-amerikanischen Finanzunternehmens BlackRock, ist weit „weniger enthusiastisch als vor drei bis sechs Monaten“, wenn es um das Geschäft mit den europäischen Schulden geht. Wenn das Wachstum der Eurozone weiter abnehme, „werden wir unsere Position in der Eurozone, vornehmlich in Italien und Spanien, weiter reduzieren“, sagte Riedler dem WSJ.
Verantwortlich für die schlechte Situation in Europa sei die schwache Kreditvergabe im privaten Sektor, so Rieder. Die Banken können den Unternehmen keine attraktiven Kredite mehr gewähren, weil sie entweder kurz vor dem Bankrott stehen (mehr hier) oder ihre Kapitalquoten erhöhen müssen. Die Rating-Agenturen haben die Bestnote AAA aus Europa fast komplett verbannt (hier).
Der Finanzriese BlackRock verwaltet Vermögenswerte in Höhe von 3,7 Billionen Dollar weltweit. Sein Rückzug aus dem europäischen Raum verheißt nichts Gutes für dessen Staaten und den Euro: Staatsanleihen werden nur verkauft, wenn Investoren den größtmöglichen Gewinn vermuten. Wenn ein Großinvestor wie BlackRock seinen Anteil reduziert könnte das Nachahmungseffekte nach sich ziehen, die den Wert der Staatsanleihen zum Absturz bringen.
Zusammen mit der angespannten Situation auf den Finanzmärkten infolge der Zypern-Krise könnte das die längst begonnene Kapitalflucht aus Europa noch beschleunigen (hier). Für Investoren sind die Schwellenländer attraktiver geworden. Sie gewinnen international deutlich an Einfluss (hier). Rieder, der Vermögenswerte in Höhe von über einer halben Billion Dollar handelt, hat kürzlich Staatsanleihen mit hohen Renditechancen in Asien gekauft.
Die schwache wirtschaftliche Entwicklung in Europa werde den Kurs des Euro in sechs Monaten auf einen Wert von 1,20 € drücken, so Rieder (mehr hier). Auch in den USA seien die Investitionsperspektiven wieder deutlich besser als in Europa. Rieder glaubt an eine Erholung der US-Wirtschaft und an ein Ende der exzessiven Geldpolitik der Fed. Der Dollar werde folglich bis Ende des laufenden Jahres wieder an Wert gewinnen.