Finanzen

Druck auf Draghi steigt: Staatsanwalt ermittelt gegen italienische Notenbank

Lesezeit: 1 min
31.01.2013 01:49
Im italienischen Banken-Skandal gerät EZB-Chef Mario Draghi immer stärker unter Druck. Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Banca d’Italia. Sie soll ihre Aufsicht bei der angeschlagenen Monte dei Paschi di Siena vernachlässigt haben. Neue Details werfen Fragen über die Rolle des damaligen Zentralbank-Chefs Mario Draghi auf.
Druck auf Draghi steigt: Staatsanwalt ermittelt gegen italienische Notenbank

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell:

Weidmann warnt Tarifpartner: Inflations-Gefahr bei 5 Prozent Lohnerhöhung

Der Krimi um die älteste Bank der Welt (die Vorgeschichte hier) geht weiter. Die Staatsanwaltschaft von Trani ermittelt gegen die italienische Notenbank und gegen den Banken-Regulator Consob. Sie sollen die Monte dei Paschi di Siena (MPS) nicht ordentlich überwacht haben. Chef der Banca d’Italia war zum fraglichen Zeitpunkt im Jahr 2010 der heutige Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi. Die Anlegerschützer der Organisation Adusbef hatte Anzeige gegen die Notenbank erstattet.

Bisher hatte die Notenbank behauptet, von den Derivaten-Geschäften, die der MPS einen Milliarden-Verlust beschert haben, erst vor einigen Wochen erfahren zu haben. Nun stellt sich heraus, dass die Notenbank bereits im Jahr 2010 von den Unregelmäßigkeiten Wind bekommen hatte. In einer Mitteilung sagte die Bank, dass „ein Problem ans Licht“ gekommen sei. Erst ein Jahr später habe die Notenbank „andere Autoritäten“ von den dubiosen Geschäften in Kenntnis gesetzt zu haben. Diese lange Anlaufzeit bei einem sich offenbar abzeichnenden Skandal ist für Beobachter absolut unverständlich.

Der Mailänder Wirtschaftsprofessor Alberto Carnevale-Maffe sagte Bloomberg: „Ich würde erwartet haben, dass die Notenbank von der MPS Transparenz gefordert hätte, nachdem sie im Jahr 2010 die Transaktionen überprüft hatte.“

Die Börse in Mailand musste am Mittwoch erhebliche Verluste hinnehmen, einzelne Finanztitel brachen bis zu 40 Prozent ein. Es wurde außerdem bekannt, dass Manager der MPS illegale Provisionen für die verheerenden Derivate-Geschäfte kassiert haben. Gegen die Manager ermittelt nun die Staatsanwaltschaft in Siena, die sich nicht zu den konkreten Vorwürfen äußern wollte. Die Ermittlungen seien sehr kompliziert, man wolle die Ergebnisse nicht durch verfrühte Veröffentlichungen gefährden.

Die Konsumentenschutz-Vereinigung Codacons kündigte an, die Zentralbank und den Regulator auf 3,9 Milliarden Euro Schadenersatz verklagen zu wollen, weil beide Behörden ihre Aufsichtspflicht verletzt hätten. Die MPS war mehrfach mit Steuergeldern gerettet worden, unter anderem mit Bond-Geschäften, die von Italiens nicht gewähltem Premier Mario Monti genehmigt wurden (mehr hier).

Der Bank droht nun die Verstaatlichung. Finanzminister Vittorio Grilli sagte, er „hoffe“, dass sich die Verstaatlichung vermeiden lasse. In jedem Fall wird der italienische Steuerzahler für das Milliarden-Desaster aufkommen müssen.

Weitere Themen

Augsburger Staatsanwalt: Ausforschung von Internet-Nutzern „ein normaler Vorgang“

Automobil-Zulieferer vor dramatischem Wandel: Flexible Jobs werden die Regel

USA bestätigen israelischen Angriff auf Syrien


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstige Modelle - doch ein Produkt wird viel wichtiger
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...